Und so seien es die vielen alltäglichen Situationen, die für ihm zum Bildanlass würden: das pulsierende Leben in der Stadt, Freizeitvergnügen im Park, Badefreuden am Meer. Er male Menschen im warmen Sommerregen mit bunten Regenschirmen auf der Straße oder visualisiere entspannte Szenen im Grünen. Sein bevorzugtes Sujet seien Augenblicksbilder. Die Flüchtigkeit des Augenblicks, der kaum greifbar sei, werde in der Bewegung eingefroren.
Varzandeh liebe Blumen, hielt Bucher-Schlichtenberger weiter fest. Blumenstillleben wirkten oft verstaubt und antiquiert – nicht so Alirezas. "Seine Blumenbilder sind wahre Farbexplosionen", so die Galeristin. Er komponiere Farbsinfonien "in den duftigsten Valeurs".
Sie ging auch darauf ein, dass Varzandeh als politisch verfolgter, mehrfach inhaftierter Künstler völlig mittellos flüchten und seine Heimat Persien für immer verlassen musste. Mitnehmen konnte er allein sein Erlerntes: das sensible Verständnis für den Umgang mit Farben, das Wissen um deren Leuchtkraft und um den gezielten Einsatz von Licht – kurz, die Bildsprache der Perser: Farbenfreude und Licht. Dieses östliche Bildvokabular bilde die Basis für Varzandehs Malerei, die er immer weiter perfektioniere und mit westlichen Sujets zu verbinden wisse.
Allen seinen Arbeiten gemeinsam sei die aufwendige Maltechnik. Nicht weniger als zwölf Schichten benötige der Maler, ehe sein Werk vollendet sei. Die so aufgebauten, von innen nach außen strahlenden Farbschichten leuchteten auch nach Jahrzehnten gleichbleibend intensiv.
"Die Farbe ist der Baustein von Varzandehs Malerei. Sie in die Form zu bringen seine Aufgabe", so die Galeristin. Er biete dem Betrachter ein rahmen-sprengendes Seherlebnis, da er die Figuren häufig anschneide und sich über die Bildgrenzen des Keilrahmens hinwegsetze. "Auf diese Weise eröffnet Varzandeh mit seiner Malerei den Zugang zur Realität und dem Betrachter die Teilhabe am Bildgeschehen", sagte Bucher-Schlichtenberger zum Abschluss und lud die Gäste "zum Tagträumen in ihrem Lieblingsbild" ein.
Musikalisch umrahmt wurde die Vernissage vom Duo DurMollCool, bestehend aus Michael Damm (Gesang, Cajon) und Peter Panka Völkle (Gitarre, Gesang).
Zu sehen ist die Ausstellung in der Neuen Straße 44 bis 28. Februar zu den üblichen Geschäftszeiten.
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