Jochen Rogg. Foto: Familie

Familienmensch und Unternehmer geht vor seiner Zeit. Mann mit Gerechtigkeitssinn und liberalen Werten.

Balingen - Die Nachricht machte in dieser Woche viele Menschen in Balingen betroffen: Jochen Rogg, geschäftsführender Gesellschafter des gleichnamigen Möbelhauses, ist tot. Der Vater von drei Kindern ist am Montag vor seiner Zeit im Alter von 61 Jahren an den Folgen eines Unfalls gestorben; eines Unfalls, der sich ereignete, als er seinem liebsten Hobby nachging: dem Motorradfahren.

Seine Angehörigen erinnern sich an Jochen Rogg in großer Liebe. Ein Familienmensch sei er gewesen, vor allem seine Kinder Julian und Laura aus der Ehe mit Annette Rogg sowie Sophie waren ihm wichtig. Das zeigte sich bei vielen gemeinsamen Unternehmungen. Und immer wieder freitags, wenn Jochen Rogg, privat ein Genießer und Freund der guten Küche, sich an den Herd stellte und für alle etwas Leckeres zauberte.

Daneben war Jochen Rogg kulturell interessiert, vor allem Italien hatte es ihm angetan. Aus dem Land stammen auch die Motorräder, für die er eine so große Vorliebe hatte: Ducati. Die Faszination für Zweiräder hatte einst sein Großvater Karl Rogg geweckt, als er Jochen Rogg zum 16. Geburtstag ein Moped schenkte. Damit war er viel unterwegs in seiner Jugendzeit, die er in Balingen verbrachte. "Umtriebig" sei diese Phase gewesen, sagen seine Kinder, ihr Vater sei ein "Rebell im positiven Sinne" gewesen.

Sie beschreiben Jochen Rogg zudem als aufmerksamen politischen Beobachter – sei es der Landes-, die Bundes- oder Balinger Lokalpolitik. Ebenso verfügte er über einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn in Verbindung mit liberal-toleranten Anschauungen: Menschen gleich welcher sozialer Herkunft, Nationalität oder religiöser Anschauung begegnete er offen, ohne Vorurteile – und behandelte alle gleich.

Jochen Roggs berufliche Laufbahn war vor dem Hintergrund des Familienunternehmens quasi vorgezeichnet. Als Vertreter der dritten Generation stieg er kurz nach dem Abschluss des Studiums der Wirtschaftswissenschaften in Berlin in die von seinem Großvater und Schreinermeister Karl Rogg im Jahr 1938 begründete Firma ein und führte zusammen mit seinem Vater Hans Rogg die Geschäfte.

Mit unternehmerischem Weitblick trieb Jochen Rogg die Expansion des Unternehmens mit voran: Ende der 1980er-Jahre plante er gemeinsam mit seiner Schwester Beatrice den Mitnahmemarkt "Rogg&Roll". Die Möbelfabrik und die Schreinerwerkstätte wurden Mitte der 1990er-Jahre von der Widerhold- an die Erlaheimer Straße ausgelagert – und an der Widerholdstraße der moderne Neubau mit heute rund 55.000 Quadratmetern Ausstellungs- und Verkaufsfläche errichtet. Den Neubau zeichnete die Architektenkammer Baden-Württemberg für "beispielhaftes Bauen" aus.

Das Möbelhaus Rogg beschäftigt derzeit mehr als 800 Mitarbeiter und gehört flächenmäßig zu den fünf größten Einrichtungshäusern Deutschlands. Außer im Familienunternehmen war Jochen Rogg auch im Möbeleinkaufsverband Begros engagiert, in dem sich 13 Einrichtungshäuser aus Deutschland und Österreich zusammengeschlossen haben.

Nach der Nachricht vom Tod Jochen Roggs haben die Mitarbeiter Seniorchef Hans Rogg und der Familie nicht nur ihr Beileid ausgesprochen, sondern auch "100-prozentige" Verbundenheit mit dem Unternehmen signalisiert. Der Betrieb läuft weiter, muss. Wie es mit der Geschäftsführung weitergeht, ist derzeit offen, Sohn Julian hat unlängst sein Studium abgeschlossen und ist mittlerweile im Unternehmen aktiv.