Auch nach seinem Ausscheiden als Oberbürgermeister war Eugen Fleischmann mitten im Geschehen wie auf diesem Bild bei einer Eröffnung einer Ausstellung in der Stadthalle. Foto: Maier

Langjähriger Oberbürgermeister stirbt mit 76 Jahren. Bau der Stadthalle war Herzensanliegen.

Balingen - Gemeindereform, Stadthalle, Dorfsanierung und Verkehrsberuhigung sind untrennbar mit der Person Eugen Fleischmann verbunden. Der frühere Balinger Oberbürgermeister starb am Donnerstag nach langer Krankheit im Alter von 76 Jahren.

1975 wurde Fleischmann zum Oberbürgermeister gewählt. In den Jahren zuvor war die Gemeindereform umgesetzt und zunächst Streichen, Ostdorf, Endingen, Erzingen, Zillhausen und Engstlatt zu Balingen eingemeindet worden. Stockenhausen kam zu Frommern, Roßwangen zu Weilstetten. Schließlich folgte im Spätherbst 1974 der Zusammenschluss von Balingen mit Weilstetten und Frommern. Fleischmann oblag es dann, die Ortsteile zusammenzuführen, wobei es ihm nach eigener Einschätzung gelungen war, alle in ein Boot zu holen, so dass jeder Ortsteil von der neuen Stadt profitierte und eine gute Entwicklung nahm. "Die neue Stadt Balingen ist gut zusammengewachsen", hielt er einmal in einem Interview zurückblickend fest.

Großen Wert legte Fleischmann darauf, dass jeder Ortsteil seine Identität behielt, wozu die Dorfsanierungen einen großen Beitrag leisteten. Mit dem Bau des Östlichen Rings wurde nicht nur der Verkehr aus der Innenstadt herausgeholt, sondern es war auch ein wichtiger Schritt hin zur Neugestaltung Balingens mit der Fußgängerzone.

Als sein "spektakulärstes Großprojekt" bezeichnete der Kunstliebhaber den Bau der Stadthalle, wobei der Schritt vom "Bratwurst-Bunker", wie er die Eberthalle einmal bezeichnete, hin zum "Musentempel" Stadthalle nicht einfach gewesen war. Viele Widerstände galt es bei der Realisierung zu überwinden. Dies war Fleischmann gelungen. Die Stadthalle begründete den Ruf Balingens als Kunststadt.

Für Oberbürgermeister Helmut Reitemann ist mit Fleischmann eine "Persönlichkeit" gestorben, die viel für die Stadt erreicht hat. Unter anderem sei Balingen durch die Stadthalle zu einen "kulturellen Zentrum in der ganzen Region geworden"; sie sei für die Balinger selbst ein "wichtiger Ort der Zusammenkunft". Dass Fleischmann stets am Stadtleben interessiert gewesen sei, sei nicht selbstverständlich gewesen. Der Tod Fleischmanns "ist ein Verlust für die Stadt".

Mit großer Bestürzung reagierten die Genossen im SPD-Kreisverband Zollernalb auf die Nachricht vom Tod Fleischmanns. Wie Kreisvorsitzender Alexander Maute betonte, habe sich Fleischmann über viele Jahre hinweg große politische Verdienste erworben – für die Stadt Balingen, den Landkreis Zollernalb und auch für seine Partei, der er bis zuletzt treu verbunden blieb. "Wir verlieren einen treuen politischen Weggefährten und ein politisches Urgestein", so Maute weiter. Fleischmann sei ein begnadeter Geschichtenerzähler und ein äußerst geselliger Mensch gewesen. "Auch das bleibt uns von ihm in Erinnerung."

Fleischmann wurde am 13. Februar 1941 in Stuttgart geboren, wo er auch aufwuchs und die Bombennächte miterleben musste. Nach seiner Schulzeit und einer Lehre holte er am Abendgymnasium das Abitur nach. Es folgten Jurastudium und Promotion. Der Verstorbene war zunächst als Assistent an der Tübinger Universität und danach als Beamter im Innenministerium in Stuttgart tätig.

Nach seiner Zeit als Balinger Oberbürgermeister war Fleischmann noch rund 20 Jahre als Anwalt tätig. Von 1979 bis 2009 gehörte er dem Kreistag an und war in Gremien der Sparkasse, des Arbeitsamts und der Wohnbaugenossenschaft vertreten.

Die Niederlage gegen Herausforderer Edmund Merkel bei der OB-Wahl 1991 war für ihn zwar eine demokratische Entscheidung, doch sie hat ihn geschmerzt. Dennoch hat sich für ihn nie die Frage gestellt, ob er Balingen den Rücken kehren sollte. Hier hatte er seine Bekannten und Freunde, er spielte lange im Posaunenchor mit, und mit seiner Frau erwanderte er die gesamte Region. Er ging gerne auf Reisen, las viel und verfasste seine "Lebensbeschreibungen", in denen er eigene Erlebnisse und seine Interessensgebiete Geschichte und Astronomie miteinander verwob.

Um den Verstorbenen trauern seine Frau, seine beiden Töchter und drei Enkelkinder. Die Trauerfeier ist am Samstag, 30. Dezember, 13 Uhr in der Balinger Friedhofkirche.