Eugen Straubinger, Roland Plehn, Karl-Heinz Rauch und Hans-Jörg Fink (von links) sehen die beruflichen Gymnasien im Kreis gut aufgestellt. Foto: Hertle

Rektoren sehen ihre Schulen nicht als zweitklassig. Informationsabende in Albstadt, Balingen und Hechingen.

Balingen/Zollernalbkreis - Die Rektoren der beruflichen Gymnasien im Zollernalbkreis sehen ihre Schulen nicht als zweitklassig an. Sie wollen beim landesweiten Tag der beruflichen Gymnasien am 7. Dezember in Fellbach ihre Häuser mit ihren Profilen selbstbewusst vertreten.

In Foren, Workshops und Gesprächen werden die seit 50 Jahren bestehenden beruflichen Gymnasien in Baden-Württemberg ihre 14 verschiedenen Profile vorstellen.

"Manche meinen noch, wir seien eine Art zweiter Bildungsweg", meint Eugen Straubinger, Leiter des beruflichen Gymnasiums Balingen. Dabei führe die Schule in den meisten Fällen auch zur allgemeinen Hochschulreife – und zu beruflichen und technischen Kenntnissen. Als Vorteil werten Straubinger und seine Kollegen die Verzahnung zwischen Berufs- und Schulausbildung sowie die Orientierung an Wirtschaft und Technik.

Gerade in Balingen seien sowohl Schüler als auch Auszubildende im gewerblichen Schulzentrum unter einem Dach, so Ines Mayer, Lehrerin und Pressereferentin an der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule. Hans-Jörg Fink, Leiter der kaufmännischen Walther-Groz-Schule in Albstadt, hebt die offene Tür in beiden Richtungen hervor zwischen den Schulen und den Unternehmen, die Berufsausbildung betreiben. "Die Schüler kommen in die Erwachsenenwelt", sagt Karl-Heinz Rauch, Rektor der Alice-Salomon-Schule in Hechingen. Das beschleunige den Reifeprozess, bestätigt Straubinger.

Doch machen die Schulleiter und Lehrer der beruflichen Gymnasien immer noch Vorurteile aus: So werde die Frage aufgeworfen, ob wirklich ein "richtiges" Abitur erreicht werden könne. Roland Plehn, der die Kaufmännische Schule Hechingen leitet, beklagt eine "Akademisierung der Bildung": Manchen Eltern sei nur das allgemein bildende Gymnasium samt allgemeiner Hochschulreife für ihre Kinder gut genug.

Doch machen die Schulleiter einen Trend in eine andere Richtung aus – vom allgemein bildenden wechseln Schüler zum beruflichen Gymnasium, und das keineswegs wegen schlechter Noten. Als einen Grund dafür sehen sie G8 an, bei dem in der Mittelstufe ein Jahr gekappt ist.

Nach Angaben Finks haben in dem beruflichen Gymnasien auch Migranten und Jugendliche mit Migrationshintergrund gute Chancen auf einen Schulabschluss und eine Berufskarriere.

In einer Zeit der zurückgehenden Schülerzahlen herrsche schon ein gewisser Konkurrenzkampf zwischen den Schularten, räumt Straubinger ein. Gleichwohl sieht er die beruflichen Gymnasien als "Oberstufe von Realschulen, Werkrealschulen und Gemeinschaftsschulen" gut aufgestellt. Nun gelte es, das Image zu verbessern. Ein 90-Sekunden-Video wird in Fellbach präsentiert.

Informationsabende gibt es am Mittwoch, 7. Dezember, ab 19 Uhr an der Kaufmännischen Schule Hechingen und am Donnerstag, 8. Dezember, ab 19 Uhr an der Hauswirtschaftlichen und Kaufmännischen Schule Albstadt, der Gewerblichen Schule Balingen und der Hauswirtschaftlichen Schule (Alice-Salomon-Schule) Hechingen.