Auf das Asylbewerberheim in der Balinger Beckstraße wurde vermutlich ein Anschlag verübt. Zu einem Brand kam es jedoch nicht. Foto: Ungureanu

Hausmeister entdeckt brennbare Flüssigkeit im Flur. 50 Bewohner evakuiert. Kripo richtet Ermittlungsgruppe ein.

Balingen - Haben Unbekannte versucht, in der Nacht auf Donnerstag in der Asylbewerberunterkunft in der Balinger Beckstraße Feuer zu legen? Fakt ist, dass im Flur eine große Pfütze einer brennbaren Flüssigkeit entdeckt worden ist. Die Kripo ermittelt.

 

Donnerstag gegen 7 Uhr: Der Hausmeister der Asylbewerberunterkunft in der Beckstraße entdeckt im hinteren Bereich des Flurs, zum Keller hin, eine große Pfütze, die nach Benzin riecht. Er informiert das Landratsamt, die Polizei wird eingeschaltet, Feuerwehr und DRK rücken aus.

Die derzeit etwa 50 Bewohner – Asylbewerber aus verschiedenen Herkunftsländern, zum Teil auch Familien mit kleinen Kindern – müssen vorübergehend das Gebäude verlassen, werden vom Roten Kreuz betreut, und die Feuerwehr beseitigt die brennbare Flüssigkeit. Ob es tatsächlich Benzin war, kann vor Ort niemand bestätigen.

Kreis-Sozialdezernent Eberhard Wiget, etwas später auch Landrat Günther-Martin Pauli und der Balinger Oberbürgermeister Helmut Reitemann machen sich zusammen mit Mitarbeitern der Kreisverwaltung, Kreisbrandmeister Stefan Hermann und dem Leiter des Balinger Kriminalkommissariats, Rudi Welte, vor Ort ein Bild von der Lage.

Das Polizeirevier und das Kriminalkommissariat Balingen haben die ersten Ermittlungen übernommen. Nach Sachlage könne der Verdacht einer versuchten schweren Brandstiftung nicht ausgeschlossen werden, heißt es in einer gemeinsamen Presseerklärung von Polizei und Staatsanwaltschaft.

Noch im Lauf des Vormittags richtet die Kriminaldirektion Rottweil des Polizeipräsidiums Tuttlingen eine besondere Ermittlungsgruppe zur Klärung des Sachverhalts ein, die Anlieger werden befragt, das Gebäude wird in Augenschein genommen, um zu klären, wo eine unbefugte Person möglicherweise eingedrungen sein könnte.

Personen seien nicht verletzt worden, auch sei kein Sachschaden entstanden, teilen Polizei und Staatsanwaltschaft weiter mit. Das Gebäude sei vorsorglich für kurze Zeit evakuiert worden, da die Entwicklung gesundheitsgefährdender Dämpfe nicht gänzlich ausgeschlossen werden konnte.

Alle Bewohner konnten nach einer intensiven Durchlüftung der Räume durch die Feuerwehr bereits nach kurzer Zeit wieder in die Unterkunft zurückkehren.

Landrat Pauli teilt in diesem Zusammenhang mit, dass es seit Einrichtung der Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Gesundheitsamt in der Balinger Beckstraße dort noch nie fremdenfeindliche Aktionen gegeben habe. Im Gegenteil: Die Flüchtlinge seien von den Nachbarschaft akzeptiert worden, zahlreiche Balinger hätten sich in der Unterkunft ehrenamtlich engagiert.

Mit Unterstützung des Arbeitskreises Asyl sei auch der Außenbereich freundlich gestaltet worden, für die Kinder seien Spielgeräte aufgestellt worden, viele hätten geholfen: "Es war bisher immer eine Musterunterkunft", sagt der Landrat.

Um die Sicherheit der Bewohner in der Unterkunft zu garantieren, werde das Landratsamt jetzt zusätzlich noch Überwachungskameras und Alarmanlagen installieren lassen.