Eine Patientin mit Grippesymptomen wird in der Zentralen Notaufnahme untersucht. Meist stellt sich schon bei der Befragung heraus, dass es sich nicht um eine Infektion mit dem neuen Coronavirus handeln kann. Foto: Zollernalb-Klinikum

ZNA-Chef Otto Tschritter klärt auf. Bundesweit zehn bestätigte Fälle. Keiner im Landkreis.

Balingen - Das Coronavirus ist ein großes Thema. Wichtig sei es, Gerüchte zu entkräften und den Menschen die Angst zu nehmen, sagt Otto Tschritter. Bundesweit seien zehn Fälle bekannt, weiß der Chefarzt der Zentralen Notaufnahme (ZNA) am Zollernalb-Klinikum. Im Landkreis gibt es bislang keinen.

In den vergangenen Tagen habe es zwar mehrere Anfragen gegeben, von Hausärzten oder direkt von Patienten, die in die Notaufnahme gekommen seien, sagt Tschritter. Die ZNA sei in einem solchen Fall die erste Anlaufstelle. In Abstimmung mit dem Gesundheitsamt seien einige Personen im Klinikum untersucht worden. Lediglich Verdachtsmomente oder Verdachtsfälle seien es gewesen, keiner habe sich bestätigt: "Wir mussten keine Probe zur Untersuchung ins Labor schicken."

Schon bei der Befragung aussortiert

Wichtig sei es in einem solchen Fall, "die richtigen Fragen zu stellen". Das heißt, herauszufinden, ob der Patient, der über Erkältungs- oder Grippesymptome klagt, im Risikogebiet in China war. Oder ob er mit Personen in Kontakt gekommen ist, bei denen die Krankheit nachgewiesen wurde. In den meisten Fällen könnten die Patienten schon bei der Befragung aussortiert werden. Sollten aber gewisse Risikofaktoren gegeben sein, müssten die Kontaktpersonen ermittelt werden: Familie, Arbeitskollegen, Teilnehmer an Schulungsmaßnahmen, Reisegruppen. "Sie werden systematisch registriert, kontaktiert, es wird beobachtet, ob sie Symptome entwickeln", so Tschritter Dabei müsse man eine gewissen Zeitspanne in Kauf nehmen.

Im Zweifelsfall würden die Personen untersucht; Labordiagnostik könne den Verdacht erhärten – oder auch nicht. Wichtigste Voraussetzung, damit die neue Krankheit sich nicht ausbreitet: "Dass die Informationskette funktioniert. In China tut sie das vielleicht sogar noch besser als in Deutschland."

Warum also die vielen Anfragen? Zuweilen sei das Wissen bei den Hausärzten oberflächlich, weiß Tschritter: "Mehrere Personen waren da, die von ihrem Hausarzt hätten befragt werden können." In den meisten Fällen handle es sich um eine normale Erkältung, eine Grippe, zuweilen um eine Lungenentzündung: "Die Symptome sind ähnlich: Fieber, Husten, Heiserkeit, häufig auch Gliederschmerzen."

Halsschmerzen und Schnupfen untypisch

Sollte doch jemand erkranken, gelten standardisierte Schutzmaßnahmen: Der Patienten bekommt Atemschutz, das Klinik-Personal zudem noch Schutzkleidung und Handschuhe. Hauptsächlich durch Tröpfchen werde der Erreger übertragen, durch Husten, Niesen, oder durch Kontakt mit kontaminierten Oberflächen. Halsschmerzen und Schnupfen seien untypisch. "Der Patient kommt dann in ein Einzelisolationszimmer, bei hohem Infektionsrisiko mit Schleuse", erklärt Tschritter. Dann würden Proben weggeschickt – zum Landesgesundheitsamt in Stuttgart oder nach Berlin: "Ist das Ergebnis negativ, wird eine zweite Probe untersucht, um hohe Sicherheit zu erlangen."

Wichtig sei es, schwere Fälle zu isolieren. Auch bei leichteren Fällen sei eine stationäre Behandlung empfohlen, um die Ausbreitung zu verhindern. "Wir müssen das Schädigungspotenzial ernst nehmen", sagt der ZNA-Chef; "Das Coronavirus ist schädlicher als eine Virusgrippe, aber lange nicht so gefährlich wie andere Coronaviren, etwa SARS oder MERS." Die Epidemie sei in Deutschland nicht angekommen, und es werde viel getan, dass sie hier nicht ankommt.