James Rizzis Werke, die noch bis 4. Oktober in der Stadthalle Balingen zu sehen sind, ziehen die Betrachter altersübergreifend in ihren Bann.Fotos: Engelhardt Foto: Schwarzwälder Bote

Kunst: 5000. Ausstellungsbesucher wird in der Stadthalle erwartet / Folgeprojekt ist in Planung

Minutenlang stehen eine Mutter und ihre Tochter vor einem großformatigen Werk von James Rizzi. Immer wieder geht kurz ein Finger Richtung Kunstwerk, zwei, drei Worte werden gewechselt. Dann tauchen beide wieder ganz für sich in die bunte Welt des amerikanischen Künstlers ein.

Balingen. Bernhard Feil, Inhaber der Tübinger Galerie Art28 und Kurator der Balinger Ausstellung, tauscht sich derweil im Foyer der Stadthalle mit Besuchern aus. 500 Werke sind allein im Ausstellungsshop zu finden. "Das Interesse der Besucher am Leben und Wirken von James Rizzi ist unglaublich groß", freut sich der Geschäftsführer der Art28 Kunsthandlung & Gallery Gmbh in Tübingen.

Der Macher der großen Rizzi-Retrospektive ist sehr zufrieden nach rund zwei Wochen, auch wenn aufgrund der Corona-Pandemie in diesem Jahr vieles anders läuft. Zur mittlerweile 19. Kunstausstellung in der Stadthalle Balingen sind bisher täglich rund 325 zahlende Besucher gekommen – Kinder im Alter unter acht Jahren nicht mitgezählt, denn die dürfen kostenlos die bunten Bilder betrachten. Am Ende werden es wohl 15 000 bis 16 000 Besucher werden, schätzt Bernhard Feil: "Ich bin zufrieden, auch wenn die Corona-Pandemie für uns vieles geändert hat."

Ohne die Einschränkungen durch das Virus wären sicherlich mehr als doppelt so viele Besucher gekommen, meint er. Doch das Konzept musste den neuen Gegebenheiten angepasst, die Hygieneverordnungen müssen eingehalten werden. "Auch wenn wir einiges anders machen mussten als geplant, läuft alles wie am Schnürchen." Die Besucher würden die Vorkehrungsmaßnahmen annehmen und sich an das Sicherheitskonzept halten. "Die Ausstellungsbesucher sind alle ganz entspannt und können die Exponate genießen – das ist das Wichtigste."

Bis zu 75 Haushalte könnten gleichzeitig in die Ausstellung gehen, je nach Größe der Gruppen sind es aber manchmal auch nur 50. Es sei ein ständiges Kommen und Gehen. "Man könnte gerade meinen, dass sich die Besucher absprechen würden. Es ist ein permanenter Strom", erklärt Bernhard Feil. Bereits vor dem offiziellem Einlass seien die ersten Besucher da, die letzten kämen eine Stunde vor Schließung.

"Unsere Führungen sind schon lange ausgebucht", betont Feil. Aufgrund Corona seien solche nur vor und nach den offiziellen Ausstellungszeiten durchführbar. "Das Interesse ist derart groß, dass wir zusätzliche Führungen ins Programm genommen haben, aber auch die sind mittlerweile bereits fast vollständig weg."

Von den bisher verkauften Tickets seien nur rund zehn Prozent über den Vorverkauf gegangen. Viele Menschen würden sich spontan für einen Ausstellungsbesuch entscheiden. "Das ist für uns aber kein Problem, wir haben ein gut funktionierendes Team. Kein Besucher musste bisher länger als drei oder vier Minuten warten, bis er in die Ausstellung konnte." Und wer einmal in der Ausstellung sei, der könne sich die Ausstellungsstücke dann ganz in Ruhe anschauen. Rund eineinhalb Stunden verweilen die Besucher in der Regel in den Räumlichkeiten der Stadthalle. Die hält neben den 700 Ausstellungsstücken auch 500 Exponate bereit, die die Liebhaber der Rizzi-Kunst käuflich erwerben können.

Der Kurator musste übrigens von seinem ursprünglichen Konzept wegen der derzeitigen Einschränkungen einiges streichen. Kinderkunstwelt, Kino und Fotospots mit Rizzi-Figuren mussten weichen. Dafür wurde ein ganz neues Raumgefühl geschaffen. "Die Besucher können sich ganz auf die Kunst konzentrieren und freuen sich über das Gefühl, die Kunstwerke ganz für sich alleine zu haben und alles in Ruhe anschauen zu können", weiß Feil aus unzähligen positiven Rückmeldungen: "Die Besucher genießen diese entschleunigte Art des Kunstgenusses sichtlich."

Auf die Kompetenz des Kurators müssen die aber trotzdem nicht verzichten. "Ich laufe selbst oft durch die Ausstellung, und viele Besucher fragen mich dann einfach etwas über die Kunstwerke", erzählt er. Da könne es schon einmal passieren, dass er mit einem Besucher minutenlang über ein ganz bestimmtes Werk von Rizzi plaudere. "Sobald mich die Menschen ansprechen, habe ich gewonnen", sagt der Kurator, dem diese Miniführungen sehr viel Spaß machen. "Das zeigt doch, wie viel Interesse die Besucher nicht nur an der Kunst, sondern auch am Leben und Wirken des amerikanischen Künstlers haben."

Etwas ganz Besonderes wird zum Ende der Ausstellung noch über die Bühne gehen, verspricht Feil. Der 4. Oktober ist der letzte Ausstellungstag, am 5. Oktober wäre der Künstler 70 Jahre alt geworden. "Wir haben uns schon das eine oder andere überlegt", lässt der Ausstellungsmacher durchblicken. "Wir könnten uns gut vorstellen, am letzten Tag besonders lange offen zu haben und in den Geburtstag von James Rizzi hinein zu feiern." Noch sei aber nichts spruchreif.

Mit den Balinger Verantwortlichen für die Kunstausstellungen habe er außerdem schon über mögliche zukünftige Projekte gesprochen. "Nach dieser Ausstellung wird es weitergehen, es wird eine weitere Ausstellung geben", ist sich Bernhard Feil sicher. Offizielle Details gebe es zwar noch keine, aber die ersten Gespräche seien bereits positiv verlaufen. Denn der Kurator und sein Team können auf reichlich Know-how im Kunstbereich zurückgreifen. Im Jahr werden 300 Galerien und 250 Ausstellungen weltweit betreut. Das gehe nur mit einem professionellen Team von langjährigen und hoch qualifizierten Mitarbeitern, so Feil. Trotz seiner internationalen Erfahrung sei die Fortsetzung der langen und erfolgreichen Tradition der Balinger Kunstausstellungen auch für ihn etwas Besonderes. Und die 19. Auflage mit James Rizzi auch aufgrund der Corona-Pandemie eine ungewöhnliche.

Aber nicht nur Werke von James Rizzi stellen die Tübinger derzeit aus. In der Balinger Zehntscheuer sind auch noch bis 6. September Arbeiten von Janosch, einem der bedeutendsten Kinderbuchautoren und -illustratoren, zu sehen. Bernhard Feil stellt der Stadt Balingen die Exponate kostenlos zur Verfügung, alle Interessierten können die Ausstellung daher auch dienstags bis sonntags jeweils von 14 bis 17 Uhr kostenfrei besuchen. "Das Balinger Stadtmuseum ist sensationell, da es durch seine besondere Atmosphäre einzigartig ist", schwärmt der Kurator.

Der 5000. Besucher von "James Rizzi – Ein Leben für die Kunst" wird übrigens am Sonntagabend oder Montagvormittag erwartet.