17 Jahre lang hat Eugen Straubinger die Philipp-Matthäus-Hahn-Schule geleitet.Foto: Frey Foto: Schwarzwälder Bote

Abschied: Eugen Straubinger, Schuldirektor der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule, geht Ende Juli in den Ruhestand

Fast zwei Jahrzehnte lang hat Eugen Straubinger maßgeblich die Philipp-Matthäus-Hahn-Schule geprägt. Jetzt verabschiedet er sich nach 17 Jahre in den wohlverdienten Ruhestand. Die Strukturreform der Gewerblichen Schulen im Zollernalbkreis brachte er wesentlich voran.

Balingen. Digitalisierung und Technik liegen Eugen Straubinger sehr am Herzen. Dies wird besonders offensichtlich, wenn man sein Büro in der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule betritt. Ein riesiger Bildschirm hängt an der Wand. "Den benutze ich vor allem für Videokonferenzen", erklärt Straubinger. Auch sonst liegen überall Computer und technische Geräte herum. Wer meint, Digitalisierung sei an deutschen Schulen noch nicht angekommen, sollte sich in seinem Büro einmal umsehen. Seit 17 Jahren ist Straubinger nun bereits Schulleiter der gewerblichen Schule, die 2003 in der Strukturreform aufgegangen ist.

Damals war er einer der treibenden Kräfte dieser Verschmelzung. Ursprünglich gab es neun berufliche Schulen im Zollernalbkreis. Aktuell sind es noch fünf, demnächst sollen es noch nur noch drei sein. "Damals stellten wir uns die Frage, wie man die Schulen stabilisieren und in Zukunft so aufstellen kann, dass man zum einen innerhalb des Zollernalbkreises in keiner Konkurrenz zueinander steht und zum anderen so schlagkräftig ist, dass man die Schulen zu regionalen Kompetenzzentren ausbauen kann", erklärt Straubinger: "Die Region hat von dieser Maßnahme sehr profitiert, da ein Standort alles abdecken kann. Vom Hauptschulabschluss bis zur allgemeinen Hochschulreife ist hier alles möglich." Auch die Unternehmen hätten von dieser Maßnahme stark profitiert. "Wir sind in dieser Hinsicht schon eine Art Vorzeigekreis", berichtet Straubinger stolz. Des Weiteren sagt er, dass, wenn man in Sachen Ausstattung vorankommen möchte, "sich kein Schulträger der Welt leisten kann, mehrere solche Standorte zu bedienen". Dass die Philipp-Matthäus-Hahn-Schule heute so gut ausgestattet ist, hängt auch mit dieser Strukturreform zusammen.

Über 900 Computerarbeitsplätze verfügt die Schule. Vier verschiedene Netzwerke sorgen für einen reibungslosen Datenaustausch. Darüber hinaus hat die Schule seit etwa vier Wochen eine Zehn-Gigabit-Internetleitung, die von Straubinger liebevoll als "Datenautobahn" betitelt wird. Besonders stolz ist der Schulleiter aber auf die Lernfabrik 4.0, die es erlaubt, Schüler besonders praxisnah auf das Berufsleben vorzubereiten: "Wir sind auf jeden Fall bestens ausgestattet. Das ist aber auch notwendig, da wir immer im Gleichschritt mit der Industrie laufen müssen."

"Es ist die schönste Aufgabe, die man im Schuldienst übertragen bekommen kann"

Die gute Ausstattung der Schule hat sich vor allem vin der Corona-Pandemie als gute Stütze erwiesen. Sie brachte die digitale Ausrichtung der Schule aber auch weiter voran. "Wir haben es durch die Pandemie binnen kürzester Zeit geschafft, 80 Lehrer zu schulen, damit sie sich im virtuellen Klassenzimmer bewegen können", ao Straubinger. Außerdem wurden viele Geräte innerhalb der Schule modernisiert.

Dennoch war die Zeit – wie für alle Schulen – eine große Herausforderung: "Wir mussten uns jeden Tag auf neue Gegebenheiten einstellen. Vor allem die Koordinierung unserer 42 Abschlussklassen war nicht einfach." In Hochphasen der Krise wurde an der Schule von einem Chemielehrer sogar selbst Desinfektionsmittel hergestellt. Auch die Textilabteilung hat für die Lehrerschaft Schutzmasken hergestellt. Obwohl im Nachhinein alles gut gelaufen ist, meint Straubinger: "Diese Pandemie hätte ich am Ende meiner Zeit hier nicht unbedingt gebraucht."

Trotz allem habe ihm der Beruf als Schulleiter in den 22 Jahren – fünf Jahre davon in Albstadt – immer viel Spaß gemacht: "Ich brenne für die berufliche Bildung. Ich bin damals als Ingenieur in den Schuldienst gewechselt, damit ich mein Fachwissen an junge Menschen weiterzugeben und sie davon begeistern kann."

Ende des Monats geht Straubinger nun in den Ruhestand. Am 31. Juli bekommt er im Regierungspräsidium Tübingen durch die Abteilungsleiterin die Urkunde ausgehändigt und wird offiziell verabschiedet. Darüber hinaus engagiert sich Straubinger in vielen verschiedenen Bereichen wie der IHK Reutlingen oder dem Berufsschullehrerverband. Dort sagt er derzeit peu à peu Adieu. "Aktuell mache ich eine Art Verabschiedungs-Tour", schmunzelt Straubinger. Ein Nachfolger für seinen Posten steht bereits fest. Er ist intern bekannt und wird spätestens am 31. Juli bekanntgegeben.

Bereits vor einem Jahr habe er angefangen, eine Liste mit Dingen zu führen, die er im Ruhestand angehen möchte: "Diese Liste habe ich aber weggeschmissen und schaue einfach mal die ersten paar Monate, was mich im Ruhestand erwartet und was ich tun kann." Er möchte einfach erst einmal alles auf sich zukommen zu lassen: "Ich versuche jetzt erst einmal,, die eine Tür zu schließen und die andere Tür zu öffnen. Was mich dann erwartet, werde ich dann sehen." Er weiß allerdings jetzt schon, dass er sich gerne in "dem einen oder anderen" Verein engagieren möchte.

Abschließend sagt er: "Mir hat diese Funktion als Schulleiter sehr viel Spaß gemacht, und es hat mir auch sehr viel gebracht. Ich habe immer wieder gesagt: Es ist die schönste Aufgabe, die man im Schuldienst übertragen bekommen kann, weil es nicht nur ein interessanter, sondern auch ein sehr anspruchsvoller und verantwortungsvoller Job ist. Ich bin dankbar, dass ich ihn ausüben durfte, und hoffe, dass mein Kollegium mich in guter Erinnerung behalten wird."