Eveline Günther, Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Engstlatt-Auf Schmiden Foto: Privat Foto: Schwarzwälder Bote

Serie: Pfarrerin Eveline Günther besinnt sich in diesen Tagen auf ein Wort des Apostels Paulus

Balingen. Es sind chaotische Zeiten, die wir gerade erleben. So eine Ausnahmesituation, wie wir sie bedingt durch das Corona-Virus erleben, hat es so noch nicht gegeben. Und so treiben uns viele Fragen um: Wie geht es weiter? Wann geht es wieder in die Schule? Wie finanziere ich mein Leben, wenn ich von nun Kurzarbeit habe? Was wird aus meinen Eltern und Großeltern?

Es sind viele Sorgen und Nöte, auf die es so einfach auch keine Antwort gibt, weil niemand von uns vorhersehen kann, was in den kommenden Tagen und Wochen geschehen wird. Mir ist in diesen Tagen ein Wort aus dem zweiten Timotheusbrief wichtig geworden. Dort schreibt der Apostel Paulus folgendes an seinen Freund: "Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit." Diese Worte sind nicht im Hinblick auf die Corona-Krise geschrieben und doch, so scheint es mir, können sie uns in diesen Tagen eine Hilfestellung sein.

Mir tut es gut, zu hören, dass ich mich nicht von der Furcht vor dem, was kommt oder sein könnte, bestimmen lassen muss, sondern dass uns etwas anderes gegeben wurde, auch und gerade in diesen ungewissen Zeiten: der Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.

Schwere Zeiten durchzustehen, dafür braucht es Kraft, die Dinge, die nötig sind, anzupacken. Dass uns Gott diese durch seinen Geist geben will, ist eine große Zusage. Doch nicht nur das, auch Liebe und Besonnenheit wird uns geschenkt. Liebe – sie zeigt sich in diesen Tagen oft in rücksichtsvollem Abstandhalten voneinander.

Verbundenheite kennt viele Formen

Trotz dessen können wir miteinander verbunden sein und umeinander wissen, wie beispielsweise im gemeinsamen Gebet abends, wenn die Glocken läuten und eine Kerze dazu angezündet wird. Sie kann sich auch in vielen anderen Weisen zeigen: im Einkauf, der für ältere Menschen übernommen wird, einem lieben Anruf, einer Karte im Briefkasten. Liebe findet ihre Wege.

Das richtige Handeln zu finden für diese Tage, dazu braucht es die Besonnenheit, die uns hilft, weder in Sorglosigkeit noch in Aktionismus zu verfallen, sondern zu sehen, was nötig ist und in der jeweiligen Situation das Gebotene zu tun. Der Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit ist uns zugesagt, lassen wir uns doch von ihm stärken und ausrüsten für alles, was die nächste Zeit bringen wird.