Allein im Alter: Viele Menschen werden deshalb depressiv.Foto: AOK Foto: Schwarzwälder Bote

Gesundheit: Altersdepression: ältere Frauen und Männer und Kreis stark betroffen

Mit der dunklen Jahreszeit nehmen auch die dunklen Gedanken überhand. Selbstzweifel, langes Grübeln bis hin zu lebensmüden Gedanken lassen den Alltag zur Qual werden. Die soziale Isolation durch die Corona-Einschränkungen dürfte bei vielen Betroffenen ihr Übriges tun, warnt die AOK Neckar-Alb.

Zollernalbkreis. "Besonders gefährdet, an einer Depression im Alter zu erkranken, sind Frauen sowie Menschen ohne vertrauensvolle persönliche Beziehungen und Bewohner von Pflegeheimen", weiß Alexandra Isaksson, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie bei der AOK Baden-Württemberg: "Depressive Störungen sind die häufigste psychische Störung im Alter und gehen noch stärker als in jüngeren Altersgruppen mit einem erhöhten Suizidrisiko einher."

Laut einer aktuellen Statistik der AOK ist die Zahl der an Altersdepression erkrankten Versicherten in den vergangenen fünf Jahren stetig um durchschnittlich 2,4 Prozent gestiegen.

Im vergangenen Jahr mussten in den Landkreisen Reutlingen, Tübingen und Zollernalb knapp 13 000 Senioren wegen einer Depression ärztlich behandelt werden. Das sind 23 Prozent der AOK-Versicherten in der analysierten Altersgruppe. Damit liegt die Region etwas über dem Landesschnitt von 21,5 Prozent.

In ganz Baden-Württemberg zählte die Kasse bei den über 70-Jährigen 145 949 behandelte Patienten. Davon waren 105 97 Frauen und 40 052 Männer.

Im Zollernalbkreis waren es sogar 28,4 Prozent der über Siebzigjährigen, die im Jahr 2019 wegen Depressionen stationäre oder ambulante Hilfe in Anspruch nahmen. In Zahlen waren das 5179 Fälle. Dagegen liegt der Anteil in den Nachbarkreisen auf einem niedrigeren Niveau: In Tübingen erfasste die AOK 2739 Depressionsdiagnosen, was 21,1 Prozent bedeutet. Im Landkreis Reutlingen waren es mit 4881 Fällen sogar nur 20,0 Prozent. In allen drei Kreisen fällt auf – und damit folgt die Region dem landesweiten Trend –, dass Frauen zwar doppelt so häufig von Altersdepression betroffen sind, bei Männern die mittlere jährliche Steigerungsrate jedoch deutlich höher ist als die bei den Frauen.

Die AOK-Fachärztin rät, im Falle eines Verdachts auf eine depressive Störung umgehend einen Arzt – den Hausarzt oder einen Facharzt für Psychiatrie, Psychosomatische Medizin oder einen Nervenarzt – aufzusuchen. Denn auch im Alter sei eine Depression gut behandelbar.

"Aber auch die Betroffenen selbst können etwas dafür tun, um einer depressiven Symptomatik entgegenzuwirken", so Alexandra Isaksson weiter: "Insbesondere in Zeiten der Corona-Pandemie ist es wichtig, eine geregelte Tagesstruktur beizubehalten oder aufzubauen und in Bewegung zu bleiben." Das Wichtigste sei, nicht allein in der aussichtslos erscheinenden Situation zu bleiben, sondern sich trotz oft vorhandenen Scham- und Schuldgefühlen einer anderen Person anzuvertrauen.

  Bei fachlichen Fragen und zu Anlaufstellen in der Nähe hilft die Deutsche Depressionshilfe weiter unter der Telefonnummer 0800/3 34 45 33. Für Ratsuchende steht auch die Telefonseelsorge rund um die Uhr und kostenfrei unter den Telefonnummern 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222 zur Verfügung.