Der Lindenhof legt nach: Prämiertes Mammut-Stück wird ein weiteres Mal gezeigt

Von Erika Rapthel-Kieser

Burladingen-Melchingen/Mössingen. Der Lindenhof legt nach: Das Melchinger Theater zeigt sein prämiertes Mammut-Stück "Ein Dorf im Widerstand" noch zwölfmal. Mittlerweile hat die Inszenierung Lorbeeren bei den Ruhrfestspielen geerntet, hat in Berlin einen beachteten Preis bekommen und ist laut Regisseur Philipp Becker "wie Wein, der mit den Jahren geschmackliche Tiefe zieht".

Das Theater Lindenhof wird seine Mammut-Produktion in der Pausa-Bogenhalle in Mössingen an zwölf Abenden im September und Oktober aufführen. "Das ist wie auf ’nem großen Filmset. Da hat man als Regisseur schlaflose Nächte", beschreibt Becker wie es ist, ein Stück mit 180 Beteiligten und großem Orchester in einem Raum ohne Bühne, ohne Tribüne, ohne Licht und Wasser auf die Beine zu stellen. Aber: Die Inszenierung habe nach einem Jahr, so Becker, "eine neue Tiefe erfahren".

Unter den Mitwirkenden sind sechs Profischauspieler, der Rest sind Laien: Schüler, Musiker und Bürger aus Mössingen. Zum Teil sind es die Kinder und Enkel jener Menschen, die am 31. Januar 1933, dem ersten Tag der Regierung Hitlers, in Mössingen in den Generalstreik gegangen waren. Der Protestmarsch nahm in der Pausa-Fabrik seinen Ausgang, und in der denkmalgeschützten Bogenhalle des Unternehmens wird das Stück wieder aufgeführt. "Bürgertheater im besten Sinne" nannte es die Presse, und in Berlin gab es den mit 20 000 Euro dotierten "BKM Preis Kulturelle Bildung" für das ehrgeizige Projekt.

Der Autor Franz Xaver Ott nennt sein Werk ein "konzertiertes Spiel zum Mössinger Generalstreik von 1933". Für den Lindenhof-Intendanten Stefan Hallmayer ist es ein "herausragendes Beispiel für die Potenziale von kulturellen Einrichtungen und bürgerschaftlichem Engagement im ländlich gelegenen Raum". Hallmayer verweist darauf, dass die Geschichte vom Generalstreik der Mössinger nicht bekannt und selbst in Mössingen in Vergessenheit geraten sei.

Inzwischen gibt es bald den Film zum Stück. Denn nachdem das Thema vom Melchinger Theater Lindenhof ins Rampenlicht gerückt wurde, ist jetzt auch ein Dokumentarfilm dazu in Arbeit. Die junge Filmemacherin Katharina Thoms begibt sich mit der Tochter eines früheren Widerstandskämpfers auf Spurensuche nach den unglaublichen Mössinger Ereignissen von damals. "Widerstand ist Pflicht" nennt sie ihren Doku-Streifen.

Weil die Vorstellungen im vergangenen Jahr meistens ausverkauft waren und das Thema auf so viel Interesse stieß, beschlossen die Melchinger, das Stück in ihrem achten Kulturherbst noch einmal ins Programm zu hieven. "Ohne finanzielle Unterstützung wäre die Wiederaufnahme allerdings nicht zu stemmen gewesen", betont der kaufmännische Leiter des Theaters Lindenhof, Christian Burmeister-van Dülmen. "Allein die über hundert Darsteller in Kostüme zu kleiden, sprengt eigentlich unseren Etat", fügt Regisseur Becker hinzu. Und was die Aufführung in der Bogenhalle, die dann 300 Zuschauer fassen kann, angeht, muss alles erneut aufgebaut, verlegt und geplant werden.

Ab Donnerstag, 18. September, wird das Stück zwölfmal in der Pausa-Bogenhalle aufgeführt. Karten gibt es unter der Telefonnummer 07126/ 92 93 94.