Präzisionsarbeit: die Formation der "Flying Bulls" bei der Arbeit. Foto: Flying Bulls Aerobatic Team Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: Gespräch mit einem Staffelmitglied über die Piloten und die Show

Albstadt-Tailfingen. Die Vierer-Kunstflugformation "Flying Bulls Aerobatics Team" gastiert am Samstag und Sonntag, 24. und 25. August, beim Flugplatzfest auf dem Degerfeld bei Tailfingen. Martin Nepovim gehört zum Team. Was macht die Staffel so besonders? Und was müssen Piloten überhaupt an Fähigkeiten mitbringen, um dafür ausgewählt zu werden? Wir sprachen mit ihm.

Herr Nepovim, was macht den Charakter des Flying-Bulls-Teams aus?

Es hat Tradition, setzt großes fliegerisches Können voraus und ist einzigartig in seinem Programm. Das Team wurde 1960 gegründet und kann mit einigen Unterbrechungen und Wechseln auf eine 60-jährige Geschichte zurückblicken. Das Programm enthält einige Manöver, die so auf der Welt einzigartig sind, wie Spiegel-Kunstflug, Figuren in umgekehrter Formation oder Loopings in Doppel-Spiegelformationen. Jedes neue Manöver erfordert vielfach größere Fähigkeiten und ein Vielfaches an Trainingsstunden im Vergleich zu normalen Formations-Loopings und Figuren, wie sie andere Teams fliegen.

Fliegen in einer Formation mit vier Maschinen in extremen Lagen und unter enormen Fliehkräfte-Belastungen – haben Sie schon mal gedacht: Um Gotteswillen, das ist aber eng?

Nicht mehr vor Publikum, aber während des Trainings, wenn die neuen Figuren trainiert werden. Das Wichtigste im Training sind nicht nur die Manöver als solche, sondern vor allem das richtige Verhalten in kritischen Momenten. Wir trainieren eben auch die Situationen, in denen es nicht nach Plan läuft, was bei einem Flugmanöver aber jederzeit auftreten kann. Vom Boden aus betrachtet, sieht das natürlich beängstigend aus. Aber das ist vergleichbar mit der ganz normalen Pilotenausbildung. Jeder Flugschüler lernt schließlich auch seine Notfallverfahren, etwa wie man ein Flugzeug nach einem Triebwerksausfall landet.

Wie halten sich die Piloten im Team fit und welche Fähigkeiten müssen sie mitbringen?

Jeder von uns hat seine eigene Methode, sich körperlich fit zu halten. Die meisten laufen regelmäßig oder fahren Fahrrad. Genauso wichtig wie körperliche Fitness ist die mentale Vorbereitung.

Wenn wir nach einem neuen Piloten suchen, nutzt uns ein Weltmeister im Solo-Kunstflug wenig, weil Formationskunstflug etwas völlig anderes ist. Er muss ein überdurchschnittlicher Pilot sein und offen dafür, eine ganz andere Dimension des Fliegens zu erlernen – in enger Nähe zu anderen Flugzeugen um ihn herum. Sinn für Teamarbeit, Disziplin, Vertrauenswürdigkeit – das sind die Schlüsselwörter für uns.

Wie oft trainieren Sie für die Show?

Zu Beginn jeder Airshow-Saison zwei bis drei Tage pro Woche. Dort wird das komplette Programm bis zur Routine eingeübt. Manche Figuren müssen viele, viele Male geübt werden, um das möglichst perfekte Ergebnis zu bekommen. Auch der Einfluss von wechselndem Wetter ist sehr wichtig im Training. Es ist notwendig, auch bei starkem oder böigem Wind zu trainieren. Während der Saison fliegen wir in der Regel zwei Shows pro Wochenende. Dann begrenzt sich das Training auf die jeweiligen Besonderheiten und Anforderungen vor Ort. Dazu zählen Shows in Alptentälern wie in Mollis in der Schweiz oder in den Zentren von Großstädten wie Budapest. Man muss ja wissen, wo sich Hindernisse befinden. Normalerweise machen wir dann einen Trainingsflug, um zu prüfen, ob unsere Abläufe am jeweiligen Ort auch funktionieren.

Das Flugplatzfest auf dem Degerfeld ist klein und familiär. Was gab für Ihr Team den Ausschlag, hierher zu kommen?

Alle aus dem Team kommen ursprünglich von kleinen Fliegervereinen, und wir mögen gerade deshalb den familiären Charakter solcher Feste. Alles ist viel freundlicher und persönlicher als bei den großen Airshows auf den internationalen Flughäfen.

Wie viele Shows fliegen Sie pro Jahr?

Zwischen 25 und 30.

Worauf darf sich das Publikum auf dem Degerfeld freuen?

Wir haben vor, unser komplettes Programm zu fliegen. Wirklich das ganze. Bei manchen Shows drängen uns die Organisatoren vor Ort dazu, unser Programm abzukürzen, weil der Gesamtzeitplan zu dicht getaktet ist. Die Besucher auf dem Degerfeld können Formationskunstflug, Spiegelkunstflug und Synchronkunstflug mit kurzen Solo-Einlagen genießen. Die komplette Show dauert dann um die 20 Minuten, vom Abheben bis zur Landung. Und die Show wird untermalt mit Musik und Rauch-Effekten.

 Die Fragen stellte Volker Rath

Staffel-Kunstflug:

"Flying Bulls" mit vier Maschinen des Typs Xtrem Air XA42. "Cap Tens", mehrfache Weltmeister im Kunstflug in Zweier-Formation.

"Warbirds"/Oldtimer:

Hawker "Hurricane" MK IIB mit Rolls-Royce-Triebwerk "Merlin" Zwölf-Zylinder-V-Motor mit 1280 PS, North American P51D "Mustang", mehrere North American AT6, T28 "Trojan", Yak3M, Junkers F 13.

Motor- und Segelkunstflug:

Extra 300, Pitts S1, Decathlon, "Skydance-Team" mit Pyrotechnik zur Dämmerung am Samstagabend, Franken-Team mit Formations-Kunstflug.

Weitere Flugvorführungen:

Moderne Segelkunstflugzeuge, Beech 18, Grob 120 PT mit Turbine, Lanceair, Trigema-Luftschiff, Fallschirmspringer-Formation des Fürstenberg-Teams, Formation mit Bücker-Doppeldeckern.

Rundflüge:

Antonov AN2, Broussard und ein historischer Hubschrauber Bell 47.

Oldtimer:

Mehrere hundert Oldtimer-Automobile sowie Motorräder und historische Traktoren.

Sonstiges:

"Pilot’s Party" am Samstagabend mit Live-Musik mit den "Louisiana Kids". Das Parken ist an beiden Tagen frei, allerdings nur auf den ausgewiesenen Flächen möglich. Anreise ist auch auf dem Luftweg möglich. Piloten benötigen dazu jedoch eine Freigabe und einen Slot. Der Eintritt kostet zehn Euro und gilt für beide Tage. Kinder bis 14 Jahre haben freien Eintritt. Das Fest beginnt am Samstag um 14 Uhr und am Sonntag um 11 Uhr.

Weitere Informationen: www.flugplatzfest.lsv-degerfeld.de