Auf der Zielgeraden: Das neue KBF-Gebäude in der Balinger Innenstadt soll demnächst fertig sein. Foto: Maier

Engstelle absehbar: Immer wieder verzögerter Bau in Wilhelmstraße bald abgeschlossen.

Balingen - Ein Ende ist in Sicht: Anfang April soll das KBF-Gebäude an der Wilhelmstraße bezugsfertig sein. Damit verschwindet auch die Baustelle, die den Durchgangsverkehr behindert.

Anderthalb Jahre ist es her, seit die Bagger angerollt sind, um ein altes Haus an der Ecke Wilhelmstraße/Froschstraße abzureißen. Es war der Auftakt für einen Neubau der Stiftung KBF. Unter seinem Dach entstehen sechs Wohnungen für Senioren sowie für Menschen mit Behinderung. Zudem gibt es 16 stationäre Plätze für Menschen mit Handicap. Im Erdgeschoss ist in Kooperation mit dem Verein Fotofreunde Balingen das Café Weitwinkel vorgesehen, eine Begegnungsstätte für Menschen mit und ohne Behinderung.

Doch die Arbeiten zogen sich in die Länge. Bei Erdarbeiten kamen Funde zu Tage, die Archäologen auf den Plan riefen. Vier Brunnen standen wohl bis Anfang des 15. Jahrhunderts auf dem Gelände. Bei Grabungen auf dem 500 Quadratmeter großen Innenstadtareal förderten die Forscher unter anderem 600 Jahre alte Kochtöpfe sowie kunstvoll verzierte Kacheln ans Tageslicht. Auch Teile der Stadtmauer wurden freigelegt. Vier Wochen lang wühlten die Archäologen in der Balinger Erde – die Bauarbeiten mussten so lange ruhen.

Als der Bau schließlich weitergehen konnte, stellte sich das nächste Problem dar: Der Erdaushub war vom Stadtbrand aus dem Jahr 1809 derart kontaminiert, dass er nur auf einer Sonderdeponie entsorgt werden durfte. Der Abschluss der Arbeiten 2018 rückte somit immer mehr in die Ferne – und die Kosten stiegen dementsprechend. Momentan gibt es noch kleinere Verzögerungen, doch nicht mehr, als sie auch auf einer normalen Baustelle vorkommen. Handwerker sind im Verzug, "weil die Branche boomt", wie Wolfgang Welte, Geschäftsführer der KBF-Stiftung mit Sitz in Mössingen, erläutert. Dennoch sei ein Ende in Sicht: "Anfang April ist das Gebäude bezugsfertig", freut er sich. Was ihm angesichts des aktuellen Wetters ganz wichtig ist: "Die Baustelle ist zu und trocken." Will heißen, der Innenausbau kann ungestört vonstatten gehen.

Die Nachfrage nach den Wohnungen sei relativ gut; sie sollen sukzessive im Lauf des Jahres bezogen werden. "Wir werden das Haus gut belegt bekommen", ist sich Welte sicher. Eine Herausforderung sei es noch, genügend geeignetes Personal zum Betreuen der Bewohner zu bekommen. Doch gebe es Interesse von Mitarbeitern, die anderswo tätig sind, künftig in der Balinger Einrichtung zu arbeiten. Darüber hinaus endet das aktuelle KBF-Ausbildungsjahr im September, so dass dann neues Personal das bestehende ergänzen wird – eine Durchmischung, die bewusst angestrebt ist, wie Welte sagt.

Wenn die Arbeiten abgeschlossen sind, verschwindet auch die Engstelle an der Ecke Froschstraße/Wilhelmstraße, die so manchem Autofahrer ein Dorn im Auge ist. Doch Bauarbeiten in der Stadtmitte brächten nun einmal Beeinträchtigungen mit sich, urteilt Wolfgang Welte: "Und wenn dort attraktive Gebäude entstehen, profitiert davon letztendlich auch die Stadt."