Landrat Pauli: "Bis auf Weiteres" keine Unterbringung an Charlottenstraße in Balingen. Renovierung notwendig.
Balingen - Das ehemalige Vermessungsamt in Balingen wird bis auf weiteres nicht zu einer Unterkunft für Flüchtlinge umfunktioniert. Das sagte Landrat Günther-Martin Pauli unserer Zeitung.
Zwar suche das Land derzeit händeringend nach Unterkünften für Flüchtlinge, deren Zahl in diesem Jahr stark gestiegen ist. Gleichwohl sei das Gebäude an der Charlottenstraße derzeit "nicht mehr im Fokus" des Integrationsministeriums, so Pauli. Die Überlegungen, in Balingen ein Ausweichquartier für die zeitweise völlig überfüllte Landeserstaufnahmestelle in Meßstetten einzurichten, seien damit erst einmal vom Tisch.
Gegen die Nutzung des ehemaligen Vermessungsamts als Übergangsunterkunft für Flüchtlinge hatte sich Pauli von Beginn an ausgesprochen. Das Gebäude war ins Blickfeld des Integrationsministeriums geraten, weil es im Eigentum des Landes und zudem, weil derzeit leerstehend, grundsätzlich verfügbar ist. Allerdings sprechen laut Pauli gewichtige Argumente gegen eine vom Land gewünschte schnelle Nutzung als Unterkunft: So müsste das Gebäude aufwändig renoviert und für die Unterbringung von Menschen grundlegend ertüchtigt werden. Das betrifft insbesondere die sanitären Anlagen sowie den Brandschutz. Zuletzt waren in dem großen Gebäude Büros und Lagerräume eingerichtet.
Dass der Zollernalbkreis und die Städte und Gemeinden sich zuletzt stark in Sachen Flüchtlingsunterbringung engagiert haben, ist aus Sicht Paulis ein weiteres Argument, das gegen die Nutzung des Vermessungsamts als Flüchtlingsunterkunft spricht. So sei in Meßstetten die LEA und in einem Teil des ehemaligen Hechinger Krankenhauses zuletzt sehr kurzfristig eine Übergangsunterkunft für Flüchtlinge eingerichtet worden. Der Zollernalbkreis, sagte Pauli neulich, helfe dem Land gerne, könne aber die Herausforderung der steigenden Flüchtlingszahlen nicht alleine stemmen. Die Aufnahmekapazitäten seien erreicht. Diese Argumente nimmt wohl auch das baden-württembergische Integrationsministerium ernst.
Dass das ehemalige Vermessungsamt bis auf weiteres aus dem Fokus geraten ist, hängt indes auch damit zusammen, dass in anderen Städten in Baden-Württenberg in nächster Zeit mehrere größere Flüchtlingsaufnahmestellen eingerichtet werden. So wird die Graf-Stauffenberg-Kaserne in Sigmaringen zu einer Landeserstaufnahmestelle umfunktioniert, bis zu 500 Flüchtlinge sollen dort von August an untergebracht werden. In Tübingen wird zudem auf einem landeseigenen Grundstück neben dem Landratsamt eine Übergangsunterkunft für bis zu 600 Flüchtlinge eingerichtet. Von dem Betrieb dieser beiden Einrichtungen erhofft sich das Integrationsministerium Entlastung für die LEA Meßstetten.