Foto: Steffen Maier

Fans genießen Tage beim Festival in Balingen. Rahmenbedingungen geradezu optimal.

Balingen - Mit einem Feuerwerk ist die 21. Auflage des Metal-Festivals Bang Your Head am Samstagabend in Balingen zu Ende gegangen. Für die wirklichen Kracher aber waren zuvor die Musiker auf der Bühne zuständig. Dabei glänzten die "BYH-Hausband" Twisted Sister und Metal-Legende Udo Dirkschneider.

Drei Open-Air-Tage sind nicht ohne, auch wenn die Rahmenbedingungen geradezu optimal sind. Die Formkurve des Balinger Metal-Spektakels glich diesmal beinahe dem Thermometer. Leicht unterkühlt gestartet, waren die Fans spätestens am Donnerstagabend auf Betriebstemperatur. Und bei Twisted Sister am Freitag wurde kräftig abgefeiert – bis tief in die Nacht hinein.

Doch von Müdigkeit am letzten Festivaltag ist keine Spur, ganz im Gegenteil. Bereits zur frühen Stunde strömen die Metal-Jünger am Samstag auf das Balinger Messegelände, nach den Thrash-Metal-Orgien am Freitag lockt ein abwechslungsreicherer Mix. Den Auftakt besorgen dabei Black Trip mit ihrem klassischen Metal-Sound. Genau das Richtige nach einer harten Partynacht zum gemütlichen Mitgrooven. Zwar sind die Mädels von Girlschool schon etwas älter, doch als Vorreiter des weiblichen Hard Rocks sind sie heute noch genauso energiegeladen wie vor 30 Jahren.

Nicht nur die Anhänger symfonischer Klänge dürften sich danach über den Auftritt von Delain gefreut haben. Denn mit Charlotte Wessels hat die Truppe um den ehemaligen Keyboarder von Within Temptation Martijn Westerholt einerseits eine grandiose Stimme, andererseits auch gleich noch eine attraktive Frontfrau. Anschließend läuten Tankard die letzten Stunden standesgemäß ein. Raubeinig und gewohnt fannah servieren die Frankfurter Thrash-Anhänger ihre biergeschwängerte Musik – lecker.

Ganz entspannt genießen auch "Metallhoschi" und seine Kameraden vom BYH-Fanforum das bunte Treiben auf der Bühne. "Wir sind hier wie eine große Familie, so ein Erlebnis gibt es sonst nirgendwo", sagt er. Fast kein Festival haben er und seine Mitstreiter bisher verpasst. Eine Erfahrung, die auch Vincenzo und seine Freundin Laura aus der Nähe von Mailand gemacht haben. Obwohl zum ersten Mal in Balingen, hätten sie sich gleich wohl gefühlt und auf dem Campingplatz Anschluss gefunden. Fast eine ganze Woche haben die beiden jungen Italiener in Balingen verbracht, die Stadt erkundet und Fotos gemacht, vom schmucken Zollernschloss etwa. Und vor dem Warm-up am Mittwochabend hätten sie sich auch noch die Kunstausstellung in der Stadthalle angeschaut – bellissima. Nächstes Jahr wollen sie wiederkommen.

Mittlerweile stehen Great White auf der Bühne und entführen in die gute alte Zeit der L.A.-Bands. Dann heizen die deutschen Grave Digger das Publikum an, bevor die Urgesteine von Uriah Heep nostalgische Klänge spielen. Als dann Udo Dirkschneider die große Bühne entert, kennen die Festivalgänger kein Halten mehr. Ob Accept-Klassiker wie "Princess of the dawn" oder U.D.O.-Klassiker, der Ausnahmesänger aus Wuppertal ließ einen sagenhaften BYH-Chor entstehen – Gänsehaut pur. Nach einer solchen Legende hatte es der eigentliche Headliner etwas schwer, auch wenn Iced Earth ein brillantes Set spielten. Für viele Metal-Fans war aber trotzdem nach Dirkschneider Schicht im Schacht, die Ausdauerndsten feierten dagegen mit den Gothic-Metal-Veteranen von Crematory noch zünftig in der Messehalle.

Festival-Macher Horst Franz zeigte sich vor den Fans zufrieden, lobte die Atmosphäre und sein Publikum. Und ein Hochkaräter für das kommende Jahr stehe auch bereits fest: Vince Neil, Ex-Frontmann der Glam-Metal-Band Mötley Crüe.