Die Brücke über die Eyach an der Frommerner Blumentalstraße müsste nach Meinung der Stadtverwaltung erneuert werden – doch daraus wird erst einmal nichts: Das Denkmalamt hat das Bauwerk unter Schutz gestellt. Foto: Maier

Kein Abriss ab Februar. Überführung an Blumentalstraße steht nun unter Schutz. 

Balingen-Frommern - Nicht der Winter, sondern das Denkmalamt legt den Neubau der Auto- und Fußgängerbrücke über die Eyach an der Blumentalstraße in Frommern auf Eis. Und das kurz vor dem anvisierten Baubeginn.

Nach Angaben von Baudezernent Michael Wagner ist die Balinger Stadtverwaltung von der Unterschutzstellug der Stahlfachwerkbrücke – besonderes Kulturdenkmal – völlig überrascht worden. Die Vor-Ort-Prüfung sei "leider" ohne Beteiligung der Stadt über die Bühne gegangen.

Als Begründung für den Denkmalschutz führt die Behörde laut Wagner an, dass die maßgebliche Substanz der Brücke, insbesondere die Stahlträger, noch im Originalzustand sei. Außerdem sei die Brücke an genau diesem Ort ein besonderes historisches Zeugnis für ein für Frommern prägendes Ereignis: Das Hochwasser, bei dem im Juni 1895 zehn Menschen zu Tode kamen. Von den Fluten wurde auch die damalige Brücke mitgerissen, den Neubau des heute noch bestehenden Bauwerks finanzierte der württembergische König Wilhelm II. mit. In nächster Nähe findet sich zudem das Hochwasserdenkmal, das an die Frommerner Opfer erinnert.

Kritischer Zustand

Den Neubau der Brücke hatte der Balinger Gemeinderat im Mai 2019 beschlossen. Eine Untersuchung hatte ergeben, dass die Stahlkonstruktion der Straßenbrücke erheblich marode ist. Eine Sanierung wäre zwar möglich, allerdings würde dadurch die ohnehin schon eingeschränkte Traglast des Bauwerks nicht verbessert – es bliebe also bei der heute bestehenden Einbahnverkehrsregelung, der nur 4,60 Meter breiten Fahrbahn sowie der Tonnage-Beschränkung. Weil auch die Unterbauten aus Beton große Schäden aufweisen, wäre eine Sanierung insgesamt "wirtschaftlich und technisch nicht darstellbar", so der damalige Tiefbauamtsleiter Eduard Köhler in der Vorlage für den Gemeinderat. Im Gegenteil: Sollte sich der Zustand der Brücke weiter verschlechtern, müsste sie vielleicht sogar ganz für den Verkehr gesperrt werden.

Weil die Brücke an der Blumentalstraße eine der beiden Hauptzufahrten über die Eyach in Richtung der großen Frommerner Wohngebiete Dettenhalde und Dettenwiese ist, sollte ein neues Bauwerk her. Damit ersetzt werden soll zudem die 1975 aufgrund der geringen Straßenbrückenbreite errichtete, parallel verlaufende Fußgängerbrücke. Die Kosten wurden auf rund 1,2 Millionen Euro taxiert, zur Freude der Stadt sagte das Land im September 2019 für das Vorhaben einen Zuschuss von 456 000 Euro zu. Der Abriss der bestehenden Brücke sollte ab Anfang Februar erfolgen, der Neubau ab März.

Physisch erhalten oder umfassend dokumentiert?

Doch aus all diesen Planungen wird nun, nachdem sich die Denkmalschützer das Bauwerk angesehen haben, erst einmal nichts, zumindest vorerst: Mit der Denkmalbehörde ist die Balinger Stadtverwaltung derzeit im Gespräch darüber, ob die Brücke tatsächlich physisch erhalten werden muss. Oder ob eine umfassende Dokumentation des Bauwerks ausreicht und sie dadurch für die Nachwelt "gesichert" wäre.

Der Baudezernent sagt, dass es in diesem Fall "höhere Zwecke" als den Denkmalschutz sowie gute Gründe für den Neubau gebe: Die zweite, ausreichend breite und auch für Schwerlastverkehr wie Feuerwehr oder Müllabfuhr befahrbare Zufahrt in die Wohngebiete etwa, oder den Umstand, dass die Stadt die bestehende Brücke nicht ertüchtigen und auch nicht einfach daneben ein neues Bauwerk errichten könne.

Wie lange die Gespräche mit dem Denkmalamt dauern, kann Wagner derzeit noch nicht abschätzen. Er hoffe nur, sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung, dass das Verfahren nicht so lange hinziehe, dass am Ende die Fördergelder des Landes – immerhin fast die Hälfte der Bausumme – wieder flötengehen.