Religion: Evangelische Kirchengemeinde bietet an Osterfeiertagen Gottesdienste zum Anhören
Wenn aus dem Mesner ein Toningenieur wird – dann fallen Ostern und Corona zusammen. Sebastian During zeichnete für Dekan Beatus Widmann und Stadtkirchen-Pfarrerin Birgit Wurster zwei Podcasts auf, die am Karfreitag und Ostersonntag trotz der ausfallenden Gottesdienste Nähe zur Gemeinde schaffen sollen.
Balingen. Kirche für die Ohren? Auch die Balinger evangelische Kirche geht in Pandemiezeiten ungewöhnliche Wege. Das Team hatte sich gefragt, wie trotz der ausfallenden Gottesdienste der Kontakt zur Gemeinde beibehalten werden kann. Birgit Wurster schlug einen Videobeitrag vor. "Aber das kann ich nicht", gibt Sebastian During lachend zu. Sein Hobby ist die Audiotechnik, da kennt er sich aus. Und hat dafür das Gemeindehaus Stadtmitte in ein Tonstudio verwandelt.
In einem Raum steht das puschelige Mikro, nebenan laufen die Fäden der Technik zusammen. Wolfgang Ehni hat bereits Orgelstücke eingespielt, die zu den Sprachaufnahmen geschnitten werden sollen. Ebenso wie das Glockengeläut und für die Internetversion Fotos vom Kruzifix und vom Stadtkirchfenster. Ein klarer Bezug zur Heimatkirche, die in diesen (Feier-)Tagen die Pforten geschlossen haben muss.
"Die Beiträge sind kürzer als ein normaler Gottesdienst", erklärt Beatus Widmann. Er wird am Karfreitag "auf Sendung" gehen, seine Predigt ist zudem am Samstag zu hören. Birgit Wurster ist mit ihrer Botschaft dann am Ostersonntag und Ostermontag dran. Und zwar egal zu welcher Uhrzeit: Der Weg zum Hörgottesdienst führt entweder über die Homepage der Kirchengemeinde oder über das Telefon: 07433/2 10 10 39. "Wir haben bei diesem Angebot vor allem an diejenigen gedacht, die keinen Internetzugang haben", erklärt Widmann.
Also vor allem an Ältere. Aber auch alle anderen Gemeindemitglieder werden nicht außen vor gelassen. Jeder aus der Stadtkirchengemeinde, aus Engstlatt und Schmiden wird in den kommenden Tagen einen Ostergruß in Form einer Broschüre samt rot-weißer Osterkerze im Briefkasten finden. Das Heftchen und die Kerze würden selbstverständlich unter Einhaltung der Hygieneregeln verpackt, so Widmann. Beim Verpacken tragen die Helfer Mundschutz und Handschuhe, auch die Austräger schützen sich.
Dieser Ostergruß soll laut Widmann auch ein kleiner Ersatz für den Oster- und Pfingstgemeindebrief sein: "Es war alles geschrieben, gesetzt und korrigiert, doch leider von heute auf morgen nicht mehr aktuell." Dafür gibt es jetzt eine "Osterfeier für Zuhause". Die Broschüre lädt die Gläubigen dazu ein, in den eigenen vier Wänden die Osterkerze zu entzünden. Psalmen und Gebete sind genau so abgedruckt wie die Schriftenlesung und eine kurze Osterpredigt. Mit der in Coronazeiten besonderen Osterbotschaft, dass das Licht auch die dunkelste Nacht überwinde: "Nicht der Tod hat das letzte Wort, sondern das Leben."
Deswegen findet sich in dem kleinen Heft auch ein Ausblick, den gemeinsam mit Birgit Wurster und Beatus Widmann auch Eveline Günther und Christoph Braunmiller unterzeichnet haben. Auf die verschobenen Konfirmationen zum Beispiel, die im Juli neu terminiert wurden. Wenn das mit Corona hoffentlich wieder vorbei ist.
