Beim Bizerba-Jubiläumsfest 2016 plaudert Frigga Kraut über die Geschichte des Familienunternehmens. Nun ist die Balinger Unternehmerin unerwartet im Alter von 80 Jahren verstorben. Foto: Maier

Balinger Unternehmerin ist im Alter von 80 Jahren gestorben. Auch im gesellschaftlichen und sozialen Bereich engagiert.

Balingen - Bilanzgespräche sind üblicherweise eine eher dröge Angelegenheit. Bei der Vorstellung der Jahreszahlen für 2015 aber war das im Frühjahr 2016 beim Balinger Unternehmen Bizerba ganz anders. Der Waagenhersteller hatte ein weiteres Rekordjahr hinter und das Jubiläumsfest zum 150-jährigen Bestehen vor sich.

Neben Zahlen ging es dabei auch um Emotionen: Kurz davor hatte die Familie Kraut die letzten Gesellschafteranteile des Unternehmens zurückgekauft. Im Gespräch sagte Frigga Kraut damals, wie stolz sie darauf sei, dass das gelingen konnte – pünktlich zum Jubiläum, rund 20 Jahre, nachdem ihr Mann Günter Kraut plötzlich verstorben war. Dessen Tod sei für die Familie wie für das Unternehmen "wie ein Blitzschlag" gewesen. Eine ähnlich einschneidende Zäsur ist nun der Tod von Frigga Kraut.

Nach längerer Krankheit und doch, wie die Familie mitteilt, unerwartet ist Frigga Kraut am Donnerstag vergangene Woche verstorben. Erst vor wenigen Wochen konnte sie im Kreise ihrer Familie den 80. Geburtstag feiern. Nun trauern ihre Kinder Angela, Nicole und Andreas mit Familien um die Mutter und die Großmutter.

Familie und Firma: Dass beides untrennbar miteinander verbunden ist, hatte Frigga Kraut von Kindesbeinen an vorgelebt bekommen – und selbst gelebt. Sie wuchs in einer Ulmer Unternehmerfamilie auf; die Firma Emud stellte Rundfunk- und Fernsehgeräte her. Nach dem Abitur trat sie als junge Frau in die Firma ein und arbeitete im kaufmännischen Betrieb mit. Ihre Freizeit widmete Frigga Kraut dem Reitsport, ihrer großen Leidenschaft, die sie auch an ihre Kinder und an ihre Enkelkinder weitergab. Auf dem Rücken der Pferde feierte sie sportliche Erfolge – und bei einer Reitveranstaltung lernte sie Günter Kraut kennen.

Das Paar heiratete 1970, Frigga Kraut wurde eine Balingerin. Mutter. Mittelpunkt der Familie. Die Firma, die war Sache ihres Mannes. Bis der "Blitzschlag" kam.

Das Unternehmen Bizerba erlebte in der Folge schwierige Zeiten, musste sich neu organisieren. Nur dank des umsichtigen Beirats und unter der Führung des früheren baden-württembergischen Ministerpräsidenten Lothar Späth sei es gelungen, Bizerba auf Kurs zu halten, sagte Frigga Kraut 2016 im Rückblick. Dass sie selbst daran den größten Anteil hatte, das betonte der damalige Aufsichtsratsvorsitzende Michael Ungethüm bei der Feier zum 150-jährigen Bestehen. Sie habe in einer schwierigen Zeit entschlossen die Zügel ergriffen und Bizerba zu neuer Stärke geführt.

"Frigga Kraut hat für das Unternehmen Bizerba und seine Mitarbeiter Großes geleistet. Die gesamte Bizerba-Familie nimmt tief berührt Abschied von einer herausragenden Unternehmerpersönlichkeit, die allen unvergessen bleiben wird", teilt das Unternehmen mit. Bis zuletzt war sie stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrats. Ihr Sohn Andreas Kraut steht seit 2011 an der Spitze des Unternehmens und führt die Geschäfte.

Neben ihrem Einsatz für Bizerba und die Familie engagierte sich Frigga Kraut in Balingen auch im gesellschaftlichen und sozialen Bereich, etwa zugunsten der Hospizgruppe, der kirchlichen Sozialstation und lokaler Vereine.