Eine historische Aufnahme des Balinger Schwefelbads, dessen Räume als Kino und zuletzt als Tanzcasino genutzt wurden. Das Areal ist nach Meinung der Initiative Freiraum ideal geeignet für ein Kreativzentrum. Foto: Maier

Initiative Freiraum wirbt erneut für ihre Idee auf Areal Jugendhaus/Schwefelbad.

Balingen - Für ein Kreativzentrum in Balingen rührt die Initiative Freiraum seit vier Jahren die Werbetrommel. Bislang fast ohne Resonanz seitens der Stadtverwaltung oder des Gemeinderats. Die Freiräumler aber lassen nicht locker und starten einen neuen Anlauf – und haben dafür gleich doppelten Anlass.

"Der Vorschlag der Initiative Freiraum, auf dem Schwefelbad-Areal ein Kreativzentrum für Balingen anzusiedeln, ist gestorben, ehe überhaupt darüber diskutiert wurde." Das schrieb unsere Zeitung im April 2017. Quasi keine Reaktion hatte es bis zu diesem Zeitpunkt von der Stadtverwaltung und den Gemeinderatsfraktionen auf die Schreiben gegeben, in denen die Initiative die Idee des Kreativzentrums vorgestellt hatte.

Und auch ein weiterer Anlauf verlief nach Freiraum-Angaben im Sande: Sie schickten die Idee an die E-Mail-Adresse, an die Balinger ihre Anregungen für die Gartenschau einreichen können – ohne je wieder etwas davon zu hören, ohne jemals eine Antwort zu erhalten. "Damit war für uns klar", sagte Uwe Fliegauf von Freiraum im April 2017, "dass unsere Idee wenig Chancen hat, überhaupt ernsthaft diskutiert oder erwogen, geschweige denn realisiert zu werden."

Genau dieser Uwe Fliegauf, der damals so resigniert klang und den Traum von einem Kreativzentrum abgeschrieben hatte, griff nun aber erneut zur Feder. Anlass sind die mittlerweile konkreten Planungen für die Gartenschau und auch den Bereich rund um das Schwefelbad. Und die Bürgerbeteiligung für das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK).

Für das ISEK hat im Oktober die Bürgerbeteiligung begonnen. Auch mittels Postkarten können die Balinger noch bis diesen Samstag, 17. November, Vorstellungen und Ideen zur Zukunft ihrer Stadt einreichen. Für die Initiative erfreulich: Außer zu Themen wie Wohnen, Bildung und Kultur, Wirtschaft oder Mobilität trägt eine der Karten das Schlagwort "Freiraum".

Man begrüße es, dass die Stadtverwaltung diesen "Schlüsselbegriff" verwende, formuliert Uwe Fliegauf in dem Schreiben an die Stadtplaner, außerdem natürlich den strategischen Planungsprozess. Dann kommt er rasch zu dem für die Initiative Freiraum entscheidenden Punkt: das Kreativzentrum.

Die Förderung von Kreativität sei ein "Zukunftsmodell" für Balingen, "um die bereits heute vorhandenen kulturellen, sozialen, wirtschaftlichen und künstlerischen Angebote zu vernetzen" und zugleich bürgerschaftliches Engagement auf breiter Ebene zu fördern. Kreativität soll nach Darstellung von Fliegauf und der Initiative Freiraum zum "Standortfaktor unserer Stadt" werden; in den vergangenen Jahrzehnten seien dafür beste Voraussetzungen geschaffen worden.

Was allerdings noch fehle: ein Ort, an dem man kreative Projekte ansiedeln könnte. Keine reine Veranstaltungsfläche, sondern vielmehr ein Ort, an dem sich die Kreativen aus Balingen treffen, austauschen und, auch das, etwas auf die Beine stellen können. Das Areal Schwefelbad/Insel sei dafür ideal geeignet.

Man brauche nur ein wenig Fantasie, so Fliegauf, um sich die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten und das Potenzial dieses innerstädtischen Standorts vorzustellen: "So könnten Räume für regelmäßige Veranstaltungen entstehen, die als Forum für Diskussion und Weiterentwicklung von Kreativideen im Raum Balingen dienen könnten." Die Bereitstellung von offenen Büro- und Stellräumen zur befristeten Nutzung für kommunale Kreativprojekte würde diese Funktion ebenso ergänzen wie die Schaffung von bezahlbaren Proberäumen für Balinger Bands, an denen im Moment großer Mangel herrscht, oder die Einrichtung eines Gallery Space für die örtliche Kreativ- und Kunstszene. "Auf mittlere Sicht", so heißt es in dem Schreiben weiter, könnte auch eine städtische Kleinkunstbühne eingerichtet werden, zudem würde sich das Areal ideal als innerstädtisches Besucherzentrum der Gartenschau 2023 eignen.

Stichwort Gartenschau: Mit großem Interesse haben die Freiräumler die Ergebnisse des Wettbewerbs für das südliche Planungsgebiet studiert, in dem auch das Areal Schwefelbad/Insel liegt.

Der Siegerentwurf des Büros Lohrer.Hochrein sieht einen Fußweg entlang der Steinach ab dem Zollernschloss vor, der am Schwefelbad entlangführt. Das historische Gebäude ist Bestandteil der Planungen, soll laut Lohrer.Hochrein also erhalten bleiben.

Ob das zu einem veränderten Denken bei der Stadtverwaltung führt, auch in Sachen Kreativzentrum? Bisher war Tenor, dass das Jugendhaus Insel, weil marode, abgerissen werden müsse.

An dessen Stelle sieht der Lohrer.Hochrein-Entwurf den Neubau eines L-förmigen Gebäudes vor. Zum Fußweg entlang der Steinach wäre es abgegrenzt, der Hof erstreckt sich auf den Entwürfen in Richtung Schwefelbad, wäre also dort, wo heute der Insel-Parkplatz angelegt ist. Es wäre, folgt man der Initiative Freiraum, der perfekte Ort für das neue Kreativzentrum.