Nach einem Konzert im Sonnenkeller wurde ein junger Mann von Sicherheits-Männern beim Pinkeln erwischt. Symbolbild. Foto: Bartler

Falsche Zeit, falscher Ort: Junger Mann aus Oberwolfach erlebte knallharte Security.

Balingen - Heute kann er fast schon wieder drüber lachen, ganz im Gegensatz zu den vergangenen beiden Wochen, während denen er sich quasi in einem fort aufgeregt hat. Martin Sum, 26 Jahre alt, hat als Gast in Balingen das knallharte Durchgreifen der Sicherheitskräfte während der Wochenend-Nächte erfahren.

Er ist, wenn man so will, das lebende Beispiel dafür, dass in Balingen sehr wohl gegen nächtliche Tunichtgute vorgegangen wird – nur dass Martin Sum eigentlich kein Tunichtgut ist, sondern ein Mann, den in einer Nacht krankheitsbedingt die Blase drückte.

Sum besuchte am Samstag vor genau zwei Wochen mit einigen Kumpels aus Oberwolfach ein Konzert im Sonnenkeller. Ihn plagte eine leichte Blasenentzündung, aber er ging trotzdem mit, weil er die Gruppe so gut fand, wie er gestern im Gespräch mit unserer Zeitung sagte. Irgendwann musste er aufs Klo, das war voll, also ging er raus vor die Tür, auf den Parkplatz in die hinterste Ecke, und pinkelte ins Gebüsch – Erleichterung pur.

Doch dann die böse Überraschung: Urplötzlich seien gleich fünf Sicherheits-Männer auf ihn zugesprungen und hätten ihn umzingelt, sagt Martin Sum. Er musste seine Personalien herausgeben. In dieser Woche erhielt er dann ein Schreiben der Stadt, er möge doch bitte 35 Euro wegen Urinierens in der Öffentlichkeit überweisen. Seinem Ärger darüber hat er in einer ziemlich böse-aufgeregten E-Mail an die Stadt Luft gemacht – vor allem dem Ärger darüber, dass dem Schreiben eine sogenannte Gelbe Karte der Aktion "Sauberes Balingen" beigefügt war, auf der die Strafsätze für diverse Vergehen aufgelistet sind.

"Diese Gelbe Karte hätten mir doch die Sicherheits-Leute auch geben können", sagt Martin Sum, und weiter: "Ich bin sicher kein nächtlicher Randalierer, mit mir kann man reden. Ich musste wegen der Entzündung einfach dringend aufs Klo und habe mir dafür, weil ich nicht mehr weiter wusste, die hinterste Ecke des Parkplatzes ausgesucht. Aber die Sicherheits-Leute wollten meine Erklärung gar nicht hören." Das sei nicht gerade die feine englische Art gewesen.

Dass es in Balingen aktuell eine ziemlich aufgeregte Debatte über Vandalismus und die Frage gibt, ob die Stadt energisch genug dagegen vorgeht, hat Martin Sum erst jetzt mitbekommen. Dass er an einem der sogenanten Brennpunkte, dem Viehmarktplatz, unterwegs war, war ihm auch nicht bewusst: "Es war eigentlich ziemlich ruhig dort in der Nacht." Sein Fazit gestern: "Ich war wohl einfach zur falschen Zeit am falschen Ort" und: "Das nächste Mal komme ich ohne Blasenentzündung nach Balingen."