Zuversichtlich, was die Ausbildungssituation im Zollernalbkreis angeht: Arbeitsagentur-Chef Georg Link, der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Walter Herrmann und der stellvertretetende Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, Rainer Neth (von links nach rechts). Foto: Ungureanu

Lehrlinge sind Mangelware: Arbeitsagentur und Kammern stellen aktuelle Situation im Ausbildungsbereich vor.

Balingen - Bei der Arbeitsagentur und den Kammern ist man zuversichtlich: Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt ist gut, und das dürfte weiterhin so bleiben. Fast jeder Schulabgänger, der in einem Beruf Fuß fassen möchte, ist versorgt.

 

Georg Link, der Chef der Balinger Arbeitsagentur, beschreibt die Entwicklung von Angebot und Nachfrage so: "Früher haben wir uns darum bemüht, dass jeder Jugendliche einen Ausbildungsplatz bekommt, heute bemühen wir uns darum, dass jeder Betrieb einen Auszubildenden bekommt." Anders gesagt: Der Wettbewerb der Ausbildungsbetriebe um neue Auszubildende verschärfe sich. Zurzeit gebe es nur geringfügig mehr Bewerber als offene Ausbildungsplätze.

Neben der hauseigenen Börse der Arbeitsagentur, die nur einen Teil des Ausbildungsmarktes abdecke, würden viele Betriebe auch andere Wege gehen und etwa Bildungspartnerschaften schließen. Als "Wermutstropfen" bezeichnet es Link, dass zurzeit noch 44 Bewerber unversorgt seien – im vergangenen Jahr waren es nur vier. Dem gegenüber stehen allerdings 203 unbesetzte Stellen (2012 waren es 135).

Mittlerweile seien Betriebe dazu übergegangen, den Bewerbern, die nicht aus dem Ort kommen, einen Mofa-Führerschein zu finanzieren und sogar Mofas zu leasen. Mit ein Grund dafür, dass im Handwerk viele Stellen unbesetzt bleiben, sei nicht nur die demografische Entwicklung, sondern auch die Tendenz hin zu höheren Bildungsabschlüssen: Die Abschaffung der Grundschulempfehlung habe dazu geführt, dass 60 Prozent mehr Schüler sich für ein Gymnasium entscheiden, 16,5 Prozent mehr für eine Realschule.

Was die "Top-10-Ausbildungsberufe angeht", so seien Industriemechaniker und -kaufmann am meisten gefragt, die "Schlusslichter" bilden die Bankkaufleute und Friseure.

Rainer Neth, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, verwies darauf, dass es Nachholbedarf an Ausbildungsplätzen gebe. Mehr Betriebe würden zurzeit Ausbildungsplätze im Handwerk anbieten. Im Elektro-Metall-Bereich gebe es einen Zuwachs von 1,3, im Bau- und Ausbaubereich von 2,9 Prozent. Dagegen gebe es im Bekleidungsbereich ein Minus von 75, im Holzbearbeitungsbereich von 43,5 Prozent. 298 freie Ausbildungsstellen gebe es noch im Kammerbezirk, und für 2014 seien jetzt schon 857 Lehrstellen gemeldet worden. Sein Tipp: rechtzeitig bewerben und die "Rosinen herauspicken".

Walter Herrmann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Reutlingen, stellt eine ähnliche Tendenz fest: Das Rekordniveau von 2012 habe man nicht halten können, bei den neuen Ausbildungsverträgen gebe es im Zollernalbkreis ein Minus von 5,4 Prozent: "Qualifizierte Bewerber fehlen". Während der Rückgang bei den technischen Bewerbern eher gering sei, schlage er vor allem im Handel zu Buche. Als positiv vermerkte er, dass viele Betriebe bereit seien, auszubilden: "Es gibt keine Alternative, wenn die Betriebe ihren Fachkräftebedarf decken wollen."