Der Roßwangener Kindergarten, dahinter die katholische Kirche: Die Entlassung der Leiterin beschäftigt die Familien. Foto: Schnurr

Roßwangen: Hoffnung auf Ende der Debatte. Mehrheit der Eltern steht hinter der Erzieherin.

Balingen-Roßwangen - In anderen Kindergärten bestimmen die bevorstehenden Ferien das Elterngespräch. Nicht so in Roßwangen: Dort beschäftigt die Entlassung der bisherigen Leiterin die Familien.

Freitagmittag, kurz vor 12 Uhr, die letzte Viertelstunde vor den Sommerferien. Von den Ereignissen der vergangenen Wochen scheinbar ungestört spielen die noch nicht in den Urlaub gefahrenen Kleinen der "Notgruppe" vor dem Kindergarten in der Sonne.

Doch der ruhige Anschein trügt, wie eine der Mütter sagt, die gekommen sind, um ihre Sprösslinge aus der kirchlichen Betreuungseinrichtung abzuholen. Manche Kinder seien aufgewühlt, weil ihnen die gekündigte Erzieherin fehlt, ihre Bezugsperson. Vor allem Ältere fragten nach, wo die Frau sei, an die sie gewöhnt sind.

Die überwiegende Mehrheit der Eltern scheint hinter der Entlassenen zu stehen, die 32 Jahre lang im katholischen Kindergarten St. Johannes Baptist gearbeitet hat: "Es ist einfach schlimm, wie mit der Frau umgegangen wird", ärgert sich eine Roßwangerin. Wie auch der Vorsitzende des Elternbeirats André Plaetke betrachtet sie die fristlose Kündigung als "maßlos überzogen". Es hätte doch bestimmt noch andere Möglichkeiten gegeben.

Es gibt zwar auch Verständnis für die Entscheidung von Pfarrer Ewald Ginter: Er habe rechtlich ja nicht anders handeln können. Schlimm sei jedoch, welche Behauptungen jetzt über die erfahrene Erzieherin in Umlauf gebracht würden, sagt eine andere Frau: "Jetzt wird mit Dreck geschmissen. Das ist Rufmord."

Immer mehr Menschen beziehen Stellung für die Entlassene. Manche Eltern von jetzigen Kindergartenkindern haben selbst die Roßwangener Einrichtung besucht und erinnern sich gerne an diese Zeit. Sonst hätten sie wohl kaum ihre eigenen Kinder in die Obhut der bisherigen Leiterin gegeben.

Während die Glocke im über dem Kindergarten aufragenden Kirchturm Mittag schlägt, verabschieden sich die Mütter voneinander. Jetzt habe der Kindergarten erst einmal drei Wochen Sommerpause, sagt eine der Frauen. "Und das tut uns allen gut." Die öffentliche Debatte über die Personalie schade der Einrichtung – es sei am besten, wenn wieder Ruhe einkehre.