Als Modelle sind die neue Tribüne und das sanierte Lochenbad schon vorhanden. Doch der Daumen macht es deutlich: Die Umsetzung der beiden Vorhaben ist ins Stocken geraten. Foto: Beilharz

Steht wegen der erhöhten Baukosten für die Tribüne die Lochenbad-Sanierung in Frage?

Balingen - Eine eigentlich längst abgehakte Diskussion bekommt neues Futter: Es geht um die Frage, ob angesichts der engen finanziellen Verhältnisse der Stadt die Sanierung des Lochenbads wegen der gestiegenen Kosten für den Neubau der Au-Stadion-Tribüne weiter hinausgeschoben wird – oder vielleicht sogar ganz unter den Tisch fällt.

Beide Großvorhaben hatte der Gemeinderat Ende Januar quasi im Paket abgesegnet: Die Tribüne sollte noch in diesem Jahr angegangen werden, das Lochenbad zu Beginn des nächsten Jahres. 7,8 Millionen Euro wollten Stadt und Gemeinderat für das Paket lockermachen.

Doch nun zeichnet sich ab, dass diese Summe vielleicht nicht reicht – und damit geraten die beiden Großvorhaben möglicherweise in Konkurrenz zueinander. Den schon lange vorgesehenen Neubau der Tribüne hat der Gemeinderat am Dienstagabend erst einmal verschoben (wir berichteten).

Grund sind die wegen der aktuell sehr guten Baukonjunktur sehr hohen Baukosten: Das Gremium hatte bereits 2011 beschlossen, für die Tribüne nicht mehr als 4,99 Millionen Euro ausgeben zu wollen. Das günstige Angebot, das nach der Ausschreibung der Arbeiten eingegangen ist, liegt allerdings um 848 000 Euro darüber – eine Summe, die die Stadt und der Gemeinderat nicht auszugeben bereit sind, weil das notwendige Kleingeld dafür schlichtweg nicht da ist. Die Arbeiten sollen nun im Winter erneut ausgeschrieben werden, in der Hoffnung auf sinkende Baupreise.

Weil aber die Baukosten derzeit so hoch sind, ist auch die Sanierung des Lochenbads erst einmal auf die längere Bank geschoben worden: Statt die Arbeiten wie ursprünglich geplant in diesem Herbst auszuschreiben und im Frühjahr damit zu beginnen, sollen sie nun ebenfalls erst im Winterhalbjahr ausgeschrieben werden.

"Warum machen wir dort nicht einfach weiter?", fragte Angela Godawa am Dienstag im Gemeinderat; schließlich gehe es dabei um ganz andere Arbeiten. Erneuert werden müsse in erster Linie die Bädertechnik.

Betonarbeiten machen Vorhaben teuer

Oberbürgermeister Helmut Reitemann meinte dazu, dass die Preise für Leistungen in diesem Bereich derzeit tatsächlich sehr günstig seien. Schließlich wurden landauf-landab zuletzt Bäder eher geschlossen als neu gebaut. Allerdings verwies er auch darauf, dass in Weilstetten auch Betonarbeiten zu erledigen seien – und hier seien die Preise eben hoch. Der Weilstettener Ortschaftsrat zeigte schon Verständnis für die Verschiebung, betonte zugleich aber eindringlich die dringend notwendige Sanierung des Lochenbads.

Ein wenig klang in der Frage von Angela Godawa indes die Sorge mit, dass das Lochenbad möglicherweise noch viel weiter geschoben werde, dass dessen Sanierung vielleicht ganz unter den Tisch fallen könnte, wenn für den Bau der Au-Stadion-Tribüne nach der zweiten Ausschreibungs-Runde doch deutlich mehr Geld benötigt wird als ursprünglich vorgesehen.

Darüber, ob eines der beiden Großvorhaben wichtiger sei als das andere, hatte der Gemeinderat bereits im Januar diskutiert. Damals beantragte die FDP, angesichts der engen Finanzlage der Stadt zuerst die Au-Stadion-Tribüne neu zu bauen und erst nach deren Abschluss das Lochenbad anzugehen.

Das Projekt Au-Stadion sei über Jahre hinaus aufgeschoben worden und nun eben "dran", auch deshalb, weil es von viel mehr Sportlern genutzt werde als das Lochenbad – dessen Sanierung könne man noch etwas hinauszögern. Unterstützt wurde die FDP von den Grünen und der Frauenliste, die sich ebenfalls für eine Verschiebung und damit gegen eine Finanzierung auf Pump aussprachen.

Dagegen argumentierte im Gemeinderat vehement unter anderem der Weilstettener Ortsvorsteher Kurt Haigis, der wie zahlreiche Demonstranten in der entscheidenden Sitzung des Gremiums am 31. Januar auf die Bedeutung des Lochenbads für Schüler, Sportler und Vereine hinwies. Eine Verschiebung der Arbeiten bis zu einem Zeitpunkt, an dem sich eine Sanierung nicht mehr rechne, sei "unverantwortlich", so Haigis damals.

Die Frage ist nun, wie es weitergeht, ob die beiden Großprojekte tatsächlich in einen Konkurrenzprozess zu einander treten, an dessen Ende eines den Kürzeren zieht. Entscheidend dafür ist, wie sich die Kosten entwickeln.

Für das Balinger Au-Stadion stehen sie auch nach der zweiten Ausschreibungs-Runde früher fest als für das Lochenbad. Vielleicht wird der Deckel von 4,99 Millionen Euro eingehalten, vielleicht wird es teurer. Danach sieht man weiter.