Reinhold Schlegel, Reiner Veit und Albert Sauter (von links) machen Druck in Sachen Infrastruktur im Kreis. Foto: Hertle

Drei Unternehmer machen mobil. Firmenchefs nutzen soziale Netzwerke zum Einsatz für eine bessere Infrastruktur

Zollernalbkreis - Per Facebook präsentiert sich eine Bürgerinitiative, die den Ausbau der Infrastruktur auf Straßen, Schiene und Datenleitungen im Zollernalbkreis vorantreiben will. Dahinter stehen drei Unternehmer.

"Der Zollernalbkreis droht von den Metropolregionen abgehängt zu werden", ist die Meinung von Reinhold W. Schlegel, Geschäftsführer der RWS Bansbach Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft in Frommern. Schlegel verweist auf die massiven Arbeitsplatzverluste in der Textilindustrie, die bis heute nachwirkten, und die große Zahl der Auspendler aus dem Zollernalbkreis in Richtung Tübingen und die Region Stuttgart.

Er befürchtet, dass der Kreis von der Politik systematisch vernachlässigt werde, was die Infrastruktur angehe. So sei weder die B 27 als zentrale Lebensader durchgehend vierspurig ausgebaut noch die Zollernbahn elektrifiziert, ganz zu schweigen von "minimalen Investitionen" in Glasfaserkabel und Breitbandnetze: Während Baden-Württemberg 60 Millionen Euro investiere, seien es in Bayern drei Milliarden.

Das Interesse Schlegels teilt Albert Sauter, Geschäftsführer des Waagenherstellers Kern & Sohn. Sauter hat bereits eine Seite der Bürgerinitiative Infrastruktur Zollernalbkreis bei Facebook eingestellt. Dies sieht er als ein Mittel an, die Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren und zu mobilisieren: "Wir müssen dafür sorgen, dass eine Meinung und Stimmung entsteht", so der Unternehmer, der die Kampagne als Mittel zur politischen Willensbildung sieht.

Einmal pro Woche will die Initiative der drei Unternehmer ein Statement zu Verkehrs- und Datennetzen posten und damit Mitglieder gewinnen. "Je mehr wir sind, desto massiver wird der Druck", davon ist Sauter überzeugt. Das Ganze soll nach seinen Worten nicht nach der Landtagswahl in den "Dornröschenschlaf" versinken. Deswegen sollen auch Amtsträger wie Landrat Günther-Martin Pauli, die Bürgermeister und die Abgeordneten immer wieder kontaktiert werden: "Wir wollen die Herrschaften auf die Herdplatte setzen und diese leicht hochdrehen", so formuliert es Sauter.

Die Drei sehen nicht nur ihre eigene Bequemlichkeit bei Auto- oder Zugfahrten nach Stuttgart beeinträchtigt, sondern massive Nachteile für alle Firmen und Bürger. Ein Knackpunkt ist für sie Stuttgart 21: "Dann dürfen Dieselzüge nicht mehr in den Stuttgarter Hauptbahnhof einfahren", sagt Sauter. Deshalb sei eine Elektrifizierung der Bahnstrecke so wichtig.

Auch für den dritten im Bund, Reiner Veit, Geschäftsführer der Lautlinger Firma CompData, wäre ein Ausbau der Verkehrswege und Datenverbindungen ein Segen. Denn ohne ausreichende Infrastruktur würden keine neuen Arbeitsplätze geschaffen, und daran hänge auch die Nachfrage nach Bauplätzen und Immobilien.

Schlegel, Mitglied im Landesvorstand des Wirtschaftsrats der CDU und Sprecher der Sektion Balingen/Sigmaringen, versteht die Aktivitäten der Bürgerinitiative Infrastruktur nicht als Parteipolitik: Scharf kritisiert er nicht nur den grünen Verkehrsminister Winfried Hermann für dessen "Auto-Verhinderungspolitik", sondern auch Landrat Pauli, seines Zeichens CDU-Landtagsabgeordneter.