Im Zollernalbkreis ist eine Steigerung der Waldschäden erkennbar.Foto: Forstamt Foto: Schwarzwälder Bote

Natur: Schäden durch Stürme, Waldbrände und Borkenkäferbefall / Situation im Zollernalbkreis besser als im Landesschnitt

Dem deutschen Wald geht es so schlecht wie nie zuvor. Dieses Fazit geht aus dem aktuellen Waldzustandsbericht hervor, den Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner vorgestellt hat. Im Zollernalbkreis ist die Lage im Vergleich aber besser.

Zollernalbkreis. Dem Bericht zu Folge haben die vergangenen drei Dürrejahre, der massive Borkenkäferbefall in großen Teilen Deutschlands sowie immer wieder auftretende Stürme und Waldbrände dem Wald schwer zugesetzt. Es seien massive langfristige Schäden entstanden.

Deutlich werde das bei einem Blick auf den deutschlandweit erfassten Kronenzustand. Die Ergebnisse für das Jahr 2020 gehören zu den schlechtesten seit Beginn der Erhebungen im Jahr 1984. So hätten vier von fünf Bäumen eine geschädigte Krone. Besonders bei den Fichten und Buchen hat die Kronenverlichtung im Jahr 2020 zugenommen.

Außerdem sei eine zunehmende Absterberate der Bäume bemerkbar, sowohl in alten als auch in jungen Wäldern. Klöckner fasste den Zustand wie folgt zusammen: "Der Kronenzustand ist wie ein Fieberthermometer – er zeigt an, wie es den Bäumen geht."

Bei der Vorstellung des Berichts nannte die Bundesministerin aktuelle Zahlen zu den entstandenen Schäden der vergangenen drei Jahre: 171 Millionen Kubikmeter Schadholz mussten zwangsweise eingeschlagen werden, 277 000 Hektar Kahlflächen sind entstanden und müssen wiederbewaldet werden.

"Im Zollernalbkreis stellt sich die Situation nicht ganz so dramatisch dar. In den letzten drei Jahren sind in den Wäldern hier vor Ort keine großen Zwangsnutzungen durch Sturm und Käfer notwendig geworden", erklärt Forstamtsleiter Hermann Schmidt. Aus Solidarität zu den Schadgebieten und im Hinblick auf die schlechte Holzmarktlage wurde weniger planmäßiges Holz eingeschlagen. Es seien keine größeren, sichtbaren Kahlflächen entstanden.

Der Anteil an Holz aus Zwangsnutzungen schwanke im Zollernalbkreis von 20 Prozent im Jahr 2018, 58 Prozent im Jahr 2019 hin zu 41 Prozent im Jahr 2020. Hauptschadensmerkmal für die vorjährigen Zwangsnutzungen seien dabei die Ursachen Dürre und Käfer. Im Jahr 2019 schlage zudem der Schneebruch auf der Alb zu Buche. Obwohl die Zahlen eine leichte Entspannung andeuten, sei im Zollernalbkreis eine Steigerung der Waldschäden erkennbar. Vor allem die Baumarten Fichte und Tanne litten. Sie stellen mit 90 Prozent den mengenmäßig größten Anteil am Schadholz dar.

Gemischte Wälder

Warum ist die Situation im Zollernalbkreis vergleichsweise entspannt? Seit 40 Jahren betreiben die Förster im Zollernalbkreis aktiv naturnahe Waldwirtschaft und Waldumbau hin zu Mischbeständen, sagt Schmidt. Die Waldbestände seien oft ungleichaltrig, so Schmidt. Im Kommunalwald ist darüber hinaus oftmals Naturverjüngung vorhanden.

Solche gemischten und verjüngten Wälder seien voraussichtlich toleranter gegen den Klimastress. Zudem steckten junge Wälder Extremwitterungen besser weg und könnten sich an die wärmere und extremere Klimazukunft besser anpassen als alte Wälder.

Die Waldbesitzer im Zollernalbkreis betreiben außerdem konsequent saubere Waldwirtschaft, hält der Forstamtsleiter fest. Dies bedeutet, dass der Wald nach Sturm- und Schneebruchereignissen nach Schadholz abgesucht und aufgeräumt werde. Dennoch gebe es im Kreis Gebiete, an denen der Wald mit den derzeitigen Baumarten an seine Grenzen kommt. Im Kommunalwald sei die Lage relativ entspannt, in vielen Privatwaldparzellen der Klimastress mit seinen Folgen teilweise deutlich zu sehen.

Wie lässt sich dem besorgniserregenden Absterbetrend entgegenwirken? Die schwächelnden Haupt-Baumarten Fichte und Tanne könnten je nach Örtlichkeit zum Beispiel durch die Pflanzung von Douglasie ersetzt werden. Die Baumart Eiche werde. zunehmend an Bedeutung gewinnen und deshalb bereits jetzt vermehrt gepflanzt. Die Pflanzung von Mischbaumarten habe dabei immer hohe Priorität.

Als beigemischte Baumarten zur Eiche empfehlen sich seltene Baumarten wie die Elsbeere, so Schmidt. Die Eiche werde zukünftig in den höheren Lagen als klimaresistente Baumart eine größere Rolle spielen müssen. Insgesamt seien vielfältige Baumartenmischungen und ungleichaltrige Wälder anzustreben. Die Pflanzung sei eine Option, den Wald zu verjüngen, die Naturverjüngung dürfe jedoch nicht vernachlässigt werden. So sei die Naturverjüngung bereits an die Boden- und Klimaverhältnisse vor Ort von klein auf bestens angepasst.

"Die Wälder im Zollernalbkreis sind bisher vom größten Unheil verschont geblieben. Damit dies weiterhin so bleibt, hoffen wir weiter auf die aktive intensive Zusammenarbeit aller Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer", resümiert Schmidt.