Im Duo einfach klasse: Ute Landenberger und Michael Willkommen begeistern mit "Dorftratsch deluxe" in der Balinger Stadthalle. Foto: Breisinger Foto: Schwarzwälder Bote

Comedy: "Kächeles" sind zurück und lassen’s mit "Dorftratsch deluxe" in der Stadthalle krachen

Sechs Monate war Karl-Eugen krank, jetzt meckert und lästert er wieder – Gott sei Dank! So oder so ähnlich werden wohl viele der begeisterten Besucher in der voll besetzten Balinger Stadthalle am Mittwochabend gedacht haben, sind doch die "Kächeles" Karl-Eugen (Michael Willkommen) und Käthe (Ute Landenberger) nach der langen Zwangspause wieder komplett.

Balingen. Bei der Premiere ihres neuen Programms "Dorftratsch deluxe" zeigt sich, dass das schwäbische Erfolgsduo nichts verlernt hat. Die aus dem Leben gegriffenen Pointen kamen beim Publikum bestens an, die ureigene Situationskomik des Duos sorgte wieder für Lacher am laufenden Band.

Passender als "Dorftratsch" hätte der Titel des neuen Programms nicht lauten können, denn in vielem sind die zwei sich zwar uneins, aber eines haben sie gemeinsam: Nachbarn, die ihren Rasen viel zu spät und dazu noch mit einem sündhaft teuren Elektrorasenmäher mähen und ihr Auto vor dem Haus waschen und Bekannte, die schon den dritten Jahresurlaub verbracht haben, sind den Kächeles ein Graus.

Für die Kächeles selber ist es mit Fernreisen eher schwieriger, da es laut Käthe keine "Flugsofas" für den "lahmarschigen Besserwisser" Karl-Eugen gibt, der sogar so lahm sei, dass er auch von Schnecken überholt werde.

Ästhetischer Stich

Im wahrsten Sinne des Wortes bekommen die Nachbarinnen Erna, die von Karl-Eugen als "ästhetischer Stich im Auge des Betrachters" bezeichnet wird, und Martha ihr Fett weg. Martha sei laut Karl-Eugen so fett, dass sie nicht einmal durch die Eingangstür passen würde. Mit Grausen denkt Karl-Eugen an das letzte gemeinsame Abendessen zurück, bei dem Martha drei riesengroße Schnitzel und sechs Weißbier verputzte und den Rest des Essens in der Tupper-Dose mitnahm. "Bei dem Speckbauch ist nicht einmal ihr Bikini zu erkennen", pflichtet ihm Käthe bei.

Auch die neue Nachbarin passt Karl-Eugen nicht. Für ihn verläuft die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn zwischen Ostdorf und Geislingen, die Dame aber sei aus Zillhausen. Hochachtung hat Karl-Eugen nur vor dem Nachbarn Meier, dem es gelungen ist, 87 Kilogramm Gammelfleisch loszuwerden.

1,2 Millionen Gründe

Die bucklige Verwandtschaft von Käthe um ihren Bruder Karl-Heinz, dem Kirchengemeinderatsmitglied, das den ganzen Abend darüber redet, wie Jesus über das Wasser gelaufen ist und dazu nur alkoholfreies Bier trinkt, ist dem Grantler ebenfalls ein Graus. Da die Verwandtschaft aber steinreich ist und es so laut Käthe 1,2 Millionen Gründe gebe, einen Abend nett zu sein, und zudem kein Fußball und keine Formel 1 läuft und auch kein Stammtisch angesetzt ist, lässt sich Karl-Eugen notgedrungen auf den Besuch ein.

Während Käthe sich durchaus als Sportkanone bezeichnet, mag es Karl-Eugen eher gemütlich, sind doch zwei nackte Weiber und ein Weizenbier für ihn der Himmel auf Erden. Karl-Eugen hat es allerdings auch schwer, da er sich doch nach einem durchzechten Abend vom holden Weib einen Vortrag über Alkohol- und Drogenmissbrauch in gehobenem Alter anhören musste. Welcher Mann kann Karl-Eugen nicht verstehen, wenn dieser, wie er sagt, keine Angst mehr vor dem Teufel hat, weil er seit 30 Jahren mit dessen Schwester verheiratet ist?

Während Käthe die Hoffnung nicht aufgibt ("Er lernt nie, aber ich bleib dran") und sich für eine "geniale Premiere mit einem traumhaften Publikum" bedankte, hatte Karl-Eugen auch am Ende natürlich wieder etwas zu meckern. Seinem Aufruf, dass er Käthe billig abgeben würde, kam niemand nach.