Alles klar mit den Uria-Rindern? Bei Ernst Hermann Maier in Ostdorf rückten gestern Kontrolleure an. Foto: Krause

Streit um Ohrmarkenpflicht: Behörden ordnen Kontrolle der Tiere an. Familie Maier sieht Störung als Provokation an.

Balingen-Ostdorf - Überraschung: Gleich vier Kontrolleure rückten am Mittwochmorgen den Uria-Rindern von Ernst Hermann Maier in Ostdorf auf den Leib. Angekündigt war eine Vollkontrolle binnen 48 Stunden. Der Grund: Es gelte, festzustellen, ob die 259 Tiere von Familie Maier tatsächlich keine Ohrmarken tragen.

Reine Schikane, meint Rinderflüsterer Maier, das hätte er den Kontrolleuren auch am Telefon sagen können. Er selbst sei zu dem Zeitpunkt gar nicht in Ostdorf, sondern in München gewesen. Dass die Tiere nicht mit Ohrmarken, sondern mit Transponder-Chips gekennzeichnet seien, sei hinlänglich bekannt. Und bei dieser Kennzeichnung bleibe es – aus Gründen des Tierschutzes und der Sicherheit.

Weihnachtsgeschäft musste stundenlang ruhen

In der stressigen Vorweihnachtszeit füge eine solche Kontrolle dem Betrieb wirtschaftlichen Schaden zu, weil dann das Weihnachtsgeschäft stundenlang ruhen müsse. Aber man habe sich aus gutem Grund nicht geweigert, die Kontrolleure zu empfangen: "Sonst wäre das bestimmt ein Grund gewesen, unsere Zuschüsse abzulehnen." Die wolle man wohl sowieso streichen.

Dass Landrat Günther-Martin Pauli wiederholt versucht habe, Regierungspräsidium und Landwirtschaftsministerium dazu zu bewegen, den Termin auf Januar zu verschieben, sei aus Tübingen und Stuttgart abgelehnt worden. Auch dass der Landrat in einem Schreiben an den Landwirtschaftsminister an den "verwaltungsüblichen Weihnachtsfrieden" erinnerte, habe nichts gebracht: "Das sind Schreibtischtäter, die juckt das nicht. Wir wurden bewusst provoziert, die haben wohl gehofft, wir sagen, wir machen das nicht."

Die Vorgaben in der Ankündigungs-Mail habe man freilich nicht einhalten können, sagt Betriebschefin Annette Maier. Da sei gefordert worden, dass man die Tiere allesamt in einen Stall sperre und nur einzeln, durch einen so genannten Treibgang, ins Freie lasse. "Mit einer frei laufenden Herde ist das nicht machbar", sagt Annette Maier. "Die Tiere würden in Panik geraten." Außerdem verfüge der Uria-Hof über gar keinen so großen Stall. Und dann: "Eine frei laufende Herde in zwei Tagen zu Stallvieh umzumodeln, ist nicht möglich."

Zwischen 9 und 13 Uhr waren 210 von 239 Tieren kontrolliert, sämtliche Transponder-Chips ausgelesen und zwar zweimal, mit dem neuen Gerät von Familie Maier. und mit einem zusätzlichen Gerät des Kontrolleurs.

Das Ergebnis habe auch die Kontrolleure positiv überrascht: Anhand einer Liste wurde jedes einzelne Tier identifiziert, sogar die Nummer der zugehörigen Ohrmarke angezeigt. "Nur der Bulle Pawel trägt keinen Chip", sagt Annette Maier. Der sei zu groß, er passe in die Fanganlage gar nicht rein. "Aber das war bekannt, den erkennt man sofort." Ausdrücklich betont die Landwirtschaftsingenieurin, dass die Tiere zu keinem Zeitpunkt aggressiv gewesen seien. "Aber sie sind eben neugierig. Sie wissen, dass ich immer Äpfel in der Tasche habe." Da habe sich eine Kontrolleurin wohl etwas erschreckt, als ihr eine Kuh zu nahe kam.

Was bleibt, sind finanzielle Einbußen: Die Weihnachtslieferungen mussten um einen Tag verschoben. "Während ich mit der Kontrolle befasst bin, stehen meine Mitarbeiter da und drehen Däumchen", sagt Annette Maier.

u Baden-Württemberg