Auch beim Vorbereiten des Materials hat Sebastian Klink geholfen. Foto: Schwarzwälder Bote

Sebastian Klink hat den Bau einer Bolivianischen "Shopping Mall"-Fassade mitgeplant

Eine rund 7000 Quadratmeter große Kupferfassade für eine "Shopping Mall" in Bolivien mitgeplant zu haben – das kann nicht jeder 21-Jährige in seinem Lebenslauf verzeichnen. Sebastian Klink schon: Dafür reiste der junge Flaschnergeselle für drei Monate nach Südamerika.

Balingen. Nachdem Sebastian Klink seinen Gesellenbrief in der Tasche hatte, stand für ihn fest: Er wollte für ein paar Monate im Ausland arbeiten. Vor allem die USA oder Australien schwebten ihm vor – "Bolivien hatte ich erst mal nicht auf dem Schirm", so Klink.

Er hatte sich bei einigen Flaschnereien umgehört und danach erkundigt, ob er für eine dieser Firmen vorübergehend im Ausland arbeiten könnte – zunächst erfolglos. Dann meldete sich die Firma KME aus Osnabrück bei ihm: "Sie hat sich um alles gekümmert: Flüge, Hotel und Verköstigung", erzählt Klink. Er musste nur noch seine Koffer packen.

Als "Supervisor" schickte ihn der Betrieb nach Santa Cruz: Er sollte die Montage einer fast 7000 Quadratmeter großen Fassade für eine "Shopping Mall" mitplanen.

Die Arbeit an sich ist kein Problem für Klink gewesen – er hatte in seiner Ausbildung schließlich gelernt, wie das geht. Schwierigkeiten gab es jedoch bei der Verständigung: Klink konnte kein Spanisch und die bolivianischen Arbeiter auf der Baustelle weder Deutsch noch Englisch – lediglich die Architekten der "Shopping Mall". Große Probleme gab es dadurch aber nicht: "Wir haben uns mit Händen und Füßen verständigt, und das hat überraschend gut geklappt", erzählt Klink. Überrascht ist er auch von so manchem Werkzeug gewesen: So nehmen die Bolivianer statt einer Wasserwaage einfach einen durchsichtigen, mit Wasser befüllten Schlauch. Zwei Arbeiter mussten diesen dann hoch heben und die Enden an der zu messenden Stelle auflegen.

Auch beim Transport der schweren Kupferrollen sind die bolivianischen Bauarbeiter erfinderisch: Auf Besenstielen, die sie nebeneinander auf den Boden legen, rollen sie das Material von A nach B: "Im Prinzip wie bei den alten Römern", sagt Klink und lacht: "So was kann man sich hier in Deutschland gar nicht vorstellen."

Erstaunt ist er auch in einer Situation gewesen, in der er sich mit einem Architekten darüber unterhalten hatte, dass sie nun einen Laser für die Arbeit gut gebrauchen könnten. Sofort ist einer der bolivianischen Arbeiter mit einem Lot herbei geeilt und hat die entsprechende Stelle für die beiden ausgependelt: "Obwohl er uns eigentlich gar nicht verstehen konnte, wusste er, was wir meinten, und half uns mit dem Lot aus", so Klink. So ein Lot werde auch in Deutschland genutzt, aber in Flaschnereien eher selten, erklärt der 21-Jährige.

Am meisten hatten den jungen Flaschner jedoch die Bolivianer selbst beeindruckt: "Ich wurde sehr freundlich empfangen, die Menschen dort sind total offen und auch hilfsbereit", berichtet er. Die südamerikanische Mentalität sei ganz anders als die deutsche: "Obwohl die Menschen dort sehr arm sind, teilen sie alles, was sie haben. Sie laden jeden sofort ein und integrieren Fremde", erzählt Klink. Er hat viele Freunde in Santa Cruz gefunden, die er vielleicht mal wieder besuchen will.