Stefan Buck war ein Jahr lang Mitglied der AfD im Zollernalbkreis, wurde sogar in den Kreistag gewählt. Von der Partei will er heute aber nichts mehr wissen. Foto: Maier

Stefan Buck erläutert seine kurze, aber heftige Erfahrung innerhalb des Kreisverbands Zollernalb.

Zollernalbkreis - Stefan Buck redet schnell und mit kräftiger Stimme. Nur wenn er gefragt wird, wie das denn so war für ihn, während seiner Zeit in der AfD, stockt er bisweilen. Ziemlich genau ein Jahr war Buck Mitglied der Partei, im Rückblick sagt er: "Ich muss wohl im Zustand der geistigen Umnachtung gewesen sein."

Seine Parteimitgliedschaft währte von Anfang Dezember 2018 bis Ende November 2019. Vor wenigen Tagen erklärte er gemeinsam mit Jürgen Schiller und Armin Schweitzer seinen Austritt aus der AfD. Die drei bildeten gemeimsam mit Erik Wille die AfD-Fraktion im Kreistag; diese besteht mittlerweile nur noch auf dem Papier.

Früher politisch "völlig unbeleckt"

Was hat Buck zur AfD gebracht, was trieb ihn wieder hinaus? Der 44-Jährige sagt, er sei weniger aus Protest und eher mit dem Willen in die Partei eingetreten, irgendwie in der Politik mitzumachen. Bis dato sei er in keiner Partei, sei diesbezüglich "völlig unbeleckt" gewesen. In den ersten Wochen in der AfD sei er das gewesen, was man klassischerweise ein passives Mitglied nennt.

Das änderte sich, als die AfD vor den Kommunalwahlen im Mai 2019 händeringend nach Kandidaten suchte. Buck, der aus dem Landkreis Sigmaringen stammt und heute mit seiner Familie in Stockenhausen wohnt, erklärte sich bereit, im Wahlkreis Balingen für den Kreistag zur Verfügung zu stehen. Und er schaffte auch tatsächlich den Sprung ins Kreisgremium.

Von diesem Zeitpunkt an habe er sich deutlich stärker innerparteilich beteiligt, sei auch bei den regelmäßigen Stammtischen des Kreisverbands dabei gewesen. Seine Ansichten bezeichnet Buck als "liberal-konservativ". Damit aber, das habe er schnell gemerkt, sei er innerhalb des Kreisverbands Zollernalb, der seit Ende 2017 von Hans-Peter Hörner und Peter Rebstock geführt wird, in der Minderheit gewesen - zumindest nicht auf Linie des Vorstands.

Mitgliedsanträge auf Eis gelegt, um eigene Position nicht zu gefährden

Statt innerparteilich die ganze Bandbreite politischer Argumente zuzulassen, hätten Hörner und Rebstock zunehmend dafür gesorgt, dass "Gemäßigte" an den Rand gedrängt, von Posten verdrängt worden und dafür Vertreter des rechten Parteiflügels in führende Positionen gekommen seien. Deswegen hätten die Gemäßigten im Zollernalbkreis einen alternativen Stammtisch als Gegensatz zu den AfD-Stammtischen ins Leben gerufen - mit, so Buck, immer stärkerem Zulauf.

Insbesondere Hörner habe seine Stellung auch dazu genutzt, sagt Buck, die zuvor von der Schatzmeisterin verantwortete Aufnahme neuer Mitglieder zu übernehmen. Dies offensichtlich nicht immer korrekt: Buck berichtet von Mitgliedsanträgen, die Hörner auf Eis gelegt haben soll, weil er befürchtet habe, die Neulinge könnten seine Mehrheit innerhalb des AfD-Kreisverbands und damit seine wohl angestrebte Nominierung als Kandidat für die nächste Landtagswahl gefährden. Ein türkischstämmiger Aspirant sei in fast schon rassistischem Ton angeschrieben worden. Wegen der Aufnahmeverweigerungen und dem Schreiben habe der Kreisvorstand sogar Rügen vom Landesverband der AfD erhalten, so Buck.

Staatsanwaltschaft Hechingen ermittelte

Er selbst wurde vom Kreisvorstand angezeigt - wegen eines angeblichen Verstoßes gegen das Bundesdatenschutzgesetz: Buck hatte aus vielerlei interner Partei-Mails mit offenem Verteiler die Adressen zusammengesammelt und diese für Mails genutzt. Mails, die er gerne über den offiziellen Verteiler hätte verschicken wollen - was ihm Hörner aber verwehrt habe, weil er sich darin hinter den hiesigen AfD-Landtagsabgeordneten Stefan Herre und gegen Hörner gestellt habe. Die Staatsanwaltschaft Hechingen stellte das Ermittlungsverfahren vor wenigen Tagen ein.

Misstrauen, Hetze, gegenseitige Verdächtigungen, offen geäußerte Beleidigungen - glaubt man den Schilderungen von Stefan Buck, dann geht es innerhalb der AfD Zollernalb rabiat und wüst zu. Die rechte Strömung habe nach der jüngsten Mitgliederversammlung klar die Oberhand im Kreisvorstand gewonnen, mit Hans-Peter Hörner an vorderster Front. Der früher in Hechingen tätige und lebende Pädagoge, der mittlerweile nach Balingen umgezogen ist, sei, sagt Buck, auch abgesehen von seinen politischen Ansichten für die Führung des Kreisverbands eigentlich eine komplette Fehlbesetzung.

AfD-Landesverband wegen Zustände "alarmiert"

Buck geht davon aus, dass nach seinem Austritt sowie dem seiner Mitstreiter Schiller und Schweitzer sowie des Landtagsabgeordneten Herre noch weitere "Gemäßigte" der AfD den Rücken kehren werden. Wegen der Zustände im Kreisverband Zollernalb sei mittlerweile auch der Landesverband "alarmiert".

Ihre Mandate im Kreistag wollen Buck, Schiller und Schweitzer derweil behalten, auch wenn sie dazu aufgefordert worden seien, diese "der Partei" zurückzugeben. Das komme aber nicht in Frage, betont Buck. Dann rückten nur "rechte Flügel-Leute" für sie in den Kreistag nach: "Und das wollen wir niemandem antun."