Die Evangelische Kantorei, das Orchester Arcademia Sinfonica und Solistin Mirjam Kapelari haben unter der Leitung von Wolfgang Ehni Bachs "Weihnachtsoratorium" zu einem musikalischen Erlebnis werden lassen. Foto: Breisinger Foto: Schwarzwälder Bote

Klassik: Sänger, Musiker und Solisten intonieren Bachs "Weihnachtsoratorium" in der Stadtkirche

Zur Aufführung kamen am späten Sonntagnachmittag in der Balinger Stadtkirche die Kantaten eins, drei, fünf und sechs aus dem Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach.

Balingen. Beteiligt waren neben den Solisten Angelika Lenter (Sopran), Mirjam Kapelari (Alt), Johannes Kaleschke (Tenor) und Torsten Müller (Bass) die Evangelische Kantorei Balingen und das Orchester Arcademia Sinfonica unter der Leitung von Wolfgang Ehni.

Jeder Teil des Weihnachtsoratoriums gliedert sich in Chorabschnitte, Choräle, Rezitative und Arien. Aufgabe des Chores ist es, die Zuhörer emotional auf die Geschichte einzustimmen. Die Choräle nehmen in ihrer schlichten Melodik die Zuhörer in den Blick und sprechen stellvertretend für diese. Die Rezititative des Evangelisten – gesungen von Johannes Kaleschke – bringen als historische Tatsachenberichte die Handlung voran. Die Arien und Duette wenden den Blick nach innen und befragen die weihnachtliche Botschaft auf ihre subjektive Aussage hin. Durch das Wechselspiel von Bericht, emotionalem Erleben und persönlicher Aneignung des Gehörten wird die weihnachtliche Botschaft rational und sinnlich erlebbar.

Die Kantate eins handelt von der Geburt: Der Eingangschor versetzt den Zuhörer bei "Jauchzet, frohlockend" mit seinen von Pauken und Trompeten untermalten Klängen in eine freudige, erwartungsfrohe Stimmung.

In den folgenden Sätzen handelt die Erzählung von der Ankunft Josephs und Marias in Bethlehem und Jesu Geburt im Stall. Die prächtige Arie des Basses mit Trompetenbegleitung verkündet, dass das Kind der "große Herr, der starke König ist".

Im dritten Teil geht es um die Anbetung der Hirten. Er beginnt mit einer Einleitung mit Trompeten und Pauken, bevor sich eine lebhafte Musik entwickelt.

Weiter geht es unter anderem mit einem Duett von Sopran und Bass, gefolgt von zwei Oboen d’Amore, in dem das Mitleid und Erbarmen des Herrn gepriesen wird, einem von der Solovioline begleitenden Monolog der Maria, die das an ihr geschehene Wunder begründet und endet mit einem Choral von Chor, Streichorchester, Flöten, Oboen und Orgel mit ausgearbeiteten Unterstimmen, dessen Musik die innere Tiefe der Freude über die Geburt widerspiegelt.

Der fünfte Teil berichtet von der Ankunft der drei Weisen aus dem Morgenland in Jerusalem. Er beginnt mit einem leicht, schwebenden, lockeren Chorsatz in A-Dur, geht über das Rezitativ und den Choral in eine von den Oboen d’Amore begleitete Arie des Basses über, ehe im Rezitativo die Streicher das Erschrecken des Volkes veranschaulichen und der Alt mahnt, dass das Erscheinen von Jesu ein Grund zur Freude sei. Dieser selten gespielte Teil endet mit einem Trio von Sopran, Alt und Tenor zusammen mit der Solovioline und dem folgenden Choral.

Auch der sechste und letzte Teil erzählt von den drei Weisen. Der Eingangssatz des Chors mit Streicher, Oboen, Trompeten und der Pauke überbietet an Vielschichtigkeit und imponierender Großartigkeit alles bisher Gehörte. Im Choral bringen die Weisen Gold, Weihrauch und Myrrhe mit, ehe am Ende der Tenor das Oratorium mit einem Siegesgesang schließt. Das vierstimmige Rezitativ von Sopran, Alt, Tenor und Bass führt zu der Erkenntnis, dass man nicht tiefer als in Gottes Hand fallen könne. Mit einem virtuosen "Trompetenkonzert", in das ein vierstimmiger Choralsatz eingefügt wurde, endet das Konzert so, wie es begann.