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Verlagerung empfohlen. Plätze sollen an Stadtrand. Verwaltung bereitet Bebauungsplan vor.

Balingen - Die Balinger Tennislandschaft steht möglicherweise vor einer weiteren tiefgreifenden Veränderung – angestoßen durch die Gartenschau im Jahr 2023. Ein Gutachten empfiehlt die Aufgabe der Plätze an den Eyach-Auen und die Erweiterung der Anlage des TC Ostdorf, wo künftig dann auch die Balinger Tennisgemeinschaft (BTG) zuhause wäre.

Die Analyse hatte die Balinger Stadtverwaltung im Frühjahr beim Institut für kooperative Planung und Sportentwicklug (IKPS) in Auftrag gegeben. Die Stuttgarter sollten die derzeitige Lage des Tennissports in Balingen unter die Lupe nehmen und Antworten auf zenrale Fragen geben, die viele Tennisvereine landauf, landab umtreibt. Beispielsweise, wieviele Plätze die BTG angesichts der Zahl der schrumpfenden Zahl von Mitgliedern sowie deren Alterssruktur – die Älteren überwiegen deutlich – in Zukunft überhaupt noch benötigt.

Die Antworten sind nicht nur für die Balinger Tennisspieler, sondern vor allem auch kommunalpolitisch und aus stadtplanerischer Perspektive von einiger Dringlichkeit: Die derzeitigen Plätze der BTG an der Eyach sollen mit Blick auf die Gartenschau 2023 für die Anlage eines Aktivparks verwendet werden.

Über das Thema diskutieren die Stadtverwaltung und die BTG seit Monaten. Die Tennisplätze an der Eyach sind auf städtischem Grund und Boden; die BTG hat in den vergangenen Jahren – Stichwort Vereinsheim – viel investiert. Der Pachtvertrag für das Areal wurde 2013 um weitere zehn Jahre verlängert – bis 2023. Ausgerechnet also bis zum Jahr der Gartenschau. Wenn die BTG weichen soll, dann muss aus Sicht des Vereins eine Alternative gefunden werden, wo die Cracks künftig ihrem Sport nachgehen können. Eine Lösung allerdings gibt es bislang nicht.

Ursprünglich war angedacht, die Tennisplätze auf die "grüne Wiese" neben das Hobbyland zu verlegen. Das hätte sich auch deshalb angeboten, weil in der großen Hobbyland-Halle seit Jahrzehnten eben auch Tennis gespielt wird. Aber diese Variante ist mittlerweile vom Tisch. Die Verlagerung komme derzeit "nicht mehr in Frage", heißt es in Gemeinderatsunterlagen, die sich am Rande mit den BTG-Plätzen befassen. Hauptgrund sind die hohen Kosten; mit eine große Rolle spielt derweil auch, dass der Stützpunkt des Tennisbezirks weiterhin in Empfingen bleibt – und nicht, wie erhofft, nach Balingen verlegt wird.

Stattdessen sind nun zwei andere Varianten im Spiel. Die eine sieht die Integration des für die Gartenschau geplanten Aktivparks auf dem Gelände der Tennisanlage vor. Dafür müsste die BTG vier ihrer derzeit acht Sandplätze abgeben; möglicherweise würde der unlängst angelegte Beachvolleyball-Platz am Rand der Anlage wieder zu einem Tennisplatz umfunktioniert. So hätte die BTG trotz der Reduzierung mit fünf Spielfeldern ausreichend Platz. Das Problem daran aus Sicht der Stadtverwaltung: Der geschlossene Bereich des Vereinssports und die als grundsätzlich offen für alle gedachten Angebote im Aktivpark lassen sich nebeneinander wohl nur schwer miteinander vereinbaren.

Die andere Variante sieht die Tennisplatzfusion zwischen der BTG und dem Tennisclub Ostdorf sowie die Erweiterung der TC-Anlage am Rande des Gewerbegebiets Bangraben vor, die derzeit über vier Spielplätze verfügt. Das IKPS bezeichnet diese denkbare Lösung als "den Bedarfsberechnungen und gebildeten Szenarien angemessene Variante".

Die beiden Tennisvereine beschäftigen sich derzeit intensiv mit dieser Variante. Insider sagen, dass aus rein rationalen Gründen alles dafür spreche. In Ostdorf ist Platz für eine Erweiterung der Tennisanlage. Gemeinsam könnten sich die BTG und der TC neu aufstellen; zwei Vereine würden sich zu einem starken Ganzen zusammentun. Letztendlich wäre es möglicherweise der erste Schritt hin zu einer Fusion der beiden Tennisvereine.

Die Stadtverwaltung treibt genau die Variante der Verlagerung der Balinger Tennisplätze nach Ostdorf derweil voran und bereitet einen Bebauungsplan vor, über den die Gemeinderatsgremien im Oktober erstmals beraten werden. Nach Angaben von Stadtplanerin Sabine Stengel soll damit die Erweiterung der Ostdorfer Anlage planungrechtlich vorbereitet werden.

Diskutiert wird derzeit über harte Fakten: Wieviele Plätze benötigen die beiden Clubs in Zukunft? Wer muss die Erweiterung in Ostdorf, so sie denn kommt, bezahlen? Erhält die BTG eine Entschädigung dafür, dass sie die Plätze an den Eyach-Auen samt dem Klubheim aufgibt?

Neben harten Fakten geht es allerdings auch um Emotionen: Wollen die Balinger nach Ostdorf, wollen die Ostdorfer die Balinger? Viele BTGler sind der Anlage an der Hindenburgstraße mit Herzblut verbunden. In der Versammlung im Frühjahr war indes bereits Tenor bei den BTG-Mitgliedern, dass ihnen an einem Weiterbestand des Vereins sehr gelegen sei – ausdrücklich: Wo auch immer. Hauptsache Tennis.