Zimmermann Christian Lorenz liest den Richtspruch.Fotos: Dick Foto: Schwarzwälder Bote

Mehrgenerationenhaus: Vorzeigeprojekt auf der Spitalwiese feiert Richtfest / Ende März sollen die ersten Bewohner einziehen

Von Maja Dick

Am Anfang war es eine Vision. Doch der Spatenstich kam, eine Zeitkapsel wurde später vergraben, und es wurde geplant, vermessen, gebaut. Jetzt das Richtfest: In Siebenmeilenstiefeln geht der Bau der Mehrgenerationenhauses auf der Spitalwiese der Vollendung entgegen.

Balingen. Wer das Innere des Hauses zuvor noch nicht betreten hat, dem schießt beim Anblick durch den Kopf: Imposant. Der Duft von frischem Holz flutet das Atrium, in dem das Richtfest gefeiert wird, die Gäste – darunter viele künftige Bewohner – gehen ganz besonders miteinander um. Nicht wie Mietparteien oder Eigentümer, sondern wie Freunde, die schon einiges miteinander erlebt haben. Und das haben sie auch: Die Mitglieder der Mehrgenerationengruppe "erlebnisreich wohnen", aktuell Menschen im Alter von drei bis 82, fiebern seit der Gründung der Gruppe 2014 bei jedem Bauabschnitt, bei jedem Rückschlag und jedem Fortschritt mit. Dieses Wir-Gefühl, dass über die Monate und Jahre gewachsen ist, beschreibt Andrea Hildwein, eine "Ursprungsvisionärin", in ihrer Rede anlässlich des Richtfests. Und sie dankt der Stadt Balingen – auch Oberbürgermeister Helmut Reitemann ist gekommen –, allen beteiligten Baufirmen, den Anliegern für das "Ertragen von Staub, Baulärm und -radios".

Flötenspiel zaubert Zartheit in den Holzbau

Weiter dankt Hildwein ihrem Partner, Mitinitiator und Geschäftsführer Walter Baumann, der – wie Bauleiterin Sigrun Gerst und Architektin Tabea Schlenker beschreiben – die "gute Seele" der Baustelle sei. In jedes Detail und jedes Gewerk habe er sich eingearbeitet.

Hildwein bekommt mitreißenden Applaus, als sie Baumann dann ein Shirt schenkt, auf dem geschrieben steht: "Ich bin kein Klugscheißer, ich weiß es einfach nur besser". Baumann ist die Rührung ins Gesicht geschrieben. Das Flötenspiel einer künftigen Mitbewohnerin zaubert Zartheit in den massiven Holzbau.

Zimmermann Christian Lorenz spricht den Richtspruch von der oberen Galerie und lässt sein Glas zielsicher auf dem Betonboden des Atriums zerschellen – vorbei an allen Holzelementen auf dem Flug nach unten. Wieder Applaus.

Nach dem offiziellen Teil führt Walter Baumann eine Handvoll Interessierte durch drei der Wohnungen, die zum Anlass "begehbar" gemacht wurden.

"Hier entsteht das Bad", erklärt er, und "merken Sie das auch? Man spürt das Holz, das ist etwas ganz anderes, als wenn man einen Betonbau betritt."

Ende März sollen die ersten Bewohner einziehen können. Der zum Haus dazugehörige Begegnungsraum im ehemaligen Schuppen der Stadtgärtnerei soll noch in diesem Jahr in Angriff genommen werden. "Ein paar Tiefbauarbeiten können vermutlich noch geschafft werden", sagt Andrea Hildwein. Die sanitären Anlagen kommen im nächsten Frühjahr: "Die brauchen wir. Daneben ist ja der Gemeinschaftsgarten."

Die Hausgemeinschaft wird "bunt" sein. Familien, Singles und Alleinerziehende haben ihre Wohnungen als Rückzugsorte und können sich aber in Gemeinschaftsräumen begegnen. Auch die Massivholz-Bauweise, die Heizung mit Erdsonden und Wärmepumpen und die Photovoltaikanlage machen das Haus zu einem Vorzeigeprojekt.