Altes und totes Holz wird es auf knapp 40 Flächen im Balinger Stadtwald geben. Der Gemeinderat segnete ein entsprechendes Konzept ab, um damit seltene Tier- und Pflanzenarten zu schützen. Foto: Ad_hominem/ Shutterstock

Gemeinderat stimmt für Alt- und Totholzkonzept. Vorerst keine schwarzen Zahlen mehr.

Balingen - Dass Gewinne aus der Waldwirtschaft dem städtischen Haushalt zufließen, damit ist es in Balingen vorerst vorbei. Finanzielle Einbußen sind auch durch die Umsetzung des Alt- und Totholzkonzepts zu erwarten, doch Letzteres ist durchaus gewollt.

Diesem Konzept gab der Gemeinderat in der Sitzung am Dienstag seine Zustimmung. Es sieht vor, dass rund 90 Hektar des 1648 Hektar großen Stadtwalds als so genannte Waldrefugien ausgewiesen werden. In diesen 39 Teilflächen wird zukünftig auf eine Holznutzung verzichtet. Dadurch entgehe der Stadtkasse jährlich ein Erlös von rund 5000 Euro, erläuterte Oberforstrat Christian Beck.

Rechtssicherheit für Forstmitarbeiter

"Mit dem Alt- und Totholzkonzept wird das Ziel verfolgt, Tier- und Pflanzenarten, die immer seltener geworden sind oder seltener werden, zu schützen", so Beck weiter. Totholz sei ein entscheidender Faktor für die Biodiversität. Außerdem bekämen die Forstmitarbeiter Rechtssicherheit. Und schließlich könnten die Waldrefugien als Naturschutzleistungen dem Ökokonto zugerechnet werden.

Entsprechende Flächen befinden sich vor allem in unzugänglichen Traufbereichen auf den Gemarkungen von Streichen, Zillhausen, Frommern, Weilstetten sowie Roßwangen und Stockenhausen. Auch auf den Gemarkungen von Balingen, Ostdorf oder Heselwangen wird es Refugien geben, damit es auch weiterhin unterschiedliche Waldtypen gibt, wie ein weiteres Ziel beschrieben wird.

"Das Alt- und Totholzkonzept tut dem Wald und dem Naturschutz gut", hielt Dietmar Foth (FDP) fest. "Das Ziel der Biodiversität kommt uns entgegen", ergänzte Uwe Jetter (Grüne). Und Klaus Hahn (CDU) wies darauf hin, dass sich Balingen, was den Wald betreffe, "schon lange auf dem richtigen Weg befindet". Das zeige sich nun auch mit der Verabschiedung des Alt- und Totholzkonzepts.

Stadt muss sich auf negative Zahlen einstellen

Dennoch: Die Stadt muss sich nach jahrelangen Überschüssen wohl auf negative Zahlen einstellen. So sieht der Waldwirtschaftsplan für 2020 ein Minus von rund 170.000 Euro vor. Diese setzen sich aus Steuerungsumlagen in Höhe von rund 100.000 Euro und aus einem Minus von mehr als 60.000 Euro zusammen, dass sich laut Plan aus der Differenz von Einnahmen und Ausgaben ergibt. Hierfür machte Beck auf Nachfrage unserer Zeitung sinkende Preise aufgrund der Holzschwemme verantwortlich, verursacht vor allem durch den Borkenkäfer und die Dürre. Der Einschlag werde heruntergefahren, erklärte Oberbürgermeister Helmut Reitemann. Und der Oberforstrat hielt fest: "Wir bringen kein gutes Holz auf einen schlechten Markt."

Beck rechnet zwar damit, dass bereits in diesem Jahr im Waldhaushalt ein Minus verkraftet werden müsse. Er geht aber nicht davon aus, dass es dauerhaft so bleiben werde. "Der Stadtwald ist vielfältig aufgestellt", gibt er sich zuversichtlich.