Digitalkamera im Anschlag: Die Handwerkskammer sieht die "Fotostudios um die Ecke" gefährdet. Foto: Handwerkskammer Foto: Schwarzwälder Bote

Handwerk: Kammer lehnt den Gesetzesentwurf für Passbilder ab / Nicht erster Schlag

Reutlingen. Um Dokumentenfälschung vorzubeugen, sollen Lichtbilder für Pässe und Ausweise in Zukunft nur noch in Gegenwart eines Mitarbeiters der Passbehörde aufgenommen und elektrisch erfasst werden. Das Ministerium begründet den Gesetzesentwurf mit mehr Sicherheit: "Manipulationen des Passbilds durch Morphing und anschließende unerlaubte Grenzübertritte werden dadurch ausgeschlossen", heißt es in der Begründung. Die Handwerkskammer Reutlingen lehnt die Änderung ab.

Viele Betriebe des Fotografenhandwerks seien beunruhigt und würden eine existenzielle Bedrohung befürchten, wird von Seiten der Kammer betont. Denn einerseits hätten die Bürger dann nur noch eine Anlaufstelle bei der Beschaffung eines neuen Ausweises, andererseits sei das Foto, das auf dem Amt gemacht werde, günstiger als im Fotostudio um die Ecke.

"Die Umsätze im Fotofachhandel sind seit Jahren rückläufig", betont der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Reutlingen, Joachim Eisert. "Mit der Erstellung von Passbildern erzielen die Fotografen und Händler den höchsten Deckungsbeitrag, auf den sie zukünftig verzichten müssten."

Für die Fotografen sei das nicht der erste Schlag. Nicht nur die Abschaffung der Meisterpflicht in diesem Handwerk vor 16 Jahren habe den Wettbewerb verzerrt, sondern auch die technologische Entwicklung durch die Digitalfotografie. Selbst Porträtfotos, die auf dem Smartphone gemacht werden, würden professionell anmuten – von der Konkurrenz durch Drogeriemärkte und Passbildautomaten, die bereits in den Einwohnermeldeämtern aufgestellt seien, ganz zu schweigen. Käme dieses Gesetz, so Eisert weiter, bedeutete es das Aus für viele Fotostudios und Fotohändler.

Die Länder- und Verbändeanhörung zum Gesetzesentwurf läuft noch bis zum 28. Januar, wie mitgeteilt wird. Die Handwerkskammer Reutlingen hofft auf Unterstützung durch die handwerklichen Dachverbände bei der Verhinderung des Gesetzes. Die bei ihr registrierten Meisterfotografen müssten weiterhin das Recht behalten, Passfotos anzufertigen.