Die Stadtwerke Balingen warnen vor einer aggressiven Drückerkolonne, die im Auftrag eines Münchner Stromanbieters telefonisch Kunden abwerben soll – und vorgeben, im Auftrag der Stadtwerke zu handeln. Foto: Maier

Drückerkolonne gibt vor, im Auftrag des Balinger Stromanbieters zu handeln - und fragt nach Bankverbindung.

Balingen - Achtung, Betrüger am Apparat: Kunden der Balinger Stadtwerke bekommen in letzter Zeit vermehrt Anrufe – angeblich im Auftrag oder von einem Mitarbeiter ihres Stromanbieters – und sollen eine Tarifumstellung telefonisch bestätigen. Dazu müssen sie ihre Bankverbindung angeben.

Achim Vosseler, Marketingleiter der Balinger Stadtwerke, weiß aus Erfahrung: Wenige Tage später flattert den Ahnungslosen eine "Vertragsbestätigung" von einem Münchner Stromanbieter ins Haus. Der dubiose Anbieter, der mit unzulässiger und irreführender Telefonwerbung auf Kundenfang gehe, handle auf keinen Fall im Auftrag der Stadtwerke. "Wir bekommen eine schriftliche Kündigung von dem Münchner Unternehmen und können nichts dagegen tun", sagt Vosseler. "Wir haben keine rechtliche Handhabe, uns sind die Hände gebunden."

Möglicherweise spiele dabei eine Rolle, dass die Stadtwerke Balingen ihren Kunden kürzlich mitgeteilt hätten, dass sie den Strom künftig günstiger bekommen, weil er günstiger eingekauft worden sei: "Sie haben das Schreiben im Hinterkopf und denken, dass sie den günstigeren Tarif bestätigen müssen." Das sei nicht der Fall: Weder hätten die Stadtwerke externe Unternehmen beauftragt, anzurufen, noch würden die eigenen Mitarbeiter telefonisch Tarifumstellungen anbieten und Kontodaten abfragen: "Einzugsermächtigungen werden von den Stadtwerken grundsätzlich nur schriftlich entgegengenommen."

Kunde hat 14-tägiges Rücktrittsrecht

Eine Möglichkeit gebe es allerdings noch, sollte man hereingelegt worden sein: Bei jedem Vertrag habe der Kunde ein 14-tägiges Rücktrittsrecht. Die Frist gelte nicht ab Datum des Anrufs, sondern erst ab Datum der schriftlichen Bestätigung: "Der Betrogene kann den Vertrag schriftlich widerrufen." Wie viele Kunden der Stadtwerke angerufen worden sind, weiß Vosseler nicht. Was er weiß: Es ist nicht das erste Mal, dass besagter Münchner Stromanbieter mit der betrügerischen Masche unterwegs ist.

Bereits im vergangenen Jahr habe es ähnliche Versuche gegeben, nicht nur bei Kunden der Stadtwerke Balingen, sondern bei vielen Stadtwerken, unter anderem in Albstadt: "Wir haben von den Anwälten des Münchner Stromanbieters eine Unterlassungserklärung bekommen. Deren Mitarbeiter rufen zwar nicht mehr an, aber die Firma beschäftigt jetzt Externe." Über die Homepage suche besagter Stromanbieter freie Mitarbeiter für eine Art Drückerkolonne, weiß Vosseler. Letztere seien nur schwer zu kriegen, geschweige denn sei ihnen etwas nachzuweisen. Denn einen Mitschnitt eines Telefonats gebe es nicht, und wenn man tatsächlich die Nummer des Anrufers notiere und versuche, zurückzurufen, sei die Leitung tot.

Im schlimmsten Fall gehe es gar nicht um einen neuen Stromanbieter, sondern um Betrug, warnt Polizeisprecher Peter Mehler. Denn habe man erst die Bankdaten herausgegeben, könnten sich die Unbekannten vom Konto der ahnungslosen Stadtwerke-Kunden bedienen.

Noch seien keine Betrugsfälle angezeigt worden, sagt Mehler. Aber nach wie vor gelte: "Die Kontodaten sollten niemals telefonisch preisgegeben werden. Und wenn man doch so leichtfertig war, sollte man regelmäßig die Kontobewegungen prüfen und im Zweifelsfall sofort Anzeige erstatten.