Impfpass ausgefüllt? Laut Gesundheitsamt ist im Zollernalbkreis jeder zehnte Erstklässler nicht geimpft. (Symbolfoto) Foto: dpa

Im Zollernalbkreis wurde bislang kein einziger Fall gemeldet. Bei der Impfmoral im landesweiten Vergleich im oberen Drittel.

Zollernalbkreis - Nachdem in Berlin ein Kleinkind an Masern gestorben ist, wird heftig diskutiert über einen möglichen Impfzwang. Im Zollernalbkreis wurde bislang keine Masern-Erkrankung gemeldet. Nach Angaben des Gesundheitsamts sind hier die meisten Kinder immunisiert, aber nicht alle.

Anhand der Daten, die dem Gesundheitsamt durch die bestehende Arztmeldepflicht beziehungsweise Labormeldepflicht vorliegen, zeige sich, dass der Zollernalbkreis bei der Impfmoral im Vergleich zu den anderen Stadt- und Landkreisen in Baden-Württemberg im oberen Drittel liege, teilt das Landratsamt auf Anfrage mit.

Bei den Einschulungsuntersuchungen im Jahr 2012 zeigte sich, dass 90,2 Prozent der Kinder zweimal gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) geimpft waren. Ein Jahr später waren es 92,5 Prozent, und im vergangenen Jahr 90,7 Prozent. Landesweit sieht es noch etwas schlechter aus: 5,2 Prozent der vier- bis fünfjährigen Kinder sind ungeimpft, nur 88,8 Prozent haben die empfohlene zweite Masernimpfung.

Die relativ gute Impfmoral sei dem Engagement der Kinder- und Hausärzte, der Impfaufklärung und den verantwortungsvollen Eltern zu verdanken. Um das Masernvirus aber auszurotten, bedürfe es einer Impfungsrate von mindestens 95 Prozent: "Das bedeutet, dass 95 Prozent der Bevölkerung zweimal gegen Masern geimpft sein müssen, damit das Wildvirus nicht mehr zirkulieren kann", teilt das Gesundheitsamt mit.

So genannte "Impflücken" gebe es insbesondere in Familien von Impfgegnern sowie im Altersbereich der über 18-jährigen und der nach 1970 geborenen Erwachsenen.

Eine der ansteckendsten Krankheitserreger

Masern zählen zu den ansteckendsten Krankheitserregern, mit denen sich ein Mensch infizieren kann. Mehr als neun von zehn ungeimpften Personen erkranken nach einem Kontakt mit dem Virus. Aus diesem Grund sollten Nichtgeimpfte großen Abstand zu Erkrankten halten. Schon ein Nieser oder Huster genügt, damit die Erreger – in Tröpfchen verpackt – von einem Menschen zum anderen gelangen.

Das Robert-Koch-Institut empfehle deswegen nicht nur die zweimalige Masernimpfung von Säuglingen, sondern grundsätzlich auch deren Nachholung bis zum 18. Lebensjahr. Darüber hinaus sollten alle nach 1970 geborenen Personen mit unklarem Impfstatus, ohne Impfung oder mit nur einer Impfung in der Kindheit eine weitere MMR-Impfung beim Hausarzt.

Auch alle älteren Erwachsenen, die beruflich in Kontakt mit Personen kommen könnten, die an Masern erkrankt sind (medizinische Versorgung, Kinderbetreuung), sollten sich bei fehlender Immunität impfen lassen.

Eine Masernerkrankung sei nicht harmlos, weil sie mit Komplikationen verlaufen und im Extremfall tödlich sein könne.

Die Effektivität einer zweimaligen Masernimpfung sei hoch – sie verhindere zu 99 Prozent eine Masernerkrankung, teilt das Gesundheitsamt mit. Eine einmalige Impfung verhindere eine Erkrankung nur zu 91 Prozent. Der diagnostizierende Arzt müsse laut Infektionsschutzgesetz einen Krankheitsverdacht, eine Erkrankung oder den Tod durch Masern melden.

Auch durch diagnostizierende Labore sei das Masernvirus meldepflichtig. Auch Kindergärten, Schulen oder andere Betreuungseinrichtungen müssen Erkrankungen dem Gesundheitsamt melden. Kinderärzte und Hausärzte- müssen zudem die Eltern über die Bedeutung eines Impfschutzes und über mögliche Risiken aufklären. Die Daten, die etwa bei Einschulungsuntersuchungen gewonnen werden, muss das Gesundheitsamt anonymisiert der Landesgesundheitsbehörde und dem Robert-Koch-Institut übermitteln.

Krankheiten wie Masern, aber auch Mumps und Röteln, würden oft nicht ernst genug genommen, heißt es in einer Mitteilung der AOK Neckar-Alb. Vereinzelt würden Stimmen laut, die Impfungen an sich in Frage stellen. Aber durch Schutzimpfungen seien die Pockenerreger weltweit und die Kinderlähmung in Europa praktisch verschwunden. Auch Tollwutfälle seien in weiten Teilen Europas nahezu auf Null reduziert worden. Die Empfehlung der Kasse: Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre sollten zweimal gegen MMR geimpft sein. Auch über 18-Jährige, die nur einmal geimpft seien oder einen "unklaren Impfstatus" hätten, sollten die Dreifachimpfung wiederholen.