Bringen ein Stück Broadway nach Balingen: Die "MusicalLadies" Melanie Gebhard und Beatrix Reiterer samt Freunden verwandeln am Samstagabend die Stadthalle in eine Wunderwelt des Musicals. Foto: Thiercy Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: MusicalLadies & Friends reißen bei ihrer Show die Fans in der Balinger Stadthalle von den Sitzen

Es war eine ziemlich gute Idee, die Beatrix Reiterer vor Monaten hatte: Die Wahl-Balingerin klopfte bei Melanie Gebhard an, ob sie nicht mal was gemeinsam machen sollten.

Balingen. Die Winterlingerin wollte. Und da beide Musical-Darstellerinnen sind, kam am Ende eine Show heraus, die zum Finale keinen mehr in der Balinger Stadthalle auf den Sitzen hielt. Eine Show, wie die "MusicalLadies" sie am Samstagabend auf die Bühne der Stadthalle brachten, kennt man sonst nur aus den großen Theatern. Aber auch das Ländle kann Broadway. Reiterer und Gebhard ließen keinen Gassenhauer aus der Welt der Musicals aus. An ihrer Seite brillierten Hannes Staffler und Nicolas Tenerani. Beide sind Stars in der Szene. Die vier wurden vom musikalischen Leiter Andreas Papst und Liveband begleitet und zogen die Zuschauer vom ersten Ton an in den Bann der Welten von Liebe, ein bisschen Kitsch, Hoffnung und ganz vielen Träumen.

Monatelang hatten die Damen selbst an den Kostümen gefeilt, und so gab es eine perfekt im Krinolinenkleid ausgestattete Elisabeth zu sehen, eine pfiffige Mary Poppins oder eine süße Babe, die mit ihrem Liebsten Dirty Dancing macht. Über zwei Stunden lang sangen und tanzten die Akteure, boten einen rasanten Schnelldurchlauf durch Produktionen wie "Rocky", "Rebecca" oder "Das Phantom der Oper". Und machten natürlich auch die Disney-Musicals zum Thema: "Dschungelbuch". "Der Glöckner von Notre Dame". "Die Schöne und das Biest".

Man kennt die Titelsongs, viele sind längst Welthits außerhalb der Theater geworden. Oder aus Welthits werden Musicals. "Ich war noch niemals in New York" von Udo Jürgens, zum Beispiel. Oder "Mamma mia", bei dem die Geschichte komplett mit Abba-Songs erzählt wird und von dem Benny nach der Uraufführung sagte, er habe gar nicht gewusst, dass er eigentlich Musicalkomponist sei. Fulminantes Finale: "We will rock you". Queen riss alle im Saal von den Sitzen. Minutenlanger Schlussapplaus. Und eine Zugabe: "Thank you for the music".

Sich bei den Künstlern bedanken konnten die Zuschauer im Anschluss beim Meet & Great im Foyer. Reiterer und Gebhard sind von hier, ohne Allüren, lieben das Ländle und sichtlich auch ihren Job. Dass es den überhaupt gibt, wusste Melanie Gebhard nicht. Die Winterlingerin machte eine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau. Entdeckte die Welten von "Sister Act" und "Miss Saigon" und wusste: "Das ist mein Ding." Gemeinsam mit ihrer Schwester studierte sie Musical in Hamburg und bekam – zack – die weibliche Hauptrolle in "Ghost".

Für ihre Kollegin Beatrix Reiterer, die in Bozen geboren wurde, war früh klar, dass es sie auf die Bühne zieht. Mit sechs Jahren verdonnerte die Mutter sie zum Ballettunterricht, damit das Mädchen sich in der Schule besser konzentrieren kann. Am Ende ergatterte sie einen der begehrten Plätze an der Stage School, brillierte als Evita und spielte die jüngste Roxy aller Zeiten in "Chicago".

Spannend sind auch die Lebensläufe der beiden männlichen Akteure. Hannes Staffler stammt aus Südtirol. Er trompetete im Jugendorchester, merkte aber rasch, dass ihn das Geschehen auf der Bühne mehr interessierte als die Orchesterarbeit. Im folgenden Jahr wechselte er die Perspektive. Der Tenor überbrückte die Wartezeit auf einen Platz in einer Musicalschule mit einem Medizinstudium. Jetzt wartet die Doktorei auf Staffler, seit zehn Jahren begeistert er die Fans in Rollen bei "Rocky" oder "Jesus Christ Superstar".

Kollege Nicolas Tenerani ist in Italien aufgewachsen. Mit fünf Jahren sah er sein erstes Musical. Und war sofort infiziert. Er wurde in Rom ausgebildet und 2013 für seine Rolle in "Shrek" für den Musical-Award nominiert.