Joggen und gleichzeitig jonglieren: Sven Brandelik zeigt, was "Joggeln" bedeutet. Fotos: Ungureanu Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Macher, Ideen und Projekte beim Kreativpodium von "Freiraum" in der Friedrichstraße 48

Balingen ist freundlich, und Balingen ist kreativ. Vier kreative Macher, Ideen und Projekte haben am Montagabend in der Friedrichstraße 48 eine Plattform gefunden – und ein kleines hölzernes Podium, auf dem sie präsentiert werden konnten.

Balingen. Auf der Treppe in die oberste Etage des Hauses weisen Kerzen und Pfeile den Weg. Erstaunlich viele Besucher sind zum Kreativpodium von "Freiraum" gekommen. So viele, dass am Ende kaum noch ein Sitzplatz zu haben ist. Im vorderen Bereich, vor der Beamer-Leinwand, steht das kleine hölzerne Podium, die tragbare Plattform für alle Kreativen aus Balingen und der Region.

Ziel des Vereins "Freiraum – Balingen kreativ" sei es von Anfang an gewesen, eine Plattform für Kreativität in der Region zu schaffen, sagte Frank Türke. "Kreativität soll ein Standortfaktor für Balingen werden." Und dabei gehe es nicht nur um "tolle Kunst", die sowieso kreativ sei, sondern auch um Dinge wie Sport oder Wirtschaft.

16 und 17 sind die beiden Violinistinnen Carla und Nina, und, wie sie sagen, "schon ewig befreundet". Gemeinsam machen sie seit anderthalb Jahren Musik, "auch schon eine Ewigkeit". Dass sie dabei auch Spaß haben, sieht und hört man.

Zum Nachdenken anregen will der kleine Werbefilm, den Ralph Setzer von der Denkfabrik Zollernalb vorführt. Und ein Denkanstoß soll es sein: Was tun gegen den Online-Handel, gegen den Versand aus China, gegen die vielen Spediteure, die ins Wohngebiet einfahren? Eine Gebührt für die Zufahrt käme, so die Aussage, allen zugute. Nicht zuletzt der Umwelt und dem örtlichen Einzelhandel. Um "Einkaufen mit Herz".

Bunte Farbtupfer in die Städte und Gemeinden, aber auch auf einem Betriebsgelände soll das Projekt #Kunst=Energie setzen – eine Kooperation von Freiraum und Lebenshilfe Zollernalb. Stand- und Wetterfeste Stellwände sollen es werden, die örtlich frei platziert werden können, die sich für temporäre Gestaltungskonzepte eignen als "künstlerische Transmissionselemente". Ein Projekt, das, wie Bernhard Jung bemerkte, noch nicht fertig sei, sondern im Entstehen, "ein Prozess". Ein Beitrag zum "freundlichen Balingen", ähnlich wie die Stromkasten-Aktion.

Mario Klein beschrieb die Suche nach dem geeigneten, vandalensicheren und stabilen Material, führte ein Modell vor, das auch im Wasser stehen könnte. Holger Klein von der Stiftung Lebenshilfe erinnerte an die Berliner Mauer, die auch viel Raum für Kunst und Kreativität geboten habe. Kreativität sei nötig, weil sie zur Lebensqualität beitrage.

Unter dem Titel "Pascal kann schreiben" stellte Martina Groß von der Dreifürstensteinschule ein von ihr entwickeltes Programm vor – und einen jungen Mann, der dank dieses Programms Schreiben gelernt hatte. Symbole und Wortvorschläge unterstützen dabei, Texte zu schreiben, die auch per E-Mail oder WhatsApp verschickt werden können.

Unterhaltsam der Auftritt von Sven Brandelik, der in seiner Kindheit im Balinger Ferienzirkus Jonglieren gelernt hatte und später, in Workshops, das Potenzial entdeckt hatte, das darin steckt. "Es kann bei Kindern etwas auslösen, die sich sonst etwas schwer tun", sagte er. Und führte vor, was man sich unter "Joggeln" vorstellen muss: joggen, dabei jonglieren, sprechen und das Gedächtnis trainieren. Dabei gehe es um den "inneren Fokus". Aus seiner Sicht sei das "Joggeln" daher vielseitiger als jeder andere Sport.

Einmal mehr soll Balingen sein freundliches Gesicht zeigen am "Tag der Freundlichkeit", am ersten Sonntag im Juni: Dann soll es auf der Rasenfläche bei der Arbeitsagentur eine anderthalbstündige Yoga-Session mit der Musical-Darstellerin und Yoga-Lehrerin Beatrix Reiterer geben – mit Lachyoga, Singen und mehr.

Fünf Jahre sei es nun her, erinnert sich Bernhard Jung, dass der Künstler Michl Brenner gesagt habe: "Ich bin freundlich. Und meine Freundlichkeit verändert die Gesellschaft." Bei der Freundlichkeit ist es geblieben. Locker war auch das "Come together" am Ende: Reden, Ideen sammeln, sich austauschen bei ein paar Häppchen und einem Bier, wozu Hausherr und Gastgeber Wolfgang Pupke eingeladen hatte.