Margarete Goth, evangelische Pfarrerin in Dürrwangen, Stockenhausen, Zillhausen und Streichen Foto: Schwarzwälder Bote

Serie: Was Margarete Goth Mut macht

Balingen. So viele Stunden wie noch nie sitze ich vor dem Fernseher oder dem Computer und verfolge die neuesten Nachrichten über das Coronavirus und die weltweite Pandemie. Panik empfand ich bisher noch nie. Oberste Bürgerpflicht: Ruhe bewahren. Oberste Christenpflicht: beten und hoffen. Das sind meine Leitlinien in dieser schwierigen Zeit.

Nachts wache ich dennoch öfters auf. Ich nutze die Zeit, um für unsere Kranken in der Gemeinde zu beten, für die Familie, Freunde, Deutschland und die Welt. Und da schleicht sich immer wieder der Refrain eines Liedes von Hannes Wader ein: "Diese Geschichte ist nur ein böser Traum, und dass die mal wahr wird, glaube ich kaum, denn schon setzen sich Menschen dagegen zur Wehr, und jeden Tag werden es mehr."

Hannes Wader hatte wirklich einen bösen Traum, in dem das passierte, was zu seiner Zeit in der Luft war: Atomkrieg auf der einen Seite und die Forschung der ewigen Jugend durch Einfrieren von Menschen auf der anderen Seite. Als er, wie er singt, in der Badewanne einer Klinik aufwacht, weiß er: "Diese Geschichte bleibt nur ein böser Traum."

Ich stelle mir die Pflegenden und Ärzte in Italien vor, wie sie nach überstandener Krise träumen von diesen bösen Zeiten in bösen Träumen. Ich stelle mir vor, dass sie aber auch das Klatschen, den Jubel und die Aufmunterung im Ohr behalten werden, wie ihre Landsleute ihren Dank ausdrückten und ihnen Kraft und Mut zusprachen.

Die ersten Tage standen mein Mann und ich alleine um eine Kerze um 19.30 Uhr beim Vaterunsergebet am Fenster. Aber da, auf einmal, die Nachbarin hat das Licht im Wohnzimmer angezündet, und ich meinte. eine kleine Kerze am Fenster gesehen zu haben. "Und jeden Tag werden es mehr", die beten, hoffen und helfen. Das stärkt mich und macht mir Mut von einer Zukunft zu träumen, in der Gott und die Welt in Frieden und Liebe neue Schritte wagen.