Zum 1. Januar übergibt Wolfgang Swoboda (rechts) den Äskulapstab an seinen Sohn Hartmut (links). Foto: Reich

Nach 38 Jahren als Hausarzt übergibt Wolfgang Swoboda seine Praxis an Sohn Hartmut.

Fast 38 Jahre lang hat Wolfgang Swoboda als Haus- und Familienarzt in Balingen praktiziert. Zum 1. Januar übergibt er seine Praxis an Sohn Hartmut. Und sagt rückblickend: "Es war eine tolle Zeit."

Balingen - Ursprünglich stammt Wolfgang Swoboda aus dem mittelalterlichen Städtchen Mosbach im Odenwald. Nach dem Abitur 1969 begann er sein Medizinstudium in Heidelberg. Im Rahmen seiner Dissertation arbeitete er am Deutschen Krebsforschungsinstitut im Bereich der Grundlagenforschung, was in ihm den Entschluss reifen ließ, in der praktischen Medizin und nicht in der Wissenschaft zu arbeiten.

Es folgte eine Assistenzarztstelle im Bundeswehrkrankenhaus in Koblenz, wo er als Privatassistent des Chefarztes ranghohe Militärs sowie bedeutende Personen aus Politik und Wirtschaft kennenlernte. Danach arbeitete er in einer Praxis in der Eifel, an der Hautklinik der Universität Heidelberg und im Kreiskrankenhaus Schwetzingen, wo zur Spargelzeit fast jeder Patient Gemüse aus dem eigenen Garten mitbrachte.

"Immer wieder neue Herausforderungen"

1984 eröffnete er zusammen mit seiner aus Balingen stammenden Frau Gisela, die er seit dem Medizinstudium kennt, eine Praxisgemeinschaft in der Friedrichstraße in der Innenstadt. Mit wachsender Patientenzahl wurde es dort jedoch zu eng, und so wurden 1995 neue Praxisräume in der Bahnhofstraße 34 bezogen. "Alle paar Jahre gab es neue Herausforderungen – das war auch anstrengend", erinnert sich Swoboda. Im Jahr 2000 wurde eine Klinik für ästhetisch-kosmetische Medizin gebaut, die seine Frau zusammen mit Ottmar Bogenschütz betrieb.

2007 kam dann der Schock: Gisela Swoboda erlitt eine Hirnblutung, fiel wochenlang ins Koma mit anschließender völliger Bewegungslosigkeit.

Als Wolfgang Swoboda 65 war, entschloss sich Sohn Hartmut, Allgemeinmediziner zu werden. Wolfgang Swoboda dachte damals jedoch noch lange nicht ans Aufhören. Das Arbeiten in der Praxis machte ihm immer noch Spaß, im Nachhinein bezeichnet er die vergangenen fünf Jahre als "Erntezeit", in der er all das Erlernte nutzen konnte.

Er erinnert sich an besondere Momente in seiner Arzttätigkeit, beispielsweise wenn Patienten, die er einst als Kinder behandelt hat, mittlerweile mit ihren eigenen Kindern in die Sprechstunde kommen. Oder der Fall einer Frau, die das Schicksal arg gebeutelt hatte und die ihm von ihren Sorgen und Nöten erzählte. "Aber wie kann ich Ihnen nun helfen?", fragte er. Die Antwort der Frau: "Sie haben mir schon geholfen. Sie haben zugehört." Das habe ihn schwer bewegt.

"Ein Lebenstraum geht in Erfüllung"

Vor rund zwei Jahren entschloss sich dann Hartmut Swoboda, die Praxis seines Vaters zu übernehmen. Es folgte eine Zeit des gemeinsamen Arbeitens, das beide als völlig harmonisch bezeichnen. "Es war klar, dass ich mich unterordne", berichtet Wolfgang Swoboda und sagt mit Blick darauf, dass sein mittlerweile 37-jähriger Sohn nun die Balinger Arztpraxis übernimmt: "Ein Lebenstraum geht in Erfüllung."

Angst, dass es ihm vom kommenden Jahr an langweilig wird, hat der 70-Jährige nicht. Er freut sich darauf, nun mehr Zeit für seine Hobbys zu haben, will Rad fahren und mit dem Wohnmobil reisen. Und dann ist da ja mittlerweile auch ein Enkelkind: "Opa sein kann ganz schön anstrengend sein", sagt Wolfgang Swoboda und lächelt.