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Sportheim durch Feuer zerstört – Brandstiftung? "Wir sind traurig und schockiert". Polizei sucht Zeugen.

Balingen-Roßwangen - Am Tag danach, dem ersten Weihnachtstag, ist das ganze Ausmaß der Zerstörung sichtbar. Das Gebäude – abrissreif. "Schöne Scheiße" sagt ein Mann, der am Bau des Roßwanger Sportheims beteiligt war und sich nun ein Bild davon macht, was die Flammen in der Nacht auf den 24. Dezember angerichtet haben. Das Sportheim – es ist vernichtet. Verletzt wird niemand.

"Wir sind traurig und schockiert", hat Melanie Butz, die Vorsitzende, auf den Zettel geschrieben, den sie an einen Zaun am Brandort angebracht hat. Der Brand treffe den Verein ins Mark, sagt Vorstandsmitglied Klaus Hahn gegenüber unserer Zeitung. Das Sportheim, von den Mitgliedern liebevoll und etwas untertrieben "Hüttle" genannt, sei die Heimat der Roßwanger Sportler gewesen. Die Mitglieder hatten es, nachdem das Gasthaus Schwanen in den 1980er-Jahren als Treffpunkt weggefallen war, selbst gebaut. Es sei eine "wichtige Einrichtung" gewesen, so Hahn – es diente als Vereinstreffpunkt nach Training und Spielen, Feste wurden dort gefeiert, Sitzungen abgehalten. Seit Weihnachten ist es damit erst einmal vorbei.

Um kurz nach Mitternacht hatte ein Zeuge in der Nacht auf Donnerstag das Feuer entdeckt und umgehend einen Notruf abgesetzt. Trotz des schnellen Eingreifens der Feuerwehr Balingen, die nach Angaben der Polizei mit 70 Einsatzkräften und zwölf Fahrzeugen aus mehreren Abteilungen im Einsatz war, konnte ein Ausbrennen des aus Holz bestehenden Sportheims nicht mehr verhindert werden.

Der Schaden am nahezu vollständig zerstörten Gebäude beläuft sich laut Polizei nach ersten Schätzungen auf 70 000 Euro. Klaus Hahn beziffert den Schaden sogar auf rund 100 000 Euro. Zu dem materiellen komme der immaterielle Schaden. Das Gebäude könne ersetzt werden, sagt Hahn, die Erinnerungen könne einem niemand zurückgeben.

Für den SV Roßwangen ist es die nächste Hiobsbotschaft innerhalb weniger Tage. Mitte Dezember war ein 19-Jähriger, der in der ersten Mannschaft spielte, vom Zug überrollt worden. Der Verein trauerte. Am Abend vor dem Brand war das Trikot des Verstorbenen, versehen mit den Unterschriften seiner Mannschaftsfreunde, zur Erinnerung im Sportheim angebracht worden. Zufall oder nicht: Zahlreiche Pokale und Wimpel, die auf einem Wandregal feinsäuberlich aufgereiht waren, sind rußgeschwärzt und zerstört. Das Trikot mit den Unterschriften wurde gerettet.

Beamte des Polizeireviers Balingen und des Kriminaldauerdienstes der Kriminalpolizeidirektion aus Rottweil haben derweil die Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen. Offizielle Aussagen dazu gibt es noch nicht. Möglicherweise, so sagte es ein Sprecher der Polizei am Sonntag, werde am heutigen Montag, wenn die Feiertage vorüber sind, ein Sachverständiger hinzugezogen.

In den Reihen der SV-Mitglieder wird derweil viel spekuliert, es ist von Brandstiftung die Rede: Wahrscheinlich sei das Feuer am hinteren, zum Wald hin gelegenen Ausgang ausgebrochen – allein dort sei die hölzerne Außenwand verkohlt, von dort aus, so die Vermutung, griffen die Flammen auf das Gebäudeinnere über.

Klar ist für den SV Roßwangen: Ein neues Vereinsheim, ein neues "Hüttle" muss her. Der Brand und der anvisierte Neubau werden laut Klaus Hahn Thema in der Vorstandssitzung am Mittwoch dieser Woche sein. Entscheiden müssen die Sportler dabei über grundsätzliche Fragen: Eigentlich war im Jahr 2016 die dringend notwendige Sanierung des Spielfelds geplant, diese wird wegen des noch dringenderen Baus eines neuen Sportheims nun wahrscheinlich verschoben. Spätestens 2017 soll das neue "Hüttle" fertig sein – in diesem Jahr feiert der SV Roßwangen sein 70-jähriges Bestehen.

 Die Polizei bittet zum Brand um Zeugenhinweise unter Telefon 07433/26 40.