Referierte über die Reformation in Balingen: Günther Meinhold. Foto: Privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Geschichte: Günther Meinhold referiert über die Reformation in Balingen

Balingen. Beim monatlichen Treffen im Stadtteil-Café auf Schmiden war Hobbyhistoriker und Buchautor Günther Meinhold zu Gast. Er sprach vor vielen Gästen zum Thema "Über Luther redet jeder – die Reformation in Balingen".

Zunächst erläuterte der Referent, dass die Reformation in Württemberg erst im Frühjahr 1534 einsetzte, nachdem es Herzog Ulrich gelungen war, sein Herzogtum mit Hilfe seines Freundes, des Landgrafen Philipp von Hessen, zurückzuerobern. Zuvor sei Württemberg 15 Jahre österreichisch besetzt gewesen und deshalb katholisch geblieben.

Meinhold schilderte, wie Reformator Ambrosius Blarer in jeder Pfarrei eine Visitation vornahm und zum einen klären wollte, ob der jeweilige Ortspfarrer und die weiteren Geistlichen bereit waren, die Reformation anzunehmen, zum anderen, ob die Bevölkerung bereit war, evangelisch zu werden.

Blarer versammelte alle bisherigen Pfarrer, Kapläne und Frühmesser des Landkapitels Ebingen-Schömberg in der Amtsstadt Balingen. Jeden einzelnen stellte er – in Anwesenheit des Vogts – vor die Wahl, die Reformation anzunehmen oder entlassen zu werden. Ein Großteil weigerte sich, zum neuen Glauben überzutreten, unter anderem die Pfarrer von Ebingen, Balingen, Laufen und Weilheim, die folglich entlassen wurden.

Folglich stand der Reformator vor dem Problem, wie der erhebliche Pfarrer-Mangel zu beheben war. Angeworben wurden Pfarrer aus der Schweiz. Zudem kehrten einige der zuvor ins Ausland geflohenen Pfarrer zurück. Darüber hinaus traten die meisten Kapläne zum neuen Glauben über, wohl aus materiellen Gründen. Denn die meisten dieser niederen Geistlichen konnten von ihren Einnahmen mehr schlecht als recht leben, so Meinhold.

In Balingen gab es Widerstand: Die städtische Oberschicht hielt am alten Glauben fest, ebenso der noch amtierende Pfarrer Vinzenz Hartwig. Dieser war ein hartnäckiger Verfechter der katholischen Lehre. Allein in Tübingen gelang es ihm, zwölf Pfarrer dazu zu bewegen, katholisch zu bleiben. Deshalb wurde Hartwig entlassen und Anfang 1535 durch den aus der Schweiz stammenden Pfarrer Johannes Wagner ersetzt. Dieser ließ alle Heiligenbilder und Skulpturen und sämtliche Altäre aus der Stadtkirche entfernen.

Dies rief bei vielen Altgläubigen helles Entsetzen hervor. Blarer blieb daher nichts anderes übrig, als Wagner nach Ebingen zu versetzen.

Herzog Ulrich enthob in Balingen innerhalb weniger Monate nacheinander auch zwei Obervögte ihres Amts: Hug Werner von Ehingen und der Geislinger Schlossherr Hans von Stotzingen. Daraufhin verstummte die katholische Opposition rasch, und die Reformation konnte nun ohne weitere Widerstände zwar langsam, aber kontinuierlich fortgesetzt werden.