Diese illustre Gesellschaft hat sich für das Foto vor dem "Löwen" versammelt. Es ist im Engstlatter Kalender zu sehen. Foto: Ortsverwaltung Engstlatt Foto: Schwarzwälder Bote

Zeitgeschichte: Jens Wilde hat einen Kalender mit historischen Fotografien aus Engstlatt zusammengestellt

Wie es in Engstlatt in vergangenen Zeiten ausgesehen hat, zeigt ein Kalender mit historischen Aufnahmen, die Jens Wilde in den vergangenen zwei Jahren zusammengetragen hat. So mancher könnte sich auf den alten Fotos wiedererkennen.

Balingen-Engstlatt. Im Jahr 2017 hat Jens Wilde von der Tochter der Vorbesitzerin seines mehr als 200 Jahre alten Hauses "Im Hof 12" ein Foto geschenkt bekommen. Es zeigt das Gebäude im Jahr 1905. Sofort war sein Interesse geweckt, wie es wohl früher im Dorf ausgesehen haben mochte, denn Wilde hat ein Faible für alte Dinge. "Wie war das früher? Wer hat hier gelebt?", fragte er sich.

Er begann, sich auf die Suche nach alten Aufnahmen zu machen, sprach Nachbarn an, klingelte an Häusern und fragte, wer Fotos aus früheren Zeiten besitzt. Die Bilder fotografierte er ab und ließ sie reproduzieren.

Mehr als 500 solcher historischer Dokumente hat er in der Zwischenzeit gesammelt und in einem Ordner katalogisiert. Auch aktuelle Aufnahmen von Engstlatter Häusern hat er gemacht und sie den historischen Ansichten gegenübergestellt. So wird deutlich, wie sich die Gebäude im Lauf der Jahre verändert haben. Bekam er ein Bild von einem Haus, das die Besitzer selber nicht hatten, schenkte er ihnen einen Abzug.

Dabei hatte Jens Wilde bei seinen Recherchen Glück: In den Jahren 1905 und 1913 war ein Fotograf durch Engstlatt gereist und hatte jede Menge Fotos von Häusern, aber auch von den Menschen die dort lebten, gemacht. Zudem hat Wilde Zugriff auf die Dia-Sammlung aus dem Nachlass eines Bürgers erhalten, die mehr als 500 Exemplare vereinigt.

Im Fundus Wildes finden sich so beispielsweise Aufnahmen, die alte Fuhrwerke zeigen, Kindergartengruppen und einen Schäfer. Auf anderen Bildern sind alte Gasthäuser zu sehen wie beispielsweise der "Ochsen", Kinder beim Schlittenfahren, die Schulküche, und wie Engstlatter Bürger mit Schaufeln das Freibad graben. Der Bahnhof in seiner alten Gestalt ist zu sehen, ebenso wie eine alte Postkarte, die für den kleinen Ort wirbt. Auch Aufnahmen aus der Zeit, als die Hakenkreuzfahne über dem Dorf wehte, sind darunter.

Als Ortsvorsteher Klaus Jetter auf die Sammlung des 44-Jährigen aufmerksam wurde, entstand spontan der Gedanke, einen historischen Kalender der Gemeinde zu erstellen. Zwölf Aufnahmen wurden dafür ausgewählt. Sie sind bewusst weder erklärt, noch mit Jahreszahlen versehen. "Die Leute sollen ins Gespräch kommen. Wer könnte das sein, wann war denn das?", begründet dies Jens Wilde.

Da der Kalender jedoch nur einen kleinen Abriss der gesammelten Bilder darstellt, ist angedacht, eine Ausstellung zu organisieren. Die Ortsverwaltung habe bereits Entgegenkommen signalisiert, sagt Wilde. Und wer weiß, vielleicht erkenne sich der eine oder andere dann auf den Exponaten wieder. Der historische Fotokalender von Engstlatt ist für elf Euro im Rathaus erhältlich .