Stadträte sauer wegen Aufwand für Ertüchtigung des Stadions. "Kleine Lösung" bei Stehstufen?
Balingen - Die ohnehin schon hohen und wohl noch weiter steigende Kosten für die Ertüchtigung der Balinger Bizerba-Arena macht die Stadträte sauer. Ein Vorschlag lautet nun, den Ausbau der Gegengeraden abzuspecken. Ins Spiel gebracht wurde auch eine höhere Beteiligung der TSG Balingen.
"264.000 Euro für die Stehstufen auf der Gegengeraden – das haut mich aus den Socken", sagte ein erboster Klaus Hahn im Technischen Ausschuss des Gemeinderats am Dienstag. "264.000 Euro – davon kann man ein schönes kleines Haus bauen", so Hahn weiter, diese Summe sei "dem Normalbürger nicht vermittelbar". Ganz zu schweigen von Dorfvereinen, die sich so einen Aufwand auf ihren Anlagen nicht leisten könnten – anders als die TSG Balingen, die im städtischen Stadion kickt.
Der Fraktionssprecher der CDU hatte die hohen Kosten, die nach dem Aufstieg der TSG-Kicker in die Regionalliga für die nach den Auflagen des Verbands notwendigen Ertüchtigungen in Sachen Sicherheit quasi zwangsweise anstehen, bereits im Mai massiv kritisiert: Ihm stinke es, dass die Stadt "wegen einiger Deppen" – gemeint sind für ihre Gewalttätigkeit bekannte Fans anderer Mannschaften – solch einen Aufwand betreiben müsse. Das Geld könnte in Balingen anderweitig für weitaus sinnvollere Dinge verwendet werden.
Im Mai war mit Kosten für den Aufbau von Stehstufen auf der Gegengeraden sowie für einen Sicherheitszaun in Höhe von rund 250.000 Euro gerechnet worden. Auf die Ausschreibung aber ging jeweils nur ein Angebot ein.
Stehstufen: 264.000 Euro und damit 100.000 mehr als gedacht. Tiefbaumtsleiter Eduard Köhler sagte, man habe die Zahlen geprüft, der Preis sei angemessen.
Zaun: 83.500 Euro, aber das ist noch nicht alles. Derzeit wird um die genaue Ausführung gerungen, es geht um die Frage, wie belastbar die Fundamente der Zaunpfosten sein müssen. Auch der Zaun, soviel ist sicher, wird noch teurer, aber man komme wohl "mit einem blauen Auge davon", sagte Baudezernent Michael Wagner.
An diese Angebote sei die Stadtverwaltung gebunden, sagte Bürgermeister Reinhold Schäfer. Neu auszuschreiben sei wegen des Termindrucks auch keine Option. Der Spielbetrieb in der Liga ist längst angelaufen. Und der Auftrag zum Bau eines Teils der Stehstufen ist bereits erteilt, es wird schon gebuddelt im Stadion.
Hörte man sich die Räte aller Fraktionen an, dann wurde deutlich, dass für sie das Maß dessen, was sie auszugeben bereit sind, bereits erschöpft ist. Klaus Hahn regte an zu prüfen, ob es nicht ausreiche, nur die halbe Gegengerade mit Stehstufen auszustatten. Dann wäre man – von den Mehrkosten beim Zaun abgesehen – wieder im Mai-Budget. Werner Marquardt (FDP) meinte, er sei "bestürzt über die Kostensteigerungen". Nur die halbe Gegengerade mit Stehstufen zu versehen sähe aber wohl in der insgesamt schönen Arena "armselig" aus. Wolfgang Hallabrin (Freie Wähler) äußerte die Befürchtung, dass noch weitere Kosten, "scheibchenweise", in den nächsten Monaten dazukommen könnten.
Ulrich Teufel (SPD) fragte, ob sich die TSG Balingen, für deren Zwecke man schließlich das Stadion ertüchtige, nicht stärker an den Kosten beteiligen sollte. Schließlich habe der Verein durch höhere Zuschauerzahlen in der Regionalliga auch höhere Einnahmen. Dazu meinte Bürgermeister Schäfer, dass die TSG für einen Teil der für die Regionalliga notwendigen Ertüchtigungen selbst sorge; die Stadt wiederum sei nur für die Sicherheitsanforderungen zuständig. Zudem sei die Miete für das Stadion zuletzt erhöht worden, auch wenn, wie Schäfer einräumte, es sich dabei um "keine großen Summen" handele.
Weiter geht die Kosten-Diskussion im Gemeinderat am Dienstag, 25. September, Bis dahin sollen die endgültigen Zahlen für die Zaunanlage vorliegen. Das Gremium muss dann entscheiden, ob es für das Stadion und die Kicker weiteres Geld zur Verfügung stellen will.