Sie demonstrieren für den vollständigen vierspurigen Ausbau der B 27: Ralph Setzer, Martin, Jessica und Albert Sauter, Thorsten Schwäger, Reinhold Schlegel und Daniel Welte (von links). Foto: Hertle

Täglich Stau auf Bundesstraße bei Bodelshausen. Stadt Tübingen als "Bremser" gebrandmarkt.

Zollernalbkreis - Kämpferisch gibt sich Albert Sauter: "Wenn sich bis zum 51. Jahrestag des gebrochenen Versprechens nichts getan hat, organisieren wir selbst die Bagger und fangen an, die B 27 auszubauen." Der Unternehmer will Druck machen.

Vor laufenden Fernsehkameras weist der Sprecher der Bürgerinitiative Infrastruktur Zollernalb am Ende des vierspurigen Teilstücks der Bundesstraße bei Bodelshausen auf die täglichen Staus auf der Verkehrsachse als Folge des seit 50 Jahren unvollständigen Ausbaus dieser zentralen Verkehrsachse des Zollernalbkreises hin.

Sauter erinnert an 1961, als eine Verkehrsstudie die Notwendigkeit einer vierspurigen Strecke von Stuttgart zum Bodensee belegte. Es habe Pläne für eine Autobahn 83 auf der Strecke der B 27 gegeben, so Sauter, doch die Bodenseeautobahn sei ein gutes Stück weiter westlich gebaut worden. Dafür sei dem Zollernalbkreis der vierspurige Ausbau der Bundesstraße zugesichert worden.

1970 machte sich dann eine Gruppe von CDU-Politikern und Mitgliedern der Jungen Union aus dem Kreis auf den Weg nach Bonn, wo sie vor dem Bundesverkehrsministerium demonstrierten – ohne Erfolg.

Pikantes Detail: Damals soll die Balinger Firma Bizerba Druck dahingehend ausgeübt haben, die geplante B 27-Trasse entlang von Balingen anders zu verlegen. Das verzögerte den Ausbau insgesamt weiter. Und heute setzt sich CDU-Landtagsabgeordnete und baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut aus ebenjener Unternehmerfamilie für eine vierspurige B 27 ein.

Dem seien, so Sauter, "50 Jahre der Stagnation und der halbherzigen Maßnahmen" gefolgt. Er kritisiert, dass zwar die B 27 von Stuttgart bis Tübingen und nach Dußlingen sowie von Bodelshausen bis Balingen vierspurig ausgebaut worden sei, aber eben an wichtigen Stellen nicht. Als "Bremser" brandmarkt er etwa die Stadt Tübingen, die eine fertig geplante Trasse in einem Tunnel unter der Südstadt verhindert habe, sowie die CDU, die es versäumt habe, beim Bund auf den Straßenausbau zu dringen.

Nun stehen laut Albert Sauter die Zeichen für den Schindhaubasistunnel an Tübingen vorbei und für den restlichen Ausbau günstiger als in den Jahren zuvor. Dennoch wollen er und seine Mitstreiter nicht nachlassen: "Der politische Wille aller Beteiligten muss vorhanden sein – auch bei der Stadt Tübingen", so der Geschäftsführer von Kern & Sohn. Der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Reinhold Schlegel verweist darauf, dass laut der Landesverfassung überall gleichwertige Lebensverhältnisse herrschen sollten – das sei im Zollernalbkreis im Gegensatz zu anderen besser ausgestatteten Regionen nicht der Fall.

Nach Martin Sauters Rechnung hätten die hohen Kosten durch die täglichen Staus für den Ausbau gereicht: "In Bayern hätte es diese Lücken nicht gegeben; die hätten die Straße durchgehend gebaut." Er will sich auch für Überholstreifen auf der B 463 von Balingen in Richtung Empfingen und Autobahn einsetzen.