NS-Gräuel: 94-Jähriger aus Reutlingen spricht über Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg
"Passt auf, dass nie wieder Krieg entsteht", mahnt Heinz W. in seinem Interview über die Gräueltaten des Nationalsozialismus. Er selbst wurde in Mexiko geboren, wohin seine deutschen Eltern noch vor dem Ersten Weltkrieg emigriert waren.
Sein Bruder Günther W. (14) und er (12) kehrten 1936, in der Hoffnung auf Arbeit, in ihre sogenannte Heimat Deutschland zurück. Zu diesem Zeitpunkt war Hitler bereits drei Jahre an der Macht, und die NS-Ideologie war in vielen Bereichen zu spüren.
In dem von ihm und seinem Bruder besuchten Internat behandelte man sie wie "dumme gefangene Schafe". Wer nicht parierte, wurde bestraft. Vor Beginn des Zweiten Weltkrieges absolvierte Heinz W. eine Ausbildung bei der Flieger-HJ und wurde mit 17 an die deutsche Front eingezogen. Über polnischem Gebiet stürzte er mit dem Flugzeug ab, wurde jedoch von zwei Polen aus dem brennenden Wrack gerettet. "Ohne die Polen wäre ich gestorben", sagt Heinz W. heute über seine ehmaligen Feinde.
Als gegen Ende des Krieges das Ausmaß der Nazi-Schandtaten deutlich wurde, schämte er sich, dabei gewesen zu sein. Daher floh er zurück nach Mexiko, versuchte seine deutsche Identität zu verleugnen. Weder in Mexiko, noch in Deutschland sei er allerdings zuhause gewesen – "in Mexiko kein Mexikaner, in Deutschland kein Deutscher". Dennoch, das sei ihm heute klar, dürfe man nie aufgeben, für Frieden einzustehen. Vielleicht müsse man, so paradox es klinge, sogar dafür kämpfen. (Die Namen wurden in dem Bericht geändert.)
Die Autorinnen sind Schüllerinnen der Klasse 9a am Progymnasium Tailfingen.