Andreas Wittgen demonstriert den "Speedy One". Der E-Scooter aus Frommern hat die Straßenzulassung. Foto: Ungureanu

Bernd Plutzkat und Andreas Wittgen aus Frommern bringen "Speedy One" auf den Markt.

Balingen-Frommern - Im Obergeschoss des Outlets von Bernd Plutzkat am Ortseingang von Frommern steht einer der ersten "Speedy One E-Racer": ein E-Scooter mit Straßenzulassung und Versicherungskennzeichen, 15 Kilo schwer, 20 Stundenkilometer schnell, 998 Euro teuer. "Es ist kein Spielzeug", betont Andreas Wittgen, der den Roller entwickelt hat: "Es ist innovative Mobilität."

Den ersten Kontakt mit dem handlichen Fortbewegungsmittel hatte der Geschäftsführer von P-Collection Anfang des Jahres, in den USA. "Dort wurde es als Trend definiert", sagt Wittgen. Erste Berichte über die Straßenzulassung eines E-Scooters in Deutschland habe es Anfang Februar gegeben, aber "kein belastbares Material". Er habe sich alles "Stück für Stück, wie ein Puzzle" selbst erarbeiten müssen, als Autodidakt.

Langer Weg bis zum fertigen Produkt

Sein Gedanke: einen hochwertigen E-Scooter mit Straßenzulassung zu entwickeln, anpassbar an die Körpergröße, zusammenklappbar und kofferraumtauglich: "Wer eine Kiste Bier tragen kann, der kann auch den E-Roller tragen." Und. Auch wenn der Strom mal ausgehe, könne man trotzdem noch fahren. Bernd Plutzkat, Inhaber von P-Collection, war sofort dabei. Genau wie seinerzeit beim Vertrieb der Alu-Scooter, des "Wackel-Elvis", des "Scooby Doo" und der "Fingerspinner". Für ihn stand fest: "Es ist mehr als nur ein Trend. Es ist Zukunftsmobilität."

Bis hin zum fertigen Produkt war es ein langer Weg. Es stellte sich heraus, dass ein E-Scooter für eine deutsche Betriebserlaubnis eine Höchstgeschwindigkeit von 20 Stundenkilometern nicht überschreiten und erst ab 14 gefahren werden darf, dass er zwei unabhängig funktionierende Bremssysteme haben muss, genau so wie ein Vorder- und ein Rücklicht. Und das ist nicht alles: Der Elektromotor darf keine Störsignale aussenden, die Batterie muss eine bestimmte Beschaffenheit haben: "Das GTÜ-Gutachten ist 85 Seiten stark, und manches, was darin steht, kapiert man gar nicht."

Anders sei das im Ausland geregelt, weiß Wittgen, der im Sommer gerne campen geht: Maximalgeschwindigkeit 25, keine Altersbegrenzung, Bremsen mit dem Motor oder sogar wie bei den ursprünglichen Scootern mit dem Schutzblech erlaubt. Fazit: "Die Zulassung in Deutschland war für uns sehr aufwendig. Einen Versicherer für die Produkthaftung und mögliche Rückrufaktionen zu finden, auch."

Erste Exemplare im November

Ein Hersteller, der nach den Vorgaben von Andreas Wittgen arbeitet, wurde in China gefunden. Bürstenloser Elektromotor im Hinterrad, Lithium-Akku, Scheibenbremsen vorne und hinten, Handy-Halterung, Tasche am Lenker, LED-Beleuchtung hinten und vorn, aufladbar an jeder normalen Steckdose.

Mit ihrem E-Scooter, der im Fach- und Online-Handel erhältlich sein soll, haben Plutzkat und Wittgen eine Marktlücke entdeckt: "Bisher gibt es in Deutschland nur Mietroller", sagen sie: "Und nur in den großen Städten." In kleineren Städten lohne sich das Geschäft nicht.

Auf ihren "Speedy One E-Racer" sei man bereits aufmerksam geworden: "Es gibt viele Anfragen", sagen Plutzkat und Wittgen: "Und die Hochschule Albstadt-Sigmaringen will das Projekt begleiten und Entwicklungsanregungen erarbeiten." Im November, sagt Wittgen, werde der erste Container erwartet.