Blick auf das künftige Baugrundstück: Anstelle der Gebäude, in dem früher der Spielwaren-Jetter und das La Pergola ansässig waren, will die Volksbank Hohenzollern-Balingen tief in die Schwanenstraße hinein ein neues Geschäfts- und Wohnhaus errichten. Dafür lobt das Geldhaus nun einen Wettbewerb aus. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder Bote

Vorhaben: Geldhaus lobt Realisierungswettbewerb für geplantes Gebäude an der Torbrücke aus

Der Neubau eines großen Geschäfts- und Wohnhauses durch die Volksbank Hohenzollern-Balingen an der Schwanenstraße ist seit Jahren im Gespräch. Nun kommt Bewegung in die Sache: Das Geldhaus lobt einen Realisierungswettbewerb aus. Bis zum Sommer soll ein Siegerentwurf gefunden sein, der idealerweise bis zur Gartenschau 2023 auch gebaut ist.

Balingen. Dass der Wettbewerb kommt, darauf hat sich nach Informationen unserer Zeitung Franz Steinhart, Mitglied des Volksbank-Vorstands, in dieser Woche in einem Gespräch mit Oberbürgermeister Helmut Reitemann, Bürgermeister Reinhold Schäfer und Baudezernent Michael Wagner verständigt. Der Wettbewerb wird vom Stuttgarter Büro Kohler und Grohe betreut, das in Balingen bereits mehrere solcher Wettbewerbe begleitet hat – zuletzt jenen zur Neubebauung des Württemberger-Hof-Areals an der Bahnhofstraße.

Den Wettbewerb hatte die Stadtverwaltung immer gefordert, um eine hohe städtebauliche Qualität des Neubaus sicherzustellen. Dieser soll in einem sensiblen Bereich errichtet werden: an der Grenze zur historischen Stadtmauer, und damit am Übergang zur Kernstadt mit ihrem klassizistischen Grundriss, in Nachbarschaft des "Sonne"-Fachwerkhauses sowie mehrerer denkmalgeschützter Gebäude wie dem Farrenstall oder dem ehemaligen Oberamtsgebäude an der Friedrichstraße und den Überresten des Rappenturms.

Wohl kaum ein anderes Baugrundstück in Balingen ist von ähnlicher historischer und ortsbildprägender Bedeutung. Dazu kommt, dass die Stadt in dieser Umgebung bis zur Gartenschau auch noch einiges vorhat: einen Fußweg von der Friedrichstraße bis zum Rappenturm, dessen Geschichte wieder "erlebbar" gemacht werden soll. Die Gemengelage ist komplex – mal eben einfach bauen, das ist dort nur schwer möglich.

Basis für den Neubau ist der Bebauungsplan Rappenturm. Das Änderungsverfahren hatte der Balinger Gemeinderat bereits im Oktober 2017 einstimmig eingeleitet. Zur Klärung der Machbarkeit des Volksbank-Vorhabens hatte das Balinger Architekturbüro Thomas Link eine Vorstudie sowie ein mögliches Modell des Gebäudes erstellt.

Geplant ist ein Bauwerk mit einem ordentlichen Volumen: Es soll sich von der Friedrichstraße – auf der Breite des früheren Spielwaren-Jetter und des einst dort ansässigen Restaurants La Pergola – bis zum Farrenstall an der Schwanenstraße erstrecken sowie von der Schwanenstraße bis nahe an die Steinach-Böschung, mit drei Vollgeschossen sowie einem Dachgeschoss.

Platz soll es im Erd- und im ersten Obergeschoss für großflächigen Einzelhandel bieten, im zweiten Obergeschoss für Büros und Dienstleistungen. Unterm Dach sind Wohnungen vorgesehen.

Der Volksbank-Mitvorstand Joachim Calmbach sagt gegenüber unserer Zeitung, der nun ausgelobte Wettbewerb solle zeigen, "dass es uns ernst ist mit der zeitnahen Realisierung des Vorhabens". Die Ergebnisse sollen bis Juli vorliegen, auf deren Basis soll dann das Bebauungsplanverfahren weiter- und im Gemeinderat ein Grundsatzbeschluss herbeigeführt werden. Dann nämlich erst wissen die Stadträte und die Balinger Bürger, worüber sie konkret zu entscheiden haben und was gebaut werden könnte.

Wesentliche Punkte sind laut Baudezernent Wagner seit der Einleitung des Verfahrens, dem der Gemeinderat im Herbst 2017 zugestimmt hatte, bereits abgearbeitet. Dazu gehört die denkmalschutzrechtliche Fachprüfung, in deren Rahmen die Stadtmauer sowie der Untergrund in Augenschein genommen worden sind. Demnach ist der Abschnitt der bauhistorisch erhaltenswerten mittelalterlichen Stadtmauer auf rund zwölf Meter im Bereich Farrenstall und Rappenturm beschränkt. Ansonsten sei sie nur noch "rudimentär wahrnehmbar".

Dann ist da aber noch die Stützmauer zur Steinach hin: Überwiegend handelt es sich dabei laut Wagner um eine Verblendung. Nur ein kleiner Teil dahinter sei der früheren Zwingermauer zuzurechnen, die der Stadtmauer vorgelagert war. Und dieser kleine Teil sei zudem "sehr marode". Die notwendige Sanierung der Mauer hinab zur Steinach wolle die Stadt möglichst noch in diesem Jahr angehen, so Wagner – bevor die Volksbank mit der Großbaustelle loslegt.

Dies könnte nach Einschätzung von Wagner realistischerweise im Sommer und Herbst 2021 der Fall sein. Bis zum Gartenschaujahr könnte also zumindest der Rohbau des neuen Gebäudes fertig sein – und dank der Mauersanierung könnte die Stadt, so die Hoffnung, den geplanten Fußweg entlang der Steinach bis hin zum Rappenturm anlegen.