Anke Traber, Leiterin der Agentur für Arbeit Balingen, kümmert sich zurzeit vermehrt um Anträge von Betrieben auf Kurzarbeit.Foto: Reich Foto: Schwarzwälder Bote

Kurzarbeit: Corona-Folgen auf dem Arbeitsmarkt noch nicht absehbar / Agentur hat alle Hände voll zu tun

Von Michael Reich

Die Corona-Krise fordert auch die Mitarbeiter der Balinger Agentur für Arbeit. Die werden gerade von einer Flut von Anträgen auf Kurzarbeit überschwemmt – und der Beratungsbedarf ist groß.

Balingen. Als am 12. März die statistische Auszählung der Arbeitsmarktdaten für den Monat März erfolgte, hatten sich die Folgen von Corona noch nicht auf dem Arbeitsmarkt niedergeschlagen.

Mit Beginn des kalendarischen Frühlings ging die Arbeitslosigkeit in der Region statistisch betrachtet sogar zurück. Aber die Datenauswertung erfolgte noch vor Einsetzen der politischen Maßnahmen, die den Alltag und die wirtschaftliche Situation so drastisch verändert haben. "Die monatlichen Arbeitsmarktzahlen zeigen nie den exakten Stand am Ende eines Monats, weil die Auswertungen aus technischen Gründen schon zur Monatsmitte erfolgen müssen. Ein Blick auf die Monatswerte und Vergleiche mit Vormonaten verfälschen daher das Bild, das sich seit der Auswertung erheblich verändert hat", ordnet Anke Traber, Leiterin der Agentur für Arbeit Balingen, die aktuell vorliegenden Zahlen ein.

"Den statistischen Rückgang der Arbeitslosenzahlen um rund 100 im Vergleich zum Februar möchte ich daher gar nicht bewerten. Frühestens mit der April-Auswertung bekommen wir ein realistischeres Bild der Lage. Klar ist schon jetzt, dass angesichts der ergriffenen Maßnahmen in vielen Branchen, bei vielen kleinen und größeren Unternehmen, der Betrieb ruht und natürlich von Neu- und Wiedereinstellungen abgesehen wird", so Traber weiter.

Andererseits seien Entlassungen bisher vielfach vermieden worden. Viele Unternehmen hätten vorsorglich Kurzarbeit angemeldet, um ihre Beschäftigten auch in der Krise halten zu können. Die derzeit verfügbaren Zahlen zur Kurzarbeit würden aber kein klares Bild liefern, denn Anträge könnten auch vorsorglich gestellt werden, ohne dass später tatsächlich kurzgearbeitet würde.

"Es gibt Betriebe, die noch ausweichen können", weiß Anke Traber und nennt als Beispiel die Burladinger Firma Trigema, die jetzt auch Atemschutzmasken produziert. Doch kleinere Unternehmen hätten mittlerweile schon geschlossen. "Wir sind besonders bemüht, die kleinen und Kleinstbetriebe zu erhalten", sagt die Agenturleiterin und verweist in diesem Zusammenhang auf das Landes-Sofortprogramm. Dieses beinhaltet Zuschüsse in Höhe von 9000 Euro für Betriebe bis fünf Mitarbeiter und 15 000 Euro für Unternehmen bis zu zehn Mitarbeiter.

Hinzu kommt, dass einige Betriebe die Anzeige gleich mehrfach auf verschiedenen Kanälen eingereicht haben. "Das ist übrigens nicht nötig und erschwert unsere Arbeit, weil diese Doppelungen erst bereinigt werden müssen. Ich bitte daher die Betriebe, die Anzeige auf Kurzarbeit nur einmal einzureichen. Wir haben Kräfte gebündelt, um die Fragen der Betriebe zu beantworten und ihre Anzeigen entgegenzunehmen und zu bearbeiten", erläutert Traber. Gleichwohl macht sie klar: "Wir verstehen jeden, der anruft und nachfragt." Zehn Tage dauere es in der Regel, bis ein Bescheid rausgehe.

Die Agentur für Arbeit Balingen hat auf die Anforderungen der Krise mit verschiedenen Maßnahmen reagiert. Beispielsweise wurde Personal in die Teams verlagert, die sich um die Auszahlung von Arbeitslosengeld und Kurzarbeitergeld kümmern. "Auch wenn es wegen der verschlossenen Türen zum Schutze aller vor Ansteckung vielleicht anders aussieht – wir sind weiter für die Menschen da, die sich jetzt auf uns verlassen", betont Traber.

Auf der eigens eingerichteten Telefon-Hotline 07433/95 19 00 können sich Kunden weiter an die Agentur wenden. Arbeitgeber erreichen ihre Ansprechpartner unter der Nummer 0800/4 55 55 20. 50 Mitarbeiter der Balinger Arbeitsagentur kümmern sich dabei täglich am Telefon um die Anliegen der Kunden. Bis zu 250 Arbeitnehmer pro Tag benötigen dabei Rat. Bei den Arbeitgebern sind es täglich 100 Anrufe, nachdem die Zahlen zu Beginn auf 200 geschnellt waren.

Alle Anträge auf Geldleistungen sollen schnell und unbürokratisch erledigt werden. "Unsere interne Umorganisation dafür ist zwar ein Kraftakt, aber wir tun alles dafür, die Folgen der Krise für Beschäftigte, Arbeitslose und Unternehmen abzufedern", versichert Traber.

Die Chefin der Arbeitsagentur findet dabei lobende Worte für ihr Team: "Ich bin gerade extrem stolz auf meine Mitarbeiter, bei der Agentur ebenso wie beim Jobcenter." Sie bittet um Verständnis, dass die Häuser momentan zu sind, versichert jedoch, dass kein Bürger deshalb Angst vor Sanktionen haben müsse.