Pflegefachkräfte des Zollernalb-Klinikums werden am digitalen Visitenwagen geschult. Foto: Klinikum Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Zollernalb-Klinikum startet Pilotvorhaben / Mehr Zeit für Patienten

Die Pflegefachkräfte des Zollernalb-Klinikums starten in die digitale Zukunft: Der Geschäftsführer des Zollernalb-Klinikums, Gerhard Hinger, hat den Startschuss für ein Pilotprojekt gegeben.

Zollernalbkreis. Das in Deutschland bisher einzigartige Projekt kombiniert verschiedene digitale Werkzeuge zur Entlastung der pflegerischen Fachkräfte. Im Zentrum steht das Pflege-Expertensystem CareIT Pro der Firma NursIT Institute aus Berlin.

Dieses reduziert durch intelligente Algorithmen den Dokumentationsaufwand für die Pflegefachkräfte und zeigt alle wichtigen Informationen der Patienten für eine Entscheidungsunterstützung an. "NursIT erleichtert den Pflegekräften die Arbeit, da alle Daten der Patienten sofort digital im System aufgenommen werden. Wir sind stolz darauf, dass wir dieses System als erste Klinik in Deutschland testen können", betont Blerta Muqaku, Pflegedirektorin im Klinikum.

Zudem werden im Projekt alle für die Abrechnung relevanten Daten an das Kodiersystem übergeben und vervollständigen automatisch die Klinikabrechnung. Über den ebenfalls neu eingeführten Klinik-Messenger können aus der Pflegesoftware heraus relevante Informationen beispielsweise auf das Smartphone des zuständigen Arztes gesendet und dessen Antworten auf demselben Weg zurück übermittelt werden.

Auch mit Hardware wurden die Pflegefachkräfte neu ausgestattet. So wurden zum Start neue intelligente Dokumentationswagen in Betrieb genommen. Diese haben nicht nur die wichtigsten Messgeräte bereits dabei, sondern übertragen auch die Vitalwerte der Patienten sofort in die digitale "Kurve" der Klinik. Ergänzend sind Pflege-Smartphones und Tablet-PCs in den Testbetrieb gegangen, um eine schnelle Erfassung von Daten und die Bereitstellung pflegerischer Informationen direkt beim Patienten zu ermöglichen.

Stefanie Noschka, Stationsleiterin auf der chirurgischen Station, berichtet aus der Testphase: "Bisher zeigt sich das Pilotprojekt als sehr hilfreich. Das Assessment ist leicht durchzuführen und eine Arbeitserleichterung. Mit wenigen Klicks ist dieses erledigt. Dadurch erhofft man sich bei vollständiger Etablierung, dass wir spürbar mehr Zeit für die Patienten haben." In der Probephase bedeute dies durch doppelte Dokumentation allerdings mehr Aufwand.

Die Vitalzeichenkontrollen könnten mit dem Ilvi-Gerät schnell und einfach durchgeführt werden. Dies sei sinnvoll, denn man könne den Verlauf schnell sehen, die Werte seien gut ersichtlich hinterlegt und immer zeitnah dokumentiert.

Die Befürchtung sei gewesen, dass ältere Kollegen sich etwas schwertun könnten. Aber es habe sich gezeigt, "dass die Handhabung leicht ist und die Kollegen keine Schwierigkeiten melden". Die Wunddokumentation mittels iPad bedeute eine echte Zeitersparnis. Es werde ein Bild von der Wunde gemacht und diese kurz beschrieben. Dann seien auch schon die Wundbeschreibungen hinterlegt und könnten einfach angeklickt werden.

Das Gesamtprojekt ist im Februar 2020 als eines von fünf Digitalisierungsthemen der Gesundheitswirtschaft 2020 gewählt und gestartet worden. Trotz der Corona-Pandemie haben die beteiligten Projektpartner die gemeinsame Konzeption, Integration und den Pilotbetrieb in kürzester Zeit realisiert.

Bereits im kommenden Februar möchte das Projektkonsortium die Wirkung der Digitalisierung in der Pflege des Zollernalb-Klinikums auf das Entlastungspotenzial und die Erlössicherung messen und mit den Ausgangsindikatoren vergleichen. "Das Engagement und die Begeisterung der Pflegefachkräfte war schon in den Vorbereitungen und durchgeführten Schulungen so bemerkenswert hoch, dass wir stolz sind und uns auf das weitere Projektgeschehen freuen", sagte Heiko Mania, Geschäftsführer der NursIT Institute GmbH.